Recticel in Rheinbreitbach Wütende Proteste gegen Entlassungen

Rheinbreitbach · Gellende Pfiffe haben das Gelände der Firma Recticel am Rheinbreitbacher Rolandsecker Weg am Mittwochmittag erfüllt. Eine Schicht der in der Produktion Beschäftigten demonstrierte als erste während ihrer Pause vehement gegen die durch eine schlechte Auftragslage bedingten Entlassungen.

 Recticel-Produktionsmitarbeiter demonstrierten am Mittwochnachmittag während ihrer Pause.

Recticel-Produktionsmitarbeiter demonstrierten am Mittwochnachmittag während ihrer Pause.

Foto: Frank Homann

Genauer wegen des dabei vorgesehenen Sozialplans, der diesen Name aus ihrer Sicht nicht verdient. "Es geht nicht mehr darum, ob hier der Betrieb geschlossen wird, sondern nur noch um das wie", erklärte Holger Zimmermann, der Bezirksleiter der Industriegewerkschaft "Bergbau Chemie Energie Mittelrhein" (IG BCE).

Der Konzern habe beschlossen, das Auftragsvolumen umzuverteilen und dabei sei Rheinbreitbach eben leer ausgegangen. "Unser Angebot, den Flächentarifvertrag Chemie nach Möglichkeiten zu durchforsten, die den Erhalt von Arbeitsplätzen hier möglich machen könnten, ist eiskalt abgelehnt worden", erinnerte Zimmermann. Ende März seien schon 30 Mitarbeiter entlassen worden.

Die aber waren noch in den Genuss des alten Sozialplans gekommen, für den das Unternehmen angeblich kein Geld mehr habe, so der IG-BCE-Bezirkssekretär Tobias Hanson. Nun gehe es darum, für die anderen Entlassungen eine sozialverträgliche Lösung zu finden.

"Ich kann die Wut der Menschen hier gut verstehen", sagte Hanson, der die Verhandlungen mit dem Recticel-Management in den zurückliegenden Wochen begleitet hatte. Dabei habe dieses nicht einmal die grundlegenden Regeln des Anstands im Miteinander eingehalten. "Für das Management sind die Mitarbeiter reine Produktionskennziffern", monierte Hanson.

Neben einem Anwalt, dem Betriebsratsvorsitzenden Detlev Uthe, und Claudia Grässle von der Technologieberatungsstelle vertritt er die Arbeitnehmer bei den Schlichtungsgesprächen, die von Roland Lukas, dem ehemaligen Vizepräsidenten des Arbeitsgerichts Frankfurt, geleitet werden.

"Die Leute sollen hier in drei Schichten Qualitätsarbeit abliefern und solidarisch zu dem Unternehmen stehen. Das aber verweigert ihnen einen sozialverträglichen Abschied", sagt Hanson. Der belgische Konzern habe weltweit im Vorjahr 38 Millionen Euro investiert und alleine in Deutschland 55 Millionen Euro umgesetzt. Da könne man nicht verstehen, warum die bis 2015 Entlassenen schlechter gestellt würden als ihre Leidensgenossen vom März.

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