Wetter vermiest Bauern ein Fünftel der Ernte

Landwirtschaftskammer Rheinland erwartet Einbußen von gut 20 Prozent bei der Wintergerste - Swisttaler Landwirt Johannes Brünker befürchtet starken Preisrückgang - Gut Capellen hat Anbau von Gerste eingestellt

Region. Hohe Einbußen bei der Getreideernte erwartet die Landwirtschaftskammer Rheinland. So befürchtet die Einrichtung mit Sitz in Bonn bei der Wintergerste in der Region Mindererträge von 20 bis 25 Prozent. Auch die Qualität lasse zu wünschen übrig. "Durch die große Trockenheit im Mai und die sich anschließenden sintflutartigen Regenfälle steht es um die erwarteten Erträge wesentlich schlechter als im vergangenen Jahr", hieß es am Donnerstag in einer Pressemitteilung der Kammer.

Für die anderen Getreidearten erwartet die Landwirtschaftskammer "ähnlich hohe Ertragseinbußen und demzufolge um 15 bis 20 Prozent sinkende Erzeugerpreise". Zusätzlich wirkten sich der nach dem vielen Regen zu hohe Feuchtigkeitsgehalt im Getreide und die damit verbundenen hohen Trocknungskosten "negativ auf die Einkommenssituation der Landwirte aus", so die Kammer. In diesem Jahr sind im Rheinland rund 95 000 Hektar Weizen, 28 000 Hektar Gerste, etwa 11 000 Hektar Triticale und rund 5 000 Hektar Roggen angebaut worden.

Auf etwa 80 Hektar wird auf dem Gut Hohn bei Swisttal-Dünstekoven Getreide angebaut. Landwirt Johannes Brünker beziffert den Rückgang beim Ertrag der Wintergerste im Vergleich zum Vorjahr auf "fünf bis zehn Prozent". Die Qualität sei schlechter geworden, "die Körner sind nicht so schwer, wir haben einen großen Kleinkornanteil". Als "großes Problem" sieht Brünker in erster Linie an, dass die Preise für Wintergerste gefallen seien. "Das ist marktbedingt, weil große Mengen Getreide aus Osteuropa reingelassen worden sind." Der Swisttaler Landwirt, der neben Gerste Weizen anbaut, erwartet einen Preisrückgang von 20 bis 25 Prozent. "Beim Winterweizen wird sich das so ähnlich darstellen, auch dort sind große Mengen aus Osteuropa hinzugekommen."

Der kurzzeitige Stillstand der Getreideernte im Rheinland wegen des schlechten Wetters der letzten Wochen scheint mit den Prognosen fürs Wochenende beendet. "Wenn wie angekündigt gutes Wetter ist, ernten wir den Weizen", so Brünker. Auch am Gut Capellen in Dünstekoven sollen ab kommender Woche die Mähdrescher im Einsatz sein, um den Winterweizen einzufahren. Gutsherr Antonius von Boeselager bewertet die Rapsernte als "durchschnittlich", die Roggenernte habe noch nicht begonnen. Wintergerste werde seit diesem Jahr wegen der negativen Preisentwicklung auf seinem Gut nicht mehr angebaut.

Kreislandwirt Johannes Frizen aus Alfter-Impekoven betont, dass die Getreideernte in den vergangenen Jahren "super" ausgefallen sei. Er rechnet insgesamt mit einem Rückgang zwischen zehn und 15 Prozent im Rhein-Sieg-Kreis. "Mit Sorge, auch in Hinblick auf die EU-Osterweiterung", erfülle ihn und die Landwirte der Region die Preisentwicklung. In Erwartung eines "flotten Markts" seien im vergangenen Jahr gute Preise fürs Getreide gezahlt worden. "Es ist jedoch mehr zurückgeblieben als erwartet, die Lager sind nicht geräumt." Deshalb werde derzeit für Getreide "nicht mehr gezahlt als unbedingt nötig", so der Kreislandwirt.

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