Online-Handel Weniger Menschen kommen in die Innenstädte

BONN/KÖLN · Stubenhocker statt Stadtbummler: Durch Online-Handel kommen immer weniger Menschen in die Innenstädte. Auch in Bonn ist ein Rückgang zu beobachten.

 Ein Großlager des Internethändlers Amazon in Bad Hersfeld: Der Online-Umsatz steigt.

Ein Großlager des Internethändlers Amazon in Bad Hersfeld: Der Online-Umsatz steigt.

Foto: dpa

Wenn die Menschen erst einmal durch die Innenstadt laufen, dann geben sie in der Regel auch Geld aus, glauben Experten. "Verführung des Augenblicks", nennt es Steffen Jost vom Bundesverband des Deutschen Textileinzelhandels (BTE), wenn aufwendig dekorierte Schaufenster und geschickt platzierte Waren zum Mode-Lustkauf locken.

Das kommt jedoch offenbar immer seltener vor. Das Internet nimmt den herkömmlichen Einzelhändlern nicht nur Umsatz, sondern es sorgt laut BTE auch dafür, dass immer mehr Käufer zu Stubenhockern werden. "Online-Banking, Reisebuchungen im Internet und selbst Facebook-Chats haben zur Folge, dass weniger Menschen in die Fußgängerzonen strömen und damit von den dort angesiedelten Modehäusern nicht mehr erreicht werden", sagte Jost gestern in Köln weiter. Laut BTE kauften die Deutschen 2012 Kleidung und Textilien im Wert von 6,6 Milliarden Euro im Internet, damit liegt der Marktanteil bei 11,4 Prozent.

Die Folge: Nach einer Verbandsumfrage sehen die deutschen Modehändler in der nachlassenden Kundenfrequenz ihr größtes Problem. Fast zwei Drittel der Befragten haben von weniger Kunden in ihren Läden berichtet, nur 14 Prozent sehen wenigstens eine leichte Verbesserung.

Selbst in einer Stadt wie Bonn mit hoher Kaufkraft macht sich der Kundenschwund in der City bemerkbar. "Vor allem an Werktagen verzeichnen die Einzelhändler deutlich weniger Besucher", sagt Uwe Stephan, Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbands Bonn/Rhein-Sieg/Euskirchen. An Samstagen seien die Geschäfte in der Bonner Innenstadt dagegen weiterhin gut besucht. Als Ursache für den Kundenschwund an Werktagen vermutet Stephan die zunehmende Berufstätigkeit von Frauen. "Für den gemütlichen Stadtbummel innerhalb der Woche hat heute kaum noch jemand Zeit."

Auch in Köln macht sich laut BTE-Hauptgeschäftsführer Jürgen Dax bemerkbar, dass der Stadtbummel aus der Mode kommt. "Die Kundenfrequenz ist hier noch gut, aber rückläufig", sagte er gestern. Lediglich in der Adventszeit strömten Weihnachtsmarkt-Besucher aus dem Ausland in die Läden der Domstadt. Touristen sind für den deutschen Modehandel eine immer wichtigere Umsatzquelle. "In manchen Städten bringen sie bis zu 20 Prozent der Einnahmen des Mode-Einzelhandels", sagte Dax. Städte wie München freuten sich dank der ausländischen Besucher sogar über deutlich steigende Kundenfrequenzen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort