Wirtschaftskrise trifft Spielbank Bad Neuenahr hart

Wirtschaftskrise trifft Spielbank Bad Neuenahr hart. Neues Konzept mit mehr Unterhaltung

Bonn. (ga/dpa) Die Wirtschaftskrise hat die deutschen Spielkasinos schwer getroffen. Die Westspiel Gruppe mit elf Einrichtungen erlitt 2009 wie schon 2008 einen Ertragsrückgang von rund 22 Prozent.

Die Besucherzahl ging 2009 um mehr als zehn Prozent zurück. Insgesamt kam noch ein Bruttospielertrag von 125 Millionen Euro zusammen. Davon führt Westspiel 75 Millionen Euro an öffentliche Kassen und gemeinnützige Institutionen ab. "Die Zahlen sind ernüchternd", sagte Geschäftsführer Horst Jann am Mittwoch.

Ähnlich dramatische Einbrüche musste auch die Spielbank Bad Neuenahr hinnehmen. Wie der Geschäftsführende Gesellschafter Michael Seegert am MIttwoch auf Anfrage sagte, waren die Einbußen in den vergangenen beiden Jahren enorm: "Die Krise hat für uns 2008 begonnen, als unser Bruttospielertrag von 21 Millionen Euro aus dem Jahr 2007 um rund 21 Prozent eingebrochen war. 2009 lag der Rückgang nochmals bei 20 Prozent."

Der Bruttospielertrag ist die Summe der Einsätze minus Auszahlungen. Auch für dieses Jahr zeichnet sich nur eine leichte Besserung ab. Seegert: "Wenn es gut geht, rechnen wir tendenziell mit einem nochmaligen Minus von zehn bis 15 Prozent."

Doch Seegert, der neben Bad Neuenahr auch für die Dependance am Nürburgring sowie das Casino in Bad Dürkheim verantwortlich ist, will sich bei seinen künftigen Geschäften nicht allein auf sein Glück verlassen: "Wir müssen etwas tun und wollen daher unser Geschäftsmodell umstrukturieren. Künftig wollen wir verstärkt neben dem Spiel auf den Faktor Unterhaltung setzen." Einzelheiten des Konzeptes will Seegert Anfang Mai präsentieren.

Auch für die Beschäftigten hat die Krise Folgen. Von den 120 fest Angestellten und den 30 Aushilfen, die 2007 noch bei der Spielbank einen Arbeitsplatz hatten, mussten sich einige einen neuen Job suchen. Laut Seegert sind derzeit noch 90 fest Angestellte und 20 Aushilfen in Bad Neuenahr beschäftigt.

Neben der Wirtschaftskrise macht die Westspiel Gruppe das Rauchverbot, Identitätskontrollen im Automatenkasino und Werbeeinschränkungen für die sinkenden Erträge verantwortlich.

Dass die Menschen, wie immer angenommen, in der Krise vermehrt in die Spielbanken strömen, könne er nicht bestätigen, sagte Westspiel-Geschäftsführer Jann. "Prinzipiell geben die Menschen in schlechten Zeiten einfach weniger Geld für Freizeitvergnügen aus."

Als Konsequenz der angespannten Lage, die vor allem kleinere Standorte treffe, legt Westspiel zwei der vier Automatenkasinos mit den traditionellen Kasinos am Ort zusammen. Im August ist solch ein Schritt in Berlin geplant, zum Jahresende in Bremen.

Dann bestehen Dependancen nur noch in Aachen und Bremerhaven. Westspiel-Kasinostandorte sind ferner Berlin und Bremen sowie Bad Oeynhausen, Duisburg, Erfurt und Hohensyburg (Dortmund). Der Großteil des Bruttospielertrages erreicht der Betreiber mit rund 101 Millionen Euro in Nordrhein-Westfalen.

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