Flughafen Köln/Bonn Zahl der Nachtflüge geht nur leicht zurück

Köln · Die Lärmschutzgemeinschaft Flughafen Köln/Bonn hat die Flugbewegungen am Airport analysiert. Nachts wird weniger geflogen. Der Lärmschutzgemeinschaft geht das nicht weit genug. Sie fordert höhere Gebühren für die Nachtflieger.

„Gefühlt ist es nicht leiser geworden“, sagt Manfred Prante (82). Er wohnt seit 1969 in einem Bungalow in Köln-Neubrück. Seitdem habe der Flugverkehr exorbitant zugenommen. Regelmäßig überfliegen Maschinen auf ihrem Weg nach Köln/Bonn sein Haus. Und regelmäßig sei es so laut, dass Durchschlafen nicht mehr möglich sei. Bei der Lärmreduzierung müsse mehr passieren, so Prante.

Die Zahl aller Starts und Landungen ist in den ersten vier Monaten des Jahres leicht um 1,3 Prozent auf 42 167 gesunken, wie aus Daten der Lärmschutzgemeinschaft Flughafen Köln/Bonn hervorgeht. Dabei ging die Zahl der Tagflüge um etwas mehr als ein Prozent auf 30 416 zurück. Zwischen 22 und 6 Uhr gab es 11 751 Flüge, knapp zwei Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Nach Rekordwerten im abgelaufenen Jahr hatte der Flughafen freilich einen Rückgang bei Passagieren erwartet, weil etwa die Eurowings-Langstrecke nach Düsseldorf abgewandert war. Und schlechtere Rahmenbedingungen beim Handel lassen die Zahl der Frachtflüge sinken.

Der Rückgang in den ersten Monaten des Jahres beim Nachtflug geht Wolfgang Hoffmann von der Lärmschutzgemeinschaft nicht weit genug. Nachtflüge seien vielmehr über die vergangenen Jahre ausgeweitet worden. Und mit 44 600 Starts und Landungen in der Nacht wurde im abgelaufenen Jahr in Köln/Bonn ein neuer Rekordwert erreicht. Im Vergleich zu 2017 war das ein Plus von 5,2 Prozent. Besonders kritisiert die Lärmschutzgemeinschaft die Ausweitung der Flüge in der Kernnacht von 0 bis 5 Uhr um 28 Prozent seit 2014 auf 28 755. Und ein besonderer Dorn im Auge sind ihr der Passagierflüge in der Kernnacht. Diese nahmen seit 2014 sogar um 37,3 Prozent auf 9260 Flugbewegungen zu.

Auch Eurowings bietet Nachtflüge an. Im Sommerflugplan 2019 sind es zwischen 0 und 5 Uhr wie im Vorjahreszeitraum 24 pro Woche. Das ist nicht die ursprünglich ins Auge gefasste Reduzierung. „Für uns gilt nach wie vor, dass wir so wenig Starts und Landungen wie möglich in diesem Zeitfenster abfertigen wollen“, sagte ein Sprecher. Da in diesem Sommer die Nachfrage nach Verbindungen zu touristischen Destinationen unverändert hoch sei und Eurowings immer abhängig von den verfügbaren Zeitfenstern an den jeweiligen Zielflughäfen wie beispielsweise Palma de Mallorca sei, falle ein sehr geringer Teil des Flugangebots von Eurowings in diesen Zeitraum, so der Sprecher.

Dabei versucht der Flughafen Köln/Bonn durch seine Gebührenordnung, Flüge aus der Nacht in den Tag zu verlegen. Seit 2013 hat er drei Mal die Gebührenordnung verändert. Nach der jetzt geltenden Regelung von 2017 sind die Gebühren für einen Airbus A 319, die sich aus zahlreichen Komponenten zusammensetzen, in der Nacht um 80 Prozent höher als am Tag. Vorher waren es 51 Prozent. In der Tat kostet der Flieger jetzt 1026 Euro an Gebühren statt zuvor 884 Euro in der Nacht. Am Tag sind es 572 statt zuvor 584 Euro.

Diese Spreizung geht der Lärmschutzgemeinschaft nicht weit genug. „Die Gebührenerhöhungen für Nachtflüge sind nicht zielführend bei der Reduzierung der Nachtflüge“, sagt Hoffmann. Diese müssten so verteuert werden, dass sie unwirtschaftlich würden. „Kosten wie für ein oder zwei Sitze spüren die Airlines nicht“, so Hoffmann. Seine Forderung dürfte der Flughafen auch bei einer anstehenden Gebührenänderung im kommenden Jahr nicht erfüllen. Die Spreizung werde aber größer, sagte ein Flughafen-Sprecher.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Viel Potenzial bei Ungelernten
Kommentar zur Arbeitslosenquote Viel Potenzial bei Ungelernten
Zum Thema
Aus dem Ressort