Fragen und Antworten Was Sie zum Verbot von Einwegplastik wissen sollten

Brüssel · Bis in zwei Jahren sollen alle Kunststoffartikel verschwinden, für die es bereits Ersatz gibt. Wir beantworten die wichtigsten Fragen rund um das Einwegplastikverbot.

26 Millionen Tonnen Plastikmüll fallen jedes Jahr in den 28 EU-Mitgliedstaaten an. Ein Großteil davon landet im Meer. Am Mittwoch haben die Kommission, das Parlament und die Vertreter der Regierungen beschlossen: In zwei Jahren werden die ersten Kunststoffartikel verboten. Verbraucher können Milliarden sparen.

Welche Kunststoffartikel verbietet die EU?

Von diesem ersten Schritt im Kampf gegen den Plastikmüll sind Produkte betroffen, für die es längst bessere Alternativen gibt. Dazu gehören Plastikgeschirr und -besteck, Trinkhalme aus Kunststoff, Luftballonhalter, Wattestäbchen und Lebensmittelbehälter aus expandiertem Polystyrol, wie sie häufig verwendet werden, um Obst oder Gemüse zu verpacken.

Werden Luftballons auch verboten?

Tatsächlich war das zunächst erwogen worden. Aber das Europäische Parlament hat diesen Gedanken verworfen. Den Luftballon zum Geburtstag soll es also auch künftig geben, weil es noch keinen ökologisch besseren Ersatz gibt.

Was folgt denn in Zukunft?

Die Unterhändler der drei EU-Institutionen haben auch die nächsten Maßnahmen bereits verabschiedet. So dürfen in fünf Jahren Einwegflaschen aus Kunststoff nur noch dann verkauft werden, wenn die Deckel mit der Flasche fest verbunden sind. Damit will die EU verhindern, dass diese Deckel in der Umwelt landen. Deutschlands Umweltministerin Svenja Schulze scheiterte mit dem Versuch, für solche Behältnisse ein Pfandsystem aufzubauen.

Beteiligen sich die Hersteller an den Kosten für die Beseitigung?

Ja, dies ist ebenfalls am Mittwoch beschlossen worden. Was die wenigsten wissen: Auch Zigarettenstummel enthalten Plastikteilchen. In der EU gibt es konkrete Überlegungen, die Hersteller der Glimmstängel zu verpflichten, für die Entsorgung der Kippenreste aufzukommen. Die Produzenten würden dann am Aufwand für die Reinigung von Wegen und Straßen beteiligt. Für eine Reihe weiterer Produkte (zum Beispiel Feuchttücher und Kosmetika wie Epiliercremes) wird es eine strenge Kennzeichnungspflicht geben. So sollen die Verbraucher besser darüber informiert werden, dass diese Artikel Kunststoffpartikel enthalten, die negative Auswirkungen auf die Umwelt haben.

Und was bringen die Beschlüsse unter dem Strich?

Die Brüsseler EU-Kommission hat ausgerechnet, dass durch dieses Verbot der Ausstoß von 3,4 Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr verhindert würde. Verbraucher dürften bis zu 6,5 Milliarden Euro im Jahr sparen. Um das ganze Ausmaß zu veranschaulichen, helfen diese Zahlen: Ein Trinkhalm scheint kaum der Erwähnung wert. Aber jeder EU-Bürger verbraucht pro Jahr 71 solcher Trinkhalme, macht zusammen 3,6 Billionen im Jahr. Und die werden kaum länger als ein paar Minuten benutzt, könnten aber leicht durch einen klassischen Strohhalm ersetzt werden – der heißt nämlich nicht nur so, er wurde ursprünglich auch aus Stroh hergestellt.

Warum dauert es noch zwei Jahre, bis das Verbot in Kraft tritt?

Zum einen brauchen die Mitgliedstaaten noch Zeit, um die neue Kunststoffstrategie in nationales Recht zu übernehmen. Zum zweiten will die EU den Herstellern und Anbietern Zeit geben, ihre Produktion umzustellen. Diese wissen jetzt, was auf sie zukommt. In den Brüsseler und Straßburger EU-Institutionen hat man Plastikbecher und andere Produkte bereits aussortiert und ersetzt.

Warum werden Plastiktüten nicht auch verboten?

Es gibt ja bereits EU-Vorschriften zum Umgang mit Plastiktüten. Für Einkaufstaschen aus Kunststoff muss der Kunde im Supermarkt einen Aufpreis zahlen. Die dünnen Tüten, die vor allem im Lebensmittelhandel für Obst, Gemüse, Fleisch, Fisch oder Wurst benutzt werden, sollen auf Dauer ebenfalls verschwinden. Hier braucht der Handel allerdings noch geeignete Alternativen, um die Hygiene sicherzustellen. Das Gleiche gilt für Mehrwegkaffeebecher, die in vielen Coffeeshops Einzug halten.

Was ist aus den Überlegungen zu einer Plastiksteuer geworden?

Bisher nichts. Unklar ist, ob dieser Vorstoß noch einmal aufgegriffen wird, wenn über festgelegte Recyclingquoten für die Mitgliedstaaten diskutiert wird.

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