Kommentar zu geplanten Änderungen bei der IHK Bonn/Rhein-Sieg Wichtige Erneuerung

Meinung · Niemand zahlt gerne für etwas, bei dem er den Sinn nicht erkennt. Etlichen Betrieben bundesweit sind in den letzten Jahren Zweifel gekommen, ob den Beiträgen an die Kammern ein angemessen großer Nutzen gegenübersteht. Die IHK Bonn/Rhein-Sieg strebt richtigerweise nach Veränderungen.

 IHK-Präsident Stefan Hagen strebt nach mehr inhaltlicher Beteiligung aller Vollversammlungsmitglieder. FOTO: FROMMANN

IHK-Präsident Stefan Hagen strebt nach mehr inhaltlicher Beteiligung aller Vollversammlungsmitglieder. FOTO: FROMMANN

Foto: Barbara Frommann

Die Unternehmer müssen Geld überweisen, weil sie gesetzlich zur Mitgliedschaft verpflichtet sind: Firmen aus Industrie und Handel an die IHK, Handwerker an die Handwerkskammern. Vergleichbare Pflichtmitgliedschaften gibt es nur noch in wenigen anderen EU-Staaten. Kampagnen von Oppositionsgruppen haben in den vergangenen Jahren erreicht, dass in zwei Gesetzesnovellen der letzten Jahre Erleichterungen für Existenzgründer und kleine Unternehmen geschaffen wurden.

Sowohl die Industrie- und Handelskammern als auch die Handwerkskammern erfüllen viele Aufgaben, die im Interesse der Allgemeinheit liegen: Sie überwachen sie die Berufsausbildung, nehmen Prüfungen ab, erstellen Gutachten bei Prozessen, haben Aufsichtsfunktionen im Umweltrecht und sorgen für die Vereidigung öffentlicher Sachverständiger. Gerade das System der dualen Ausbildung in Betrieb und Berufsschule, in das die Kammern eingebunden sind, ist international so angesehen, dass es vielen anderen Ländern als Vorbild dient.

Diese Aufgaben könnten alternativ aus Steuern bezahlt und durch staatliche Institutionen wahrgenommen werden. Es ist zweifelhaft, ob staatliche Institutionen das effizienter erledigen könnte. Nach dem zweiten Weltkrieg sind die hoheitliche Aufgaben aus gutem Grund den historisch gewachsenen Selbstverwaltungseinrichtungen der Wirtschaft zu überlassen. Denn der Einsatz ehrenamtlich tätiger Unternehmer sichert natürlich die Praxisnähe.

Dass die Kammern sich von innen heraus reformieren, ist aber notwendig: Aufwendige Empfänge stoßen bei einigen Mitgliedern eher auf Abneigung. Transparente Verfahren, wie sie jetzt die Bonner IHK bei der Aufstellung ihrer Agenda benutzt hat, sind der richtige Weg, um Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen. Zeiten, in denen kleine Herrenrunden in Duft edler Zigarren Personal und Ziele auskungelten, sind hoffentlich vorbei.

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