Huma-Neubau Zukunft Siegburgs als zentrale Einkaufsstadt steht auf dem Spiel

SIEGBURG · Das ECE Einkaufszentrum mit einer Geschäftsfläche von 20.000 Quadratmetern ist Geschichte, ein Shopping Center wird es auch in Zukunft nicht geben. Bürgermeister Huhn fühlt sich "dem Bürgerentscheid verpflichtet", der das von der Ratsmehrheit beschlossene und von der Verwaltung favorisierte Projekt zum Scheitern brachte: "ECE war gestern, das ist vorbei."

Er sehe zwar nach wie vor die Vorzüge einer zentralen Lösung, die den Anforderungen des Einzelhandelsgutachtens von 2008 an einen notwendigen Branchenmix und großflächige Geschäftsformate für eine zukunftsgerechte Entwicklung Siegburgs entsprochen hätte, werde sich aber mit aller Kraft für die vom Bürger gewollten dezentralen Alternativen einsetzen, so Huhn.

Für ihn geht es "um nichts anderes als die Standortfähigkeit der Stadt". Nach wie vor fehlen Textilsortimente, die für eine hohe Kundenfrequenz sorgen. Auch als Ankermieter in großen Geschäftshäusern. Um die entsprechenden Voraussetzungen für deren Ansiedlung zu schaffen, müssen Grundstückseigentümer mitspielen.

Die Verwaltung könne nur moderieren, vermitteln, Rahmenbedingungen verbessern und Kontakte knüpfen, aber keinerlei Entscheidungen treffen, so der Bürgermeister. Die Hände sind der Stadt nicht nur beim Verkauf von privaten Grundstücken, sondern auch bei der Verpachtung von Ladenlokalen gebunden.

Durch hohe Mieten werden Fachgeschäfte zur Aufgabe gezwungen oder aus dem Stadtzentrum verdrängt, Ketten nehmen ihren Platz ein, die Angebotsvielfalt der Einkaufsstadt schwindet. Das bestätigen auch Gerda Berg und Tochter Carina, die seit 26 Jahren ein Wäschefachgeschäft auf der Kaiserstraße betreiben.

[kein Linktext vorhanden]Aus eigener Erfahrung und aus Gesprächen mit anderen Einzelhändlern wissen sie, dass von den Vermietern "so viel Geld rausgeholt wird wie möglich." Sie müssen umziehen, neu anfangen, weil die Miete um 25 Prozent erhöht wird. Auch Huhn sorgt sich über dieses Gebaren, weil nur kurzfristig gedacht werde, kann aber nur auf die Einsicht der Eigentümer hoffen.

Wenn Geschäfte aufgeben müssen, steigt der Leerstand, die Attraktivität der gesamten Stadt schwindet und irgendwann gibt es auch keine potenziellen Mieter mehr, macht er ihnen nüchtern die Rechnung auf. Vieles bewegt sich in die richtige Richtung. Das "Goldberg"-Grundstück an der Kaiserstraße hat Peek & Cloppenburg gekauft, dort wird in Kürze ein neues Geschäftshaus entstehen.

Termine konnte Gerd Goldberg nicht nennen, da der Käufer in jeder Hinsicht Stillschweigen wahre. Laut Huhn ist auch in der Verwaltung nichts bekannt. In den Startlöchern stehen auch die Brüder Bernd und Rüdiger Kranz, die einen Geschäftsneubau auf dem Reichenstein-Grundstück am oberen Markt planen und mit Errichtung eines Tunnels von der Bergstraße aus schon den geforderten zweiten Fluchtweg geschaffen haben.

In der Holzgasse wird eine weitere Bank eröffnen und auf der Kaiserstraße bezieht die niederländische Jeans- und Modemarke "G-Star" nach einem Umbau die ehemaligen Geschäftsräume von Deichmann. Mit der Gewinnung von Kaiser's konnte eine Lücke in der Lebensmittel-Nahversorgung mitten in der Stadt geschlossen werden. Es tut sich etwas, aber es reicht noch lange nicht.

Ungewiss ist die Zukunft des Allianz-Parkplatzes sowie eines großen bebauten Grundstücks in der Holzgasse. Huhn dazu: "Ich würde mich sehr freuen und Siegburg täte es gut, wenn sich auch noch die eine oder andere Alternative, die von der Bürgerinitiative ins Spiel gebracht wurde, bestätigte." Sorgen bereitet der Stadt außerdem der Huma-Neubau in Sankt Augustin.

"Wenn die Menschen dorthin zum Einkaufen fahren und in Siegburg nur noch Kaffee trinken, dann geht die Stadt kaputt", bringt Huhn seine Befürchtung auf den Punkt. Ihn stört vor allem die geplante Verkaufsfläche für Textilien auf 17.000 Quadratmetern. Damit werde mehr Kaufkraft abgeschöpft als die Nachbarstadt hergebe und zu viele Käufer aus Siegburg würden abgezogen.

Das sei auch das Ergebnis eines Gutachtens, das die Stadt in Auftrag gegeben hat. Nachdem der Augustiner Rat den Umbau des Huma-Einkaufszentrums beschlossen hat, wird nun in Siegburg eine Klage gegen die Genehmigung erörtert. Abgesehen davon appelliert Huhn an die Bürger, sich ebenfalls um Lösungen zu bemühen: "Alle haben begriffen, dass etwas passieren muss. Aber wenn nichts passiert, dann verlieren wir in Siegburg unsere Zukunft."

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