Bilanz der Bauern Wetter sorgt für mäßige Spargelernte

Bonn · Deutschlands Spargelbauern klagen mehrheitlich über den Verlauf der diesjährigen Saison. Sie mussten im Vergleich zum Vorjahr mindestens zehn Prozent Ernteeinbußen hinnehmen. In Bornheim ist man jedoch ganz zufrieden.

 Die Spargelernte ist in diesem Jahr recht bescheiden ausgefallen.

Die Spargelernte ist in diesem Jahr recht bescheiden ausgefallen.

Foto: dpa

Im Osten Deutschlands sackte die Menge um 15 Prozent ab, in Franken um bis zu 20 Prozent. Das geht aus einer Umfrage der Bundesfachgruppe Gemüsebau hervor. Dahinter stehen der Bauernverband, der Raiffeisenverband und der Zentralverband Gartenbau.

Fachgruppen-Experte Jochen Winkhoff sprach von einer gespaltenen Saison mit Einbrüchen nach Pfingsten. Neben der Ernte hätten auch Absatz und Erträge merklich nachgelassen. Vielerorts hätten zudem die Wetterkapriolen Probleme bereitet. Viele Erzeuger hätten diesmal nach einer eher enttäuschenden Saison früher aufgehört, um die Pflanzen für 2017 zu schonen und auf den Erfolg der nächsten Saison zu setzen.

Michael Koch von der Bonner Agrarmarkt Informations-Gesellschaft AMI zieht ein ähnliche Bilanz. So hätten die Verbraucher im Mai rund zehn Prozent weniger Spargel eingekauft als vor einem Jahr. Die AMI beobachtet die Spargelpreise bundesweit. Mit im Schnitt 7,20 Euro pro Kilogramm weißen deutschen Spargel kostete das Edelgemüse demnach diese Saison so viel wie wohl nie zuvor. Damit lagen die Kosten für die Verbraucher im Vergleich zum Vorjahr 50 Cent höher.

Doch auch Koch berichtet von der gespaltenen Saison nach Pfingsten. Vieles habe am durchwachsenen Wetter gehangen. Fred Eickhorst von der Vereinigung der Spargelanbauer in Niedersachsen warnt. 7,20 Euro seien ein Durchschnittswert, der für Verbraucher nur bei einem über die Saison konstanten Konsum realistisch sei. Aus Erzeugersicht gäben Preis mal vermarktete Menge den Ausschlag. Viele hätten versucht, die Mengen zu Pfingsten zu steigern, was oftmals erst für die Zeit danach glückte, wo dann aber der Absatz in den Keller ging und große Erntemengen blieben.

Generell sei die Saison wegen der Temperaturen später gestartet. „Die Witterungsverhältnisse richten sich ja nicht nach dem Kirchenjahr.“ Klar sei, dass Erzeuger mit Dreifachfolie diesmal die Gewinner gewesen seien – sie bauen eine Art Treibhauseffekt auf, der den Spargel früher aus der Erde treibt.

Örtlich habe der Starkregen den Spargelkulturen verheerende Schäden gebracht, Vor allem in Westfalen. Wie riskant das Wetter ist, zeigte sich auch in Franken: Die Hitzewelle im August des Vorjahres habe den Pflanzen mit extremen Temperaturen so zugesetzt, dass sich das bei der Ernte 2016 rächte. Arrangiert haben sich die Erzeuger laut Winkhoff übrigens mit dem Mindestlohn. „Ich habe keine großen Klagen vernommen.“ Aber die Lohnuntergrenzen dürften Nebeneffekte haben: mehr Mechanisierung und mehr Tempo für den Trend zu größeren Betrieben. „Der Mindestlohn wird den Strukturwandel eher befördern.“

Kleinere Betriebe, für die neue Investitionen schwieriger seien, hörten deswegen womöglich eher auf. Für Leonhard Palm, Vorsitzender des Vereins Bornheimer Spargelanbauer, sieht die Bilanz deutlich positiver aus als im Rest der Spargel-Republik. „Wir sind mit unserer Saison insgesamt sehr zufrieden“, sagte Palm.

Von den Unwettern seien die Erzeuger in Bornheim und Umgebung weitgehend verschont geblieben. Der häufige Starkregen in diesem Frühjahr hätte den Spargeln hingegen nichts ausgemacht. Im Vergleich zu den Vorjahren könne er keine großen Unterschiede feststellen. Um bereits Mitte April mit der Ernte beginnen und bis Ende Juni Spargeln stechen zu können, habe er wie andere Kollegen auch auf ein zweigleisiges System gesetzt. So baute er das beliebte Saisongemüse zum einen bis Mai in einem Minitunnel an.

Zum anderen startete er mit den tiefer gepflanzten Knollen etwas später, um seine Spargeln bis zum Saisonende anbieten zu können. Die Spargelsaison endet traditionell am 24. Juni, dem Johannistag. Damit hat der Spargel bis zum ersten Frost circa 100 Tage später ausreichend Zeit durchzuwachsen und einen grünen Busch zu bilden. Das ist für wichtig um für die kommende Saison genügend Kraft zu sammeln.

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