Kommentar zur Cyber-Attacke Angriff auf Alle

Meinung · Wieder haben Hacker Unternehmen angegriffen. Doch ihre Zielscheibe sind alle Menschen, überall. Warum Staaten nur gemeinsam gegen die Internet-Kriminellen vorgehen können.

 Die Reederei Maersk gehört zu den Opfern der neuen Cyber-Attacke.

Die Reederei Maersk gehört zu den Opfern der neuen Cyber-Attacke.

Foto: AP

Es ist die zweite große Angriffswelle auf Computer in diesem Jahr. Und wieder sind vor allem Unternehmen Opfer der Internetkriminellen. Trotzdem sind die Cyberattacken kein reines Wirtschaftsproblem. Sie stellen eine unterschätzte Bedrohung für alle Menschen, überall auf der Welt dar.

Sicherheitsexperten warnen seit langem vor Terrorattacken auf Infrastruktur. Wenn es den Angreifern gelingt, Internetanbindung, Strom- oder Trinkwassernetze lahmzulegen, droht eine Katastrophe. Dass die Urheber des jetzigen Virus es offenbar nicht auf das Geld ihrer Opfer abgesehen haben, ist dabei ein eher verstörendes als beruhigendes Detail.

Trotz dieser Bedrohungslage mangelt es weiter an internationaler Zusammenarbeit gegen die Hacker. Reflexartige Schuldzuweisungen an Russland sind dabei wenig hilfreich. Diesmal zählte der russische Ölkonzern Rosneft zu den Opfern, das Einfallstor in die Rechner soll unter anderem eine vom amerikanischen Geheimdienst NSA genutzte Schwachstelle im Betriebssystem Windows sein. Stereotype Feindbilder führen in die Irre.

Die tausendfache kriminelle Nutzung der von der NSA genutzten Schwachstelle zeigt auch, dass die Bedenken gegen den vom Bundestag genehmigten „Staatstrojaner“ berechtigt sind. Staaten sollten IT-Sicherheitslücken bekämpfen und nicht aus ermittlungstechnischen Gründen pflegen. Ist der Geist erst einmal aus der Flasche entkommen, lässt er sich in der Regel nicht wieder einfangen – mit heute nicht voll absehbaren Folgen.

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