Hoffnung für Kunden Was sich ein Jahr nach dem Air-Berlin-Aus geändert hat

Düsseldorf · Der Insolvenzverwalter hat die Rückzahlung des Übergangskredits angekündigt. Dazu macht er Kunden Hoffnung, deren Tickets in Folge der Pleite verfallen waren.

 Die Airline der roten Herzen: Am 15. August 2017 wurde ihr Ende besiegelt.

Die Airline der roten Herzen: Am 15. August 2017 wurde ihr Ende besiegelt.

Foto: picture alliance / Paul Zinken/d

Nur wenige Firmenpleiten haben für größeres Aufsehen gesorgt als die Insolvenz von Air Berlin vor einem Jahr am 15. August 2017, jetzt zeigen sich die Folgen in vielen damals nicht erwarteten Details. Eine Nachricht verkündete Insolvenzverwalter Lucas Flöther am Dienstag: Er werde möglicherweise in der Lage sein, den vom Bund damals gewährten Übergangskredit in Höhe von 150 Millionen Euro ganz zurückzuzahlen, sagte er. Dies könne „im Laufe der nächsten Jahre“ erreicht werden.

Ein Sprecher von Flöther erklärte auf Anfrage, woher das Geld kommen solle, nachdem bereits rund 75 Millionen Euro zurückgezahlt wurden. So würden zu Unrecht nach der Insolvenz ausgezahlte Gelder zurückgefordert. Und Flöther fordere Kautionen von Flughäfen zurück, die Air Berlin einst zur Abwicklung des Flugbetriebes bezahlt hatte.

Dabei gibt es auch noch eine kleine Hoffnung für die 1,2 Millionen weiteren Gläubiger von Air Berlin, viele von ihnen Inhaber von verfallenen Tickets: Flöther plant eine Klage gegen die arabische Airline Etihad, die als Hauptaktionär öffentlich verkündet hatte, Air Berlin trotz Verlusten noch längere Zeit weiter zu unterstützen. Diese Zusage wurde vor einem Jahr plötzlich zurückgezogen was den Insolvenzantrag erzwang. Die 150 Millionen Euro des Bundes halfen dann zwar, den Flugbetrieb noch einige Wochen aufrechtzuhalten, um vielen hunderttausenden Urlaubern die Rückreise zu ermöglichen – doch die Zerschlagung von Air-Berlin war unvermeidbar.

Größter Sieger dabei ist der Lufthansa-Ableger Eurowings, dem bisher 77 der früheren rund 140 Flugzeuge von Air Berlin zufielen. Doch entgegen Befürchtungen hat es Eurowings bisher nicht geschafft, die Position als uneingeschränkte Nummer Eins im deutschen Flugverkehr nach dem Ende des Hauptwettbewerberbers für Preiserhöhungen auf breiter Front auszunutzen. Ab Berlin erhielt Easyjet rund 20 Jets inklusive Mannschaft. In Düsseldorf gingen Condor, Tui, Germania sowie Ryanair und deren Ableger Laudamotion verstärkt oder neu an den Start.

Integration von Air-Berlin-Teilen sorgen für Verspätungen

„Die meisten Lücken aus der Insolvenz vor Air Berlin wurden geschlossen“, sagt Peter Berster vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Allerdings haben Eurowings und Lufthansa auf einer Reihe wichtiger innerdeutscher Strecken wie Hamburg-München, Düsseldorf-Hamburg oder Düsseldorf-München ein neues Monopol aufgebaut, weil kein Wettbewerber in die Fußstapfen von Air Berlin trat. „Auf eher touristischen Strecken ist der Wettbewerb so hart wie nie“, sagt der Unternehmensberater Heinrich Großbongardt, „aber auf den neuen Monopolstrecken spüren die Passagiere die neue Marktmacht von Eurowings und Lufthansa.“

Er weist auch daraufhin, dass die massenhaften Verspätungen vieler Airlines in den letzten Monaten stark mit der Integration von Air-Berlin-Teilen zusammenhingen. „Die Passagiere zahlen die Folgen dieser Übergangskrise.“

Auch für den Flughafen Düsseldorf sowie die Belegschaft ist die Bilanz ein Jahr nach der Insolvenz durchwachsen: Der Airport rechnet als einst wichtigster Airport von Air Berlin zwar damit, dieses Jahr wieder ähnlich viele Passagiere abzuwickeln wie im Rekordjahr 2017. Es gelang Flughafenchef Thomas Schnalke auch, die Eurowings-Langstreckenflotte von Köln nach Düsseldorf weg zu locken. Doch abgesehen von New York und Miami werden von Eurowings in Übersee vorerst keine wirklichen Ziele für Geschäftsreisende angeflogen – da hatte Air Berlin mit Boston oder San Francisco mehr zu bieten.

Schätzungsweise rund 85 Prozent der einst rund 8000 Mitarbeiter von Air Berlin haben einen neuen Job gefunden – auch das ist ein gewisser Erfolg, obwohl angesichts der boomenden Luftfahrtbranche auch nicht extrem erstaunlich. Allerdings haben viele Beschäftigte Einbußen hinnehmen müssen. „Ich weiss von Lohnverlusten bis zu 40 Prozent, da gibt es große Probleme“, sagt Christine Behle, Bundesvorstand bei Verdi.

Während Easyjet die Übernahme von 1000 Air-Berlinern mit Verdi geregelt habe, sei der Wechsel zu Eurowings häufig viel schwieriger gewesen. Insgesamt stellte Eurowings im letzten Jahr rund 3000 neue Leute ein – sehr oft von Air Berlin. Jetzt versucht Verdi, einen Manteltarifvertrag für die Integration von rund 1000 früheren Air-Berlin Stewards und Stewardessen bei Eurowings durchzusetzen.

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