Zu 24,75 Prozent eine Bonner Behörde

BONN · Im Norden der Bundesstadt sitzt die "Zweigstelle" des Statistischen Bundesamtes.

Wiesbaden wird als Zentrum der amtlichen deutschen Statistik angesehen. Das stimmt aber nur zu 74,31 Prozent. Das Statistische Bundesamt ist zu 24,75 Prozent eine Bonner Behörde und - der Vollständigkeit wegen angemerkt - mit einem Anteil von 0,94 Prozent ein Berliner Amt. Das ergibt sich aus der Personalstatistik des Amtes, danach gilt: "Aktuell - Stand 13. Juli - arbeiten 662 der insgesamt 2674 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Statistischen Bundesamtes in Bonn und 25 in Berlin."

Bonn wurde 1999 im Rahmen des Bonn/Berlin-Gesetzes Statistikstadt. Aus der "Zweigstelle Berlin" dieses Bundesamtes - eine dem Bundesinnenministerium zugeordnete Bundesoberbehörde, wurde nun die "Zweigstelle Bonn". Der Anfang war schwer, möglichst wenige Beamte und Angestellte des Bundes sollten von der Spree an den Rhein umziehen, als die neue Dependance aufgebaut wurde.

Vor 12 Jahren kaum Statistik-Fachleute

Es galt, für in Bonn nicht mehr benötigte Mitarbeiter des Innenministeriums, der Bundestagsverwaltung, des Bundeskanzleramts, des Umweltministeriums und anderer Bonner Dienststellen neue Stellen zu finden. Sie wurden entsprechend in die Graurheindorfer und die Husarenstraße versetzt, wo nun die "Zweigstelle" frei gewordene Bürogebäude bezog. Lediglich 143 "Statistikprofis" zogen von Berlin und Wiesbaden nach Bonn um.

Anfangs war es ihre wichtigste Aufgabe, erst einmal Strukturen aufzubauen, wie sie eine Statistikbehörde braucht. Unter den neuen Mitarbeitern in Bonn fanden sich vor 12 Jahren kaum Statistik-Fachleute. Vier Fünftel von ihnen hatten in ihrem bisherigen Berufsleben noch nie etwas mit Statistik zu tun gehabt. Für die "Fachfremden" entwickelte das Bundesamt deshalb Schulungsprogramme. Es gab Block-Unterricht und zahlreiche Aufbau- und Fortgeschrittenenkurse.

Dadurch ergaben sich aber auch ganz neue Chancen. In der Jubiläums-Schrift von 2009 zu "10 Jahre Zweigstelle Bonn" heißt es: "Für die Beschäftigten bedeutete dies gute Aufstiegsmöglichkeiten, gerade für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des einfachen und mittleren Dienstes. Auch für die beamteten Beschäftigten wurden Karrierechancen durch die Teilnahme am Regelaufstieg und Praxisaufstieg ermöglicht".

Die Armuts- und Sozialberichterstattung beruht auf Bonner Zahlen

Statistiken werden in der Politik und in der Wirtschaft gebraucht, um Entwicklungen zu erkennen, Entscheidungen vorzubereiten und Planungen abzusichern. Die Aufgaben sind im Statistischen Bundesamt klar verteilt. Der Zweigstelle Bonn wurden die Fachgebiete Außenhandel, Land- und Forstwirtschaft, Umweltschutz und Informations- und Kommunikationstechnologie zugeteilt. Auch für Dienstleistungsstatistiken, Wirtschaftsrechnungen, Einkommens- und Verbrauchsstichproben ist Bonn zuständig.

Die Armuts- und Sozialberichterstattung beruht auf Bonner Zahlen, und die 8000 Haushalte, die für statistische Zwecke ein Haushaltsbuch führen, werden von dieser Statistik-Zweigstelle aus betreut. Die Zahlen, mit denen Gesundheitspolitiker und auch ihre Gegenspieler aus der Pharmaindustrie, den Krankenkassen, Krankenhäusern, Ärzteverbänden und anderen medizinischen Organisationen argumentieren, stammen zu einem großen Teil aus Daten, wie sie vom Statistikamt veröffentlicht werden.

In Bonn werden beispielsweise Kennzahlen errechnet, für die bis zu 40 unterschiedliche Zahlenreihen ausgewertet werden. Dabei kommt es auf Objektivität und Neutralität an. Das Amt darf mit seinen Zahlen keine Politik machen. Die Regierung aber ist auf Tabellen und Ausarbeitungen des Statistischen Bundesamtes angewiesen. Zum Beispiel werden die Umweltstatistiken aus Bonn herangezogen, wenn auf internationaler Ebene Vereinbarungen zum Klimaschutz ausgehandelt werden.

Eine Aussage ist auch ohne umfängliche Berechnungen möglich. Die 24,75 Prozent Bundesstatistiker der "Zweigstelle" sind zu 100 Prozent mit Bonn zufrieden.

Was bietet die Behörde?

Das Statistische Bundesamt ist eine Bundesoberbehörde im Bereich des Bundesinnenministeriums. Die Zweigstelle Bonn, Graurheindorfer Straße 198, 5317 Bonn, meldet sich unter Telefonnummer 0228/996430. Statistiken können unter www.destatis.de kostenfrei abgerufen werden, darunter auch alle im Statistischen Jahrbuch enthaltenden Daten zur Entwicklung in Deutschland. Dazu können viele Sonderausarbeitungen angeklickt werden, etwa unter www.amtliche-sozialberichterstattung.de oder die Gesundheitsseiten www.gbe-bund.de. Im gehobenen und höheren Dienst arbeiten hier Wirtschaftswissenschaftler, Soziologen, Informatiker, Mathematiker mit anderen Wissenschaftlern zusammen. Das Statistische Amt bildet dazu auch selbst aus.

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