Bankenkrise Ein Euro für die Krisenbank Banco Popular

Madrid · Santander übernimmt die spanische Banco Popular für einen Euro und muss dafür aber für deren Schulden aufkommen. Die Aktionäre bluten, nicht der Steuerzahler.

 Eine Frau hebt Geld von einem Automaten der Banco Popular in Madrid ab.

Eine Frau hebt Geld von einem Automaten der Banco Popular in Madrid ab.

Foto: dpa

Die Finanzmärkte hatten schon länger das Vertrauen in Spaniens Banco Popular verloren. Berichte über Milliardenverluste aus Immobiliengeschäften sorgten dafür, dass die Aktienkurse des sechstgrößten Bankhauses der Nation in den Keller rutschten. Hinter den Kulissen wurde hart verhandelt, um einen Zusammenbruch zu vermeiden, der die iberische Wirtschaft erschüttert hätte. Nun verkündeten die Aufsichtsbehörden die rettende Lösung: Spaniens Großbank Santander übernahm am Mittwoch zum symbolischen Preis von einem Euro die Pleitebank.

Öffentliche Hilfsgelder sollen in diesem Falle nicht fließen, versicherten die spanischen und europäischen Bankaufsichtsbehörden. Dafür müssen die mehr als 300 000 Aktionäre der Banco Popular bluten: Ihre Anteilsrechte sind nichts mehr wert, sie verlieren ihre Investitionen, da der Kapitalwert des heruntergewirtschafteten Bankhauses heute bei Null liegt. Die Konten und Depots der 4,6 Millionen Banco-Popular-Kunden sind derweil sicher und gingen mit Stichtag 7. Juni in den Bestand der Santander-Bank über.

Die Santander-Gruppe, nach Börsenwert zweitgrößtes Geldhaus Europas, schwingt sich mit dieser Notübernahme zum absoluten Marktführer Spaniens auf. Im Nachbarland Portugal, wo die Banco Popular ebenfalls präsent war, wächst Santander zur größten Privatbank.

Santander-Chefin Ana Patricia Botín sagte, dass man die Eingliederung und Sanierung des notleidenden Konkurrenten mit einer Kapitalerweiterung von sieben Milliarden Euro finanzieren werde. Das frische Geld soll vor allem in die Rücklagen fließen, um Abschreibungen aus den faulen Immobilienanlagen der Banco Popular abzufedern.

Faule Kredite in Höhe von 37 Milliarden Euro

Die Bank, die 1800 Filialen und 12 000 Beschäftigte hat, soll toxische Werte aus Krediten und Immobilien in Höhe von 37 Milliarden Euro mitschleppen. Rund die Hälfte dieser Altlasten will Botín schnell abstoßen – das heißt also verscherbeln.

Die im letzten Moment abgewendete Pleite der Banco Popular wirft ein Licht darauf, dass Spaniens Finanz- und Immobilienkrise noch nicht restlos überwunden ist. Spaniens Bankenbranche musste in 2012 mit einem Notkredit von 41 Milliarden vom Euro-Rettungsfonds gestützt werden. Die Banco Popular beantragte damals keine Hilfe, obwohl die faulen Werte – wie man inzwischen weiß – schon die Bilanz belasteten. Vermutlich werden Gerichte entscheiden müssen, ob Managementfehler oder Bilanzmanipulationen zum Absturz des Bankhauses beitrugen.

Die Europäische Zentralbank (EZB), oberste Bankaufsicht der EU, teilte in einer Erklärung mit, dass die Banco Popular zuletzt nicht mehr in der Lage gewesen sei, ihre Schulden und andere finanzielle Verpflichtungen zu bedienen und somit nicht überlebensfähig war. Deswegen habe die europäische Bankenabwicklungsbehörde SRB eingegriffen, die seit 2016 für solche Krisenfälle zuständig ist.

Die SRB, die das erste Mal interveniert, habe dem symbolischen Verkauf des maroden Instituts zugestimmt und alle Werte der Banco Popular auf die Santander übertragen. Diese Rettungsaktion sei „im öffentlichen Interesse, weil dadurch alle Sparer geschützt sind und die finanzielle Stabilität gesichert ist“.

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