Ford Focus: Sparsamer Asphaltcowboy

Mit der neuen Focus-Generation möchte Ford die automobile Kompaktklasse gehörig aufmischen. Die Chancen dafür stehen gut. Nicht zuletzt dank einer breiten Selbstzünder-Palette und exzellent abgestimmtem Fahrwerk.

 Die neue Generation des Ford Focus startet in Deutschland am 9. April.

Die neue Generation des Ford Focus startet in Deutschland am 9. April.

Foto: Werksfotos

Die Erwartungen zum Start am 9. April sind hoch: 50 000 Einheiten des neuen Kompakten wollen die Kölner im Jahr 2011 in Deutschland an Mann oder Frau bringen. Einen zentralen Beitrag dazu soll die neue Generation von Dieselmotoren leisten, die aufgrund des beim Focus so wichtigen Flottengeschäfts einen Absatzanteil von 50 Prozent und mehr ausmachen dürfte.

Das Zeug dazu haben die neuen Selbstzünder jedenfalls: Ihr Leistungsspektrum deckt eine Bandbreite von 70 kW/95 PS bis 120 kW/163 PS ab. Durch die Bank bringen sie dabei rund 30 Nm mehr Drehmoment auf die Straße als ihre Vorgänger.

Ähnliches gilt für die kürzlich bereits vorgestellten neuen Benziner, allen voran die beiden 1,6-Liter-EcoBoost-Vierzylinder-Ottomotoren mit 110 kW/150 PS und 134 kW/182 PS.

In Sachen Verbrauch haben die Kölner kräftig an der Sparschraube gedreht. So kommt etwa der neue Einstiegsdiesel auf einen Normverbrauch von 4,2 Litern auf 100 Kilometern, was einem CO2-Ausstoß von 109 Gramm entspricht.

Alle Selbstzünder sollen schon zum Verkaufsstart des Fünftürers zur Verfügung stehen. Die viertürige Limousine und der bei Ford "Turnier" genannte Kombi folgen Ende Mai. Ein Jahr später soll das Elektroauto "Focus Electric" die Vision vom abgasfreien Fahren realisieren. Die Ladestandsanzeige soll dann übrigens - niedlicherweise - in Form von im Display angezeigten Schmetterlingen symbolisiert werden.

Gar nicht flatterhaft, sondern überaus souverän dreht der 2,0-Liter-Vierzylinder-Turbodiesel im für erste Testfahrten bereitstehenden Fünftürer seine Runden. In der aktuell höchsten Leistungsstufe ist er mit der "Powershift" getauften Sechsgang-Automatik kombiniert, die ohne nennenswerte Schaltpausen geschmeidig die Gänge wechselt.

Dabei kommt der Vorzeige-Selbstzünder für einen Diesel bemerkenswert leichtfüßig aus den "Puschen". Den Standardsprint von null auf 100 km/h schafft er in respektablen 8,9 Sekunden. Schon im Drehzahlbereich ab 2 000 U/min erreicht das Kompaktpaket sein maximales Drehmoment von 340 Nm.

Tritt man zudem beherzt aufs Gaspedal, wird die souverän, aber unprätentiös durch den Alltagsverkehr gleitende PS-Kutsche schlagartig zum unerschrockenen Asphaltcowboy, dem aber auch beim rasanten Testritt durch die kurvenreichen Pisten Andalusiens nie die Pferdchen durchgehen.

Will man dem Kompaktklässler noch weiter die Sporen geben, kann man die Fahrstufe "S" wie "Sport" wählen. Wer die Gänge manuell wechseln möchte, muss die seitlich am Alu-Knauf des Wählhebels befindlichen Pfeiltasten mit den Daumen bedienen.

Das ist nicht nur gewöhnungsbedürftig, sondern eigentlich auch überflüssig. Denn schon der normale Fahrmodus in Stellung "D" bringt den fünftürigen Focus flotter und verbrauchsärmer "um die Ecke", als das von Menschenhand vermutlich möglich wäre.

Die neuerdings elektrische statt bisher elektro-hydraulische Servolenkung arbeitet angenehm neutral und trotzdem auf den Punkt präzise: Gehorsam folgt der Fronttriebler jedem Lenkimpuls des Ideengebers am Steuer.

Dafür verantwortlich ist auch das "Torque Vectoring", ein für die Kölner Kompaktklasse neu entwickelter elektronischer Drehmomentverteiler, der wie eine elektronische Differenzialsperre wirkt, indem er durch gezielte Eingriffe an der angetriebenen Vorderachse jede Untersteuertendenz auf der Stelle unterbindet.

Das klingt nicht nur gut, sondern funktioniert auch: Die Bodenhaftung wird derart verbessert, dass es auch für Otto-Normal-Vielfahrer deutlich spürbar ist. Der für einen derart kraftstrotzenden Motor mit 5,3 Litern Diesel auf 100 Kilometern angegebene Normverbrauch kann in der Praxis nicht erreicht werden und lag bei der Testfahrt bei rund 7,5 Litern Diesel. Aufschluss darüber gibt das gut im Blickfeld des Fahrers liegende Multifunktionsdisplay.

Viele Funktionen erfüllen auch die für den neuen Focus verfügbaren Assistenzsysteme. In Sachen Sicherheit haben die Kölner Ausstattungspakete geschnürt, die in der Kompaktklasse ihresgleichen suchen.

Dazu gehören unter anderem die auch bei Nieselregen zuverlässig funktionierende Verkehrsschild-Erkennung, ein Müdigkeitswarner, eine automatische Einparkhilfe sowie Toter-Winkel-, Fahrspur- und Notbremsassistenten für den Stadtverkehr.

Wer das ganze Programm will, zahlt hierfür je nach Modell und Ausstattung bis zu 1 375 Euro extra. Aber schon ein Aufpreis von einigen 100 Euro auf den Einstiegspreis von 19 600 Euro für den 70 kW/95 PS starken 1,6-Liter-Basisdiesel hievt ein Ausstattungspaket an Bord des Focus, das sowohl optisch als auch technisch einiges hermacht.

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