Kommentar über Frauen und Erwerbstätigkeit Adenauers Erbinnen

Meinung | Bonn · Frauen kehren heute nach einer Geburt rascher in den Beruf zurück. In den kommenden Jahren wird die Kombination aus Mutterdasein, Stundenreduzierung und verantwortungsvolle Tätigkeiten selbstverständlicher werden, kommentiert GA-Redakteurin Claudia Mahnke.

 Mehr Mütter nehmen Elternzeit und kehren aber rascher als früher zurück in den Job.

Mehr Mütter nehmen Elternzeit und kehren aber rascher als früher zurück in den Job.

Foto: dpa

In der historischen Betrachtung lässt sich alles leicht erklären: Die Erwerbstätigkeit der Frauen war nach dem zweiten Weltkrieg zunächst lebensnotwendig, um das Land wieder aufzubauen. Sie mussten die Familie durchbringen, während viele Männer in Gefangenschaft waren. Dann brauchten auch die Männer wieder Arbeit. Das Doppelverdienergesetz kam: Wenn der Ehemann Arbeit hatte, so sollte doch die Frau ihren Job aufgeben, damit ein anderer Mann seine Familie ernähren könne. Zu Zeiten von Kanzler Konrad Adenauer prägte Hausfrauenehe das Rollenverständnis. Bis 1975 durfte eine verheiratete Frau in Westdeutschland nur einen Beruf ausüben, „soweit dies mit ihren Pflichten in Ehe und Familie vereinbar ist“.

Doch die alten Zöpfe sind abgeschnitten. Dass Frauen heute nach einer Geburt rascher in den Beruf zurückkehren, ist für die Familien oft selbstverständlicher als für die Arbeitgeber. Viele Führungskräfte stammen aus der Generation der Babyboomer und sind mit einem klassischen Rollenbild aufgewachsen. Für etliche ist es immer noch befremdlich, wenn Männer Elternzeit nehmen und aus Rücksicht auf ihre Familie kürzer treten.Das Idealbild einer partnerschaftlichen Ehe, in der Erwerbsarbeit und Kinderbetreuung von beiden übernommen werden, hat erst in den letzten Jahren an Anziehungskraft gewonnen.

Als nächster Schritt steht für Frauen das Aufbrechen der gläsernen Decke an: Qualifizierte Frauen kommen immer noch zu selten Top-Positionen in Unternehmen und bleiben auf der Ebene des mittleren Managements hängen. Dass sich Mutterdasein, Stundenreduzierung und verantwortungsvolle Tätigkeiten sehr wohl miteinander vereinbaren lassen, steht für die nächsten Jahre auf der Tagesordnung. Das Nationale Komitee Deutschland der Frauenorganisation der Vereinten Nationen, UN Women, schreibt den deutschen Wählkämpfern die Forderung eines Rückkehrrechtes von Teilzeit in Vollzeit ins Stammbuch. Außerdem wollen sie die Politiker am flächendeckenden Betreuungsangebot für Kinder, das die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gewährleiste, messen.

In Zukunft wird berufstätigen Frauen die Alterung der Gesellschaft in die Hände spielen. Die Zahl männlicher Arbeitnehmer sinkt. Arbeitgebervertreter fordern bereits eine Erhöhung der Frauenerwerbsquote. Die Gunst der Stunde ist da.

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