Interview mit Dehoga-Geschäftsführer Wo Digitalisierung Personal in Hotels und Gasstätten streicht

Bonn · Digitale Hotelkonzepte hätten in Zeiten von Fachkräftemangel und demografischem Wandel Vorteile, findet Verbandschef Christoph Becker. Allerdings sieht er im Hotel ohne Personal nicht die Zukunft für die gesamte Branche.

 Dehoga-Geschäftsführer Christoph Becker.

Dehoga-Geschäftsführer Christoph Becker.

Foto: Dehoga

Herr Becker, wie neu und einzigartig ist das Konzept von Koncept Hotel in Köln?

Christoph Becker: Dass der Gast per App buchen, einchecken und bezahlen kann, das Smartphone zusätzlich auch als virtueller Zimmerschlüssel dient, ist nicht ganz neu. Dass allerdings gänzlich auf eine Rezeption und das dazugehörige Personal verzichtet wird, schon. Digitalisierung ist generell in der Branche ein großes Thema. Ich nutze solche Angebote auch selbst. Vor Kurzem war ich in München in einem Hotel, da war mein Handy gleichzeitig der virtuelle Zimmerschlüssel. Zum Bezahlen bin ich dann aber doch lieber an die Rezeption gegangen.

Sehen Sie darin die Zukunft der Hotelbranche? Auf Servicemitarbeiter zu verzichten und stattdessen alles ausschließlich per App zu regeln?

Becker: Ich würde sagen, dass ist im Moment eher etwas für digital-affine Menschen. Ich kann mir ein solches Konzept vor allem für Geschäftsreisende gut vorstellen. Aber wer privat und im Urlaub unterwegs ist, möchte doch auch einen persönlichen Ansprechpartner vor Ort, zum Beispiel für einen Tipp zum Essen gehen. Privat habe ich einfach andere Bedürfnisse und möchte ein Wohlfühlambiente. Deshalb denke ich nicht, dass Hotels mit Servicepersonal aussterben werden. Grand Hotels oder Häuser mit gehobenen Ansprüchen werden darauf nie verzichten, sondern immer großen Wert auf den persönlichen Service am Gast legen. Da wird es immer jemanden geben, der die Koffer trägt.

Finden Sie es bedenklich, dass durch digitale Modelle Arbeitsplätze eingespart werden?

Becker: Trotz Digitalisierung wird die Anzahl der Arbeitsplätze nicht unbedingt weniger. Wenn es keinen Rezeptionisten mehr gibt, braucht es stattdessen vielleicht einen Mitarbeiter im Backoffice. Ich persönlich bedaure diese Entwicklung ein wenig, weil für mich Gastgewerbe und Hotellerie etwas mit Kontakt mit Menschen zu tun hat.

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