Firmen sind optimistisch Wirtschaft der Region trotzt Turbulenzen

Bonn · Die neue Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg zeigt ein besseres Ergebnis als im Herbst. Das Konjunkturklima habe seine leichte Schwäche überwunden, so IHK-Hauptgeschäftsführer Hubertus Hille.

Ob Brexit, Trump oder Türkei: Die Unternehmen in der Region Bonn/Rhein-Sieg trotzen den außenpolitischen Turbulenzen. Zum Jahresbeginn hat der Konjunkturklimaindikator der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg um sechs Punkte zugelegt und erreicht mit 121,4 Punkten wieder ein leicht überdurchschnittliches Niveau.

„Das ist erfreulich“, sagte am Dienstag IHK-Hauptgeschäftsführer Hubertus Hille bei der Vorstellung der Konjunkturumfrage. Damit habe das Konjunkturklima seine leichte Schwäche aus dem Herbst überwunden. Die IHK befragte zwischen Mitte Dezember und Mitte Januar 1200 Mitgliedsunternehmen, von denen 300 antworteten.

Ausschlaggebend für den Aufwärtstrend seien die besseren Zukunftsaussichten. 28 Prozent der Unternehmen erwarteten für die kommenden Monate bessere Geschäfte, nur jedes achte Unternehmen befürchtet einen Rückgang, so Hille. Wieder etwas erholt habe sich auch die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage. Fast 40 Prozent bewerten diese als gut, weitere 50 Prozent zumindest als befriedigend.

Stagnation bei den Exporterwartungen

Lediglich bei den Exporterwartungen zeigen sich die Unternehmen erneut zurückhaltend und gehen insgesamt von einer Stagnation aus. „Angesichts der Entwicklungen in den USA und Großbritannien ist dies sicher nicht verwunderlich“, erläuterte Hille: „Trotzdem nehmen die Investitionsabsichten wieder etwas zu.“ Diese Entwicklung reiche noch nicht aus, um den Konsum als Konjunkturlokomotive abzulösen.

Es deute sich eine weiterhin gute Entwicklung des Arbeitsmarktes an. „Die Beschäftigung in unserer Region wird in diesem Jahr weiter zunehmen, insbesondere im Dienstleistungssektor“, meinte Hille. Gedämpft werde diese Entwicklung durch die steigenden Arbeitskosten und den Fachkräftemangel.

Hille ist selbst ein wenig überrascht, wie stabil sich die Wirtschaft in der Region entwickelt. „Es passiert einiges wie auf Droge“, sagte er am Dienstag bei der Vorstellung der Konjunkturumfrage unter den Mitgliedsunternehmen. Die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten und die Entscheidung der Briten, die EU zu verlassen, lässt die Mitgliedsunternehmen kalt.

Hille kann sich derzeit auch nur wenig Entscheidungen vorstellen, die die Stimmung kippen lassen. „Eine Änderung der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank wäre vielleicht ein solcher Einfluss“, schätzt er. Auch wenn in Deutschland eher die negative Seite der Niedrigzinspolitik betrachtet werde, so trage sie doch zu einem wesentlichen Teil zur Stabilisierung der Wirtschaft südeuropäischer Länder bei. „Bei Zinserhöhungen wäre nicht absehbar, wie Europa sich entwickelt“, sagte Hille.

Positive Entwicklung in fast allen Bereichen

Fast alle Branchen haben sich bei der IHK-Umfrage positiv entwickelt. Der Geschäftsklimaindex für den Dienstleistungssektor legte gegenüber der letzten Umfrage aus dem Herbst von 131,3 Punkten auf 135 Punkte zu. Dieser Wert entspricht dem Vorjahreswert. „Damit verteidigt diese den Kammerbezirk dominierende Branche ihren Spitzenplatz“, sagte IHK-Konjunkturexperte Michael Schmaus. Nach zwei Rückgängen erholt sich der Geschäftsklimaindex in der Industrie wieder deutlich. Mit 117,9 Punkten liegt er gut zehn Punkte über dem Wert der Herbstumfrage. Über 40 Prozent rechnen mit einer Verbesserung der Geschäfte.

Der IHK-Geschäftsklimaindex für den Einzelhandel weist erstmals seit zwei Jahren wieder ein deutliches Plus auf. Er legt um zwölf Punkte zu und kann sich mit 109 Punkten auf einen für die Branche durchschnittlichen Wert verbessern. Die Einzelhändler in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis sind mit ihrer Geschäftslage wieder häufiger zufrieden. 29 Prozent bewerten ihre Lage als gut, nur noch 18 Prozent als schlecht. Grund seien in vielen Geschäften noch immer rückläufige Umsätze in den vergangenen vier Monaten. Für die nahe Zukunft rechnen über 70 Prozent mit gleichbleibenden Geschäften. Impulse für die Bonner Innenstadt erwartet Hille durch die Bebauung des Bahnhofsvorplatzes. Der Internethandel setze die Geschäfte in den Innenstädten natürlich unter Druck, so Hille.

Die Zahl der eigentümergeführten Geschäfte nehme ab. „Viele können nur überleben, weil sie die Immobilie besitzen und keine hohen Mieten zahlen müssen“, meinte Hille. Er könne jedem Einzelhändler nur raten, auch den Weg zum Verkauf über das Internet zu suchen. Dabei müsse sich niemand überfordert fühlen: Mittlerweile gebe es viele Beratungsfirmen, die dabei helfen würden.

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