Höhere Netzentgelte Gas wird 2019 teurer

Bonn · Zum Jahresbeginn müssen Verbraucher mit höheren Gaspreisen rechnen. Wie sich das 2019 in Bonn und der Region auswirkt, ist noch unklar: Die meisten Unternehmen legen sich noch nicht fest.

Private Gasverbraucher in Deutschland müssen Anfang 2019 mit steigenden Preisen rechnen. Die Entgelte für die Nutzung der Gasnetze, die ungefähr ein Viertel der Gaspreise ausmachen, werden im bundesweiten Durchschnitt um rund ein Prozent steigen, teilten die Internet-Portale Verivox und Check24 unabhängig voneinander mit.

Ob auch bei Anbietern aus dem Raum Köln/Bonn der Gaspreis steigt, ist unklar: Viele Energieversorger lassen sich inzwischen nur ungern in die Karten schauen, wenn es um die Preisgestaltung geht. Die meisten reagierten auf Anfrage zurückhaltend – auch aufgrund des schärfer gewordenen Wettbewerbs.

Gegenwärtig hätten mehr als 30 regionale Gasversorger Preiserhöhungen von durchschnittlich sieben Prozent angekündigt, heißt es bei Verivox. Ein Durchschnittskunde mit einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden muss damit rund 80 Euro pro Jahr mehr bezahlen. Check24 hat berechnet, wie hoch das Sparpotenzial bei einem Anbieterwechsel ist. Wenn Familien aus der Grundversorgung zu einem der zehn günstigsten Alternativanbieter wechselten, zahlen sie durchschnittlich 474 Euro weniger, so das Portal bezogen auf einen Jahresverbrauch von 20 000 Kilowattstunden. Im bundesweiten Vergleich liegt NRW genau auf diesem Niveau. Das größte Sparpotenzial gibt es demnach in Thüringen (605 Euro), das niedrigste in Baden-Württemberg (442 Euro). „Trotz der vergleichsweise niedrigen Preise war ein Wechsel des Gasanbieters selten so lukrativ wie heute“, sagt Oliver Bohr, Geschäftsführer Energie bei Check24.

Unternehmen aus der Region zurückhaltend

Wie sieht die Entwicklung bei Versorgungsunternehmen in der Region aus? „Wir werden zum Jahreswechsel den Gaspreis nicht erhöhen“, sagt Christoph Preuß, Sprecher von Rheinenergie in Köln. „Der weitere Jahresverlauf 2019 ist jetzt noch nicht absehbar.“ Keine Stellungnahme gibt es derzeit vom Versorger Belkaw aus Bergisch Gladbach: „Wir sind noch in der Berechnungsphase“, so ein Sprecher. Auch Agger-Energie in Gummersbach teilte auf Anfrage mit, dass es noch keine Entscheidung gebe.

„Wir beobachten ständig den Markt, der sich in einem sehr intensiven Wettbewerb befindet“, sagte Veronika John, Sprecherin der Stadtwerke Bonn. Die schärfer gewordene Konkurrenzsituation ist denn auch der Grund, warum Rhenag öffentlich keine Angaben mehr zur Preisentwicklung macht. Selbst die Zahl der Gaskunden mag der Kölner Versorger nicht herausgeben. Diese sitzen traditionell vor allem im rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis. Früher habe man sich mit der Veröffentlichung von Daten leichter getan, so Sprecher Detlef Albert. Inzwischen seien viele Unternehmen vorsichtiger, sie seien durch die Konkurrenzsituation sensibilisiert.

„Der Wettbewerb ist so intensiv geworden, dass wir über die Medien keine Preispolitik kommunizieren wollen“, sagt der Rhenag-Sprecher. Die Daten würden von teils aggressiv agierenden Mitbewerbern aufgenommen, die dann unmittelbar in den Stammgebieten des Unternehmens versuchten, Kunden zum Wechsel zu bewegen. Dabei könne es vorkommen, dass Kunden mit Billigangeboten gelockt würden. Im zweiten Jahr folge dann aber ein happiger Preisaufschlag. Die Rhenag, so Albert, ziehe es vor, ihre Kunden „bilateral“ über die Preise zu informieren und sie zu beraten.

Energieagentur: Kunden wechseln häufiger

Zwar wechselten Gaskunden ihren Anbieter nicht so schnell wie die Stromkunden. Dennoch sei Bewegung in den Markt gekommen, sagt Lars Klitzke, Berater von der Bonner Energieagentur. „Die Treue zum Anbieter ist allgemein nicht mehr so ausgeprägt wie vor zehn Jahren“, sagt er. Die Bevölkerung sei inzwischen stärker sensibilisiert, wenn es um Kosten gehe. Und ein Wechsel des Anbieters könne heute meist zügig vollzogen werden.

Was ist bei einem Wechsel zu beachten? „Man sollte auf eine kurze Vertragslaufzeit achten – das heißt ein Jahr“, erklärt Klitzke. „Auch sollte ein Sonderkündigungsrecht für den Fall einer Preiserhöhung enthalten sein.“ Und: Die Preise müssten transparent dargestellt sein – das sei nicht immer der Fall. Denn manch ein verlockendes Angebot sei mit versteckten Kosten verbunden, etwa in Form von Erstaufnahme- oder Wechselgebühren. Bei Unklarheiten oder Beratungsbedarf könnten sich Kunden an Verbraucherzentralen oder die Energieagentur wenden, so Klitzke.

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