Streit um Klimawirkung Immer mehr Gebäudesanierungen werden öffentlich gefördert

Berlin · Obwohl immer mehr Förderanträge bewilligt werden, nahm die CO2-Ersparnis in Privathaushalten zuletzt ab. Inwiefern dabei statistische Effekte wirken, erläutert das Wirtschaftsministerium allerdings nicht näher.

 Die energetische Sanierung älterer Gebäude zahlt sich für Eigentümer oft steuerlich aus.

Die energetische Sanierung älterer Gebäude zahlt sich für Eigentümer oft steuerlich aus.

Foto: dpa-tmn/Nestor Bachmann

Die Zahl der geförderten Energiesparmaßnahmen im Gebäudesektor hat einen neuen Höchststand erreicht. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen hervor. Demnach wurden von Januar bis April 3344 Dämmungen und 3516 Erneuerungen von Fenstern und Türen mit einem Kredit der KfW-Förderbank unterstützt. Im Vorjahreszeitraum waren es jeweils rund 500 Bewilligungen weniger, wie aus Daten des Ressorts von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hervorgeht.

Zugleich nahm die CO2-Ersparnis durch diese und weitere Maßnahmen im Gebäudesektor im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ab: von 167.000 Tonnen CO2-Senkung pro Jahr in 2019 auf nur noch 148.000 Tonnen pro Jahr.

Inwiefern dabei statistische Effekte wirken, wonach beispielsweise einzelne Projekte besonders viel CO2-Ersparnis brachten, erläutert das Ministerium nicht näher. Zumal im gesamten gewerblichen Teil der Gebäudesanierung, der lediglich Unternehmen umfasst, die Einsparungen zunahmen. Demnach wurde mit den Maßnahmen in diesem Jahr ein CO2-Minus von 7600 Tonnen pro Jahr möglich, im Vorjahreszeitraum lag das Minus bei 4300 Tonnen.

Die Grünen wollen darin aber eine fehlgeleitete Politik erkennen:  „Durch Förderung allein wird der notwendige Umbau des Gebäudesektors zum klimaneutralen Bestand nicht gelingen“, sagte Julia Verlinden, energiepolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion. Das zeige schon der gesunkene Klimaeffekt bei gleichzeitig gestiegener Anzahl von geförderten Maßnahmen. „Notwendig ist ein intelligenter Mix aus Förderung und verbindlichen Vorgaben für Energieeinsparung und Erneuerbare Energien bei Neubau und Sanierung“, sagte sie. Doch bei den gesetzlichen Vorgaben blockiere diese Bundesregierung jeden Fortschritt.

Zuletzt hatten Union und SPD im Konjunkturpaket mehr Geld für die energetische Sanierung kommunaler Gebäude vorgesehen. Im Klimapaket, das der Bund vergangenen Herbst verabschiedet hatte, lag ein Schwerpunkt auf möglichst wirksamen Klimaschutzmaßnahmen im Gebäudesektor. Das Einsparpotential ist groß: 2018 stammten etwa 117 Millionen Tonnen sogenannter CO2-Äquivalente aus dem Gebäudebereich, das entspricht einem Anteil von 14 Prozent an allen Emissionen in Deutschland.

Um die Klimaschutzziele einzuhalten, setzt die Bundesregierung besonders auf den Austausch alter Ölheizungen. Wie aus der Antwort des Ministeriums hervorgeht, wurden bis 15. Mai insgesamt 50.104 Förderanträge für moderne Heizsysteme wie Solar- oder Biomasseanlagen sowie Wärmepumpensysteme bewilligt. Das Wirtschaftsministerium geht von einer CO2-Einsparung von jährlich knapp 273.000 Tonnen aus. Knapp die Hälfte aller Förderzusagen betrifft nach Ministeriumsangaben den Austausch alter Ölheizungen.

Um mit Sanierungen tatsächlich möglichst viel Klimaschutz erreichen zu können, setzt die Bundesregierung darauf, Energieberater der Verbraucherzentralen in Privathaushalte zu schicken. Wie viel das bringt, zeigen andere Zahlen des Ministeriums. Die Netto-Endenergieeinsparungen lagen bei Ein- und Zweifamilienhäusern pro Beratungsfall im Schnitt bei 7516 Kilowattstunden pro Jahr, rund 31.000 Euro an Investitionen wurden je Beratung in etwa angestoßen. Grünen-Politikerin Verlinden pocht darauf, dass eine qualifizierte Energieberatung zum Standard für jedes Sanierungsvorhaben werden müsse.

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