Arbeitnehmer fürchten Verkauf Zurich schließt Verkauf von Lebensversicherungen aus

Bonn · Die Beschäftigten des Konzerns Zurich Deutschland in Bonn fürchten, dass der Konzern die Sparte Lebensversicherungen verkaufen könnte. Das Unternehmen bezeichnete die Ängste jedoch als völlig unbegründet.

 Der Gebäudekomplex der Zurich Verischerung an der Poppeldorfer Allee.

Der Gebäudekomplex der Zurich Verischerung an der Poppeldorfer Allee.

Foto: Benjamin Westhoff

Bei den Beschäftigten von Zurich Deutschland in Bonn geht die Sorge um, dass der Konzern die Sparte Lebensversicherungen verkaufen könnte. Das erfuhr der General-Anzeiger von Arbeitnehmerseite. Auf Anfrage sagte ein Verdi-Funktionär: „Wir sind wegen der Verkaufsgerüchte in Habachtstellung.“ Man habe aus vertraulichen Kreisen, die als zuverlässig eingeschätzt werden, von solchen Überlegungen im Konzern gehört.

Das Unternehmen selbst bezeichnete solche Sorgen als völlig unbegründet. „Ein Verkauf unserer Bestände im Lebengeschäft ist nicht geplant“, teilte der Konzern mit. Im Gegenteil: Angesichts eines Betriebsgewinns aus dem Lebengeschäft von 18 Prozent im ersten Halbjahr 2017 und einem anhaltend starken Wertzuwachs im Neugeschäft „prüfen wir weiterhin Kaufgelegenheiten“, erklärte Frank Keidel, Pressesprecher beim Schweizer Mutterkonzern Zurich Insurance Group in Zürich. Das gelte global und auch in Deutschland.

Die Warnlampen gingen schon im September an

Die Warnlampen bei den Beschäftigten von Zurich waren spätestens im September angegangen, als der italienische Versicherer Generali ankündigte, ab kommendem Frühjahr keine neuen Lebensversicherungsverträge mehr verkaufen zu wollen. Außerdem kündigten Generali und die Ergo-Versicherung an, über einen Verkauf von Altverträgen von Lebensversicherungen nachzudenken. Grund ist die anhaltende Nullzins-Politik der Europäischen Zentralbank, die es den Unternehmen zunehmend schwer macht, die Zinsen für die hohen Garantieversprechen von bis zu vier Prozent aus Altverträgen am Kapitalmarkt zu erwirtschaften.

Bei der Finanzaufsicht Bafin jedenfalls sind bis vergangene Woche keine Anträge auf Prüfung eines Verkaufs seitens von Zurich eingegangen. Denn ein solcher müsste von der Bafin genehmigt werden. Sowohl bei einem Unternehmensteilverkauf, bei dem auch die Mitarbeiter vom Käufer übernommen werden, als auch bei einer Bestandsübertragung geht nichts ohne die Bafin. Sie kann die Veräußerung in beiden Fällen untersagen, wenn die Belange der Versicherten nicht gewahrt werden, wie Bafin-Sprecher Michael Hoi erläuterte. So darf etwa der Wert der Überschussbeteiligung der Versicherten zum Zeitpunkt der Übertragung nicht niedriger sein als vorher. Bei einem Unternehmensverkauf muss der Erwerber zudem nachweisen, dass er über angemessene Pläne für die Fortführung des Versicherungsgeschäfts verfügt.

Wie die Überschussbeteiligung bei einem Verkauf in der Zukunft aussieht, steht auf einem anderen Blatt. Axel Kleinlein vom Bund der Versicherten warnte deshalb gegenüber der Deutschen Presse-Agentur vor Folgen für die Kunden, weil ein Käufer natürlich möglichst hohe Rendite erwirtschaften wolle: „Das geht aber nur, wenn er den Versicherten möglichst viele Überschüsse vorenthält und in die eigene Tasche steckt.“

Bonner Akademie im August geschlossen

Ohnehin steht den rund 1500 Mitarbeitern in der Bonner Unternehmenszentrale Ende 2019 der Umzug nach Köln bevor, wo sie mit dem dortigen Direktionsstandort in neue Büros auf dem Messegelände ziehen werden. Bereits geschlossen hat Zurich die Bonner Akademie, ein Weiterbildungsinstitut. Ende August wurde die Akademie, die über 25 Jahre wirkte, auf die Zurich Service GmbH verschmolzen. Von den rund 80 Beschäftigten sei ein Drittel an anderer Stelle bei Zurich untergekommen, ein Drittel habe einen neuen Job außerhalb des Unternehmens gefunden, teilte Pressesprecher Bernd Engelien mit. Der Rest werde voraussichtlich in eine Transfergesellschaft übernommen.

Verkauf an britische Lloyds Banking Group "rein strategisch"

Dass Zurich in Großbritanien das Pensionsgeschäft für Großkunden (Zurich Corporate Savings) an die Lloyds Banking Group (LBG) kürzlich verkauft hat, bezeichnete Keidel als eine rein „strategische Partnerschaft“. Im Gegenzug sei vereinbart worden, dass die Risikovorsorge für LBG-Unternehmenskunden exklusiv von einer Zurich-Tochter wahrgenommen werde.

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