Tourismus Was Türkei-Reisende jetzt beachten müssen

Berlin/Bonn · Ein Bonner Reisebüro beobachtet seit zwei Jahren einen deutlichen Buchungsrückgang bei Türkeireisen. Die Lage dürfte sich jetzt noch einmal verschärfen: Fragen und Antworten.

Alanya war eine Hochburg deutscher Touristen, heute sind dort kaum noch Bundesbürger anzutreffen. Nach den verschärften Reisehinweisen werden nun noch mehr Deutsche Erdogans Türkei fernbleiben.

Warum betrifft der politische Streit zwischen Deutschland und der Türkei normale Urlauber?

Die Bundesregierung erwidert die vermutlich grundlose Inhaftierung deutscher Staatsbürger mit einer diplomatischen Feinheit. Das Auswärtige Amt hat die Reisehinweise für die Türkei verschärft formuliert und explizit auf den Umstand hingewiesen, dass Reisende dort festgenommen und ohne konsularischen Beistand festgehalten werden könnten. Auch raten die Diplomaten von öffentlicher Kritik an der türkischen Regierung ab. Wer abends beim Bier über Präsident Erdogan meckert, kann demnach schnell in Polizeigewahrsam landen. So lautet die Botschaft der Diplomaten, die somit von Reisen an den Bosporus oder die Feriengebiete am Mittelmeer abraten.

Dürfen bereits gebuchte Reisen nun kostenlos storniert werden?

Auf eine Absage ohne Kosten besteht derzeit kein Anspruch. Denn das ist nur bei einer offiziellen Reisewarnung der Bundesregierung der Fall, die derzeit nur für sieben Länder gilt, zum Beispiel Syrien oder den Jemen. Im Falle der Türkei hat das Außenministerium keinen expliziten Verzicht auf einen Besuch in die Reisehinweise aufgenommen. Dort heißt es lediglich: „Personen, die aus privaten oder geschäftlichen Gründen in die Türkei reisen, wird zu erhöhter Vorsicht geraten.“ Und der Deutsche Reiseverband (DRV) sieht derzeit noch keinen Grund für die Veranstalter, bereits geplante Reisen abzusetzen. Erst wenn Leib und Leben in Gefahr sind, wird eine Reisewarnung ausgesprochen.

Ist die Türkei generell ein unsicheres Reiseziel?

Die türkische Tourismuswirtschaft leidet nicht nur unter den zwischenstaatlichen Problemen, obwohl die Zielgebiete im östlichen Mittelmeer als weitgehend sicher gelten. Die Türkei wird immer wieder von Terroranschlägen heimgesucht. Daher rät das Außenministerium dazu, sich von großen Menschenansammlungen, insbesondere in den Städten, fernzuhalten. Unsicher ist auch das Gebiet an den Grenzen zu Syrien und dem Irak.

Worauf sollten Reisende achten, die trotz der Krise dorthin fliegen möchten?

Reisende sollten sich in den Konsulaten oder der deutschen Botschaft in Istanbul in die sogenannte Krisenvorsorgeliste eintragen lassen. „Im Falle von Pauschalreisenden kann dies jedoch dadurch ersetzt werden, dass der Reiseveranstalter sich in einem Notfall an die zuständige Auslandsvertretung wendet und – soweit erforderlich – die von ihm erfassten Buchungsdaten zur Verfügung stellt“, heißt es beim Reiseverband. Darüber hinaus können sich Türkeiurlauber auf der Internetseite des Außenministeriums über aktuelle Entwicklungen im Feriengebiet informieren.

Wie wichtig ist die Tourismus-Wirtschaft für die Türkei?

Die Branche ist ein immens wichtiger Arbeitgeber und Devisenbringer. Nach Angaben des Portals Statista trägt der Fremdenverkehr in der Türkei allein 12,5 Prozent zur gesamten Wirtschaftsleistung des Landes bei.

Welche Erfahrungen machen Bonner Reisebüros?

Das Reisebüro „Der Ferienplaner“ in Beuel beobachtet bereits seit zwei Jahren, dass die Buchungen für Ziele in der Türkei zurückgehen. „Heute sind Türkeireisen ein Produkt, das man kaum noch verkaufen kann“, sagt Heike Matuszek-Rickert. Früher sei es „die“ Feriendestination für Familien mit Kindern gewesen, nachdem Ägypten und Tunesien wegen der Terroranschläge nicht mehr infrage kamen. Doch jetzt führen Familien gar nicht mehr. Die Türkei-Pauschalreisen mit „all inclusive“ hätten ein hervorragendes Preis-Leistungsverhältnis gehabt. Statt zwei Wochen in die Türkei führen ihre Kunden nun zehn Tage nach Spanien oder Griechenland.

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