Kommentar zum Schuldneratlas Vorbild Baden-Württemberg

Meinung | Bonn · Was hilft gegen Überschuldung? Aufklärung. Damit muss möglichst früh angefangen werden: in der Schule. Ein Kommentar zum aktuellen Schuldneratlas.

Der Schuldneratlas gibt nicht nur Auskunft darüber, in welchen Regionen die Menschen besonders stark in der Kreide stehen. Er ist immer auch ein Spiegel der sozialen Verhältnisse. Das wird deutlich, wenn Creditreform die Verschuldungsdaten demnächst nach Postleitzahlgebieten aufschlüsselt. Wo Menschen mit niedrigerem Bildungs- und Einkommensniveau oder ohne Job leben, ist die Zahl der überschuldeten Privatpersonen in der Regel höher.

Das trifft auf die sozialen Brennpunkte in den Städten zu, ebenso auf strukturarme Gebiete fernab der Zentren – überall da, wo die Mieten noch halbwegs erschwinglich sind. Dort ist eine Bevölkerungsgruppe zu Hause, die offenbar dazu neigt, die eigene Finanzkraft zu überschätzen und die Risiken von Kreditgeschäften zu unterschätzen. Angefixt von scheinbar verlockenden Null-Prozent-Finanzierungen, lässt man sich zu Anschaffungen verleiten, die man sich gar nicht leisten kann. Ein Konsumverhalten, das man allerdings quer durch alle sozialen Schichten antrifft.

So sehr das gute Konsumklima immer wieder beschworen wird: Die alljährlich steigende Überschuldungsquote ist eine Schattenseite, die stärker in den Blick genommen werden muss. Wenn mehr als jeder zehnte NRW-Bürger nicht in der Lage ist, Schulden zu begleichen oder massive Zahlungsschwierigkeiten hat, dann ist das schon ein deutliches Warnsignal.

Was hilft? Die Aufklärungsarbeit muss intensiviert werden – nicht erst in Schuldnerberatungsstellen. Vielmehr muss der richtige Umgang mit Geld, überhaupt eine finanzielle Allgemeinbildung, in den Schulen forciert werden. Baden-Württemberg hat es vorgemacht: Dort gibt es „Wirtschaft“ als verpflichtendes Schulfach bereits in der Sekundarstufe I. NRW ist in dieser Hinsicht rückständig.

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