Zukunftsatlas Deutschland Wirtschaft in Bonn boomt, Rhein-Sieg-Kreis sackt ab

Düsseldorf · Bei einem bundesweiten Vergleich der Wirtschaftskraft legen die Rheinmetropolen stark zu. Bonn rückt deutlich vor und belegt im "Zukunftsatlas Deutschland" Platz 28. Gegen den Trend abgesackt ist hingegen der Rhein-Sieg-Kreis.

Praktisch das ganze Rheinland hat sich in den vergangenen drei Jahren im Bundesvergleich sehr positiv entwickelt. Die Großstädte Düsseldorf, Köln und Bonn führen den Trend an, das Umland folgt. Das ist Ergebnis des neuen „Zukunftsatlas Deutschland“, den das Forschungsunternehmen Prognos am Freitag vorstellt. Unserer Redaktion lagen die Ergebnisse für Nordrhein-Westfalen exklusiv vorab vor. Überregionaler Partner von Prognos ist das „Handelsblatt“.

Der Prognos Zukunftsatlas bewertet die Zukunftschancen und -risiken aller 401 Kreise und kreisfreien Städte Deutschlands. Er erscheint alle drei Jahre. Zu den Indikatoren gehören unter anderem Demografie, Wohlstand, Arbeitsmarkt, soziale Lage, Wettbewerb und Innovation.

Bonn macht neun Plätze gut

Laut der Untersuchung liegt Bonn auf Platz 28, neun Plätze besser als noch vor drei Jahren. Köln sprang um zwölf Plätze auf Platz 26 hoch. Düsseldorf hat es geschafft, sich von Rang 21 auf Platz zwölf des Rankings zu verbessern. „Die Rheinschiene ist die entscheidende Wachstumsregion von NRW geworden“, sagte Prognos-Studienleiter Tobias Koch. „Die Zahl der Jobs legt zu, es gibt sowohl starke Konzerne wie auch auch zunehmend Start-ups in Köln, Düsseldorf und Bonn sowie Aachen. Und weil die Region eng vernetzt ist, profitiert das Umland vom Aufwärtstrend.“

So verbesserte sich der Rhein-Kreis-Neuss unter den 401 bewerteten Städten und Landkreisen von Platz 97 auf Platz 70. Gerade viele wachsende Unternehmen trugen hier zu der besseren Benotung bei. Der Landkreis Mettmann kletterte um 32 Positionen auf Platz 111.

Rhein-Sieg-Kreis verliert 30 Plätze

Gegen den Trend sackte allerdings der Rhein-Sieg-Kreis mächtig ab, um gleich 30 Plätze. Er steht der Studie zufolge nur noch auf Platz 161. Besonders in den Kategorien „Wettbewerb und Innovation“ und „Demografie“ zeigte sich ein deutlicher Negativtrend.

Nach oben zeigt die Kurve dagegen bei manchen Ruhrgebietsstädten. Sogar das traditionell schwache Duisburg holte um 46 Plätze auf Platz 317 auf. „Gerade am Arbeitsmarkt sehen wir gewisse Aufwärtsentwicklungen auch in Teilen des Ruhrgebietes“, sagte Forscher Koch.

Auffällig gute Position von Düsseldorf

Die gute Position von Düsseldorf ist am auffälligsten. Zwar schlagen sich Städte und Landkreise im Süden und Südwesten Deutschlands wie München (Platz 1), Landkreis München (2), Ingolstadt (3), Darmstadt (4) Stuttgart (5) oder Frankfurt (Platz 10) noch immer viel besser als die NRW-Hauptstadt. Aber nördlich von Hessen steht nur Wolfsburg mit Platz 9 stärker da als Düsseldorf. „Es ist bemerkenswert, dass Düsseldorf das auf Platz 21 liegende Hamburg überholt hat“, sagte Koch. „Düsseldorf hat gemessen an der Bevölkerung sehr viele Arbeitsplätze. Der Standort ist dynamisch und lockt junge Leute an.“ Außerdem sei die Schuldenfreiheit der Stadt zu loben, die Innovationsstärke und Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft sowie die Präsenz vieler starker Unternehmen.

Mit Blick auf das gesamte Land betonte NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP): „Die vielen Hochschulen und exzellenten Fachkräfte helfen, den Standort NRW attraktiv zu machen.“ Alleine im Jahr 2018 seien rund 100 000 neue Jobs in NRW entstanden. Studien-Leiter Koch nannte aber auch die kommenden Herausforderungen für NRW: Es sei wichtig, mehr Bauland anzubieten sowie die Verkehrsinfrastruktur zu stärken, damit die Menschen ihre Arbeitsplätze leichter erreichen könnten. Und der Ausstieg aus der Braunkohle sei zu bewältigen.

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