Skandal um Burger King Weihnachtsfriede bei Burger King naht

MÜNCHEN · Die 89 bundesweit im Streit mit einem Geschäftspartner geschlossenen Burger King-Restaurants stehen kurz vor ihrer Wiedereröffnung. Dazu zählen auch viele Filialen in der Region.

Das bestätigten sowohl die in München ansässige Burger King Europe als auch Anwälte des von ihr gekündigten Franchisenehmers Yi-Ko. Ein erster vor dem Landgericht München für gestern angesetzter Gerichtstermin beider Streitparteien sei kurzfristig gestrichen worden, weil eine außergerichtliche Einigung "unmittelbar" bevorstehe, erklärte der hierzulande größte Burger-King-Franchisenehmer Yi-Ko. Man habe vom Wochenende bis in die frühen Morgenstunden des Montags verhandelt.

Nun ist ein Durchbruch nah, der für die rund 3000 Beschäftigen der 89 geschlossenen Filialen eine bange Zeit der Ungewissheit beenden könnte. In einigen betroffenen Burger-King-Schnellrestaurants waren durch geschlossene Glastüren bereits am Wochenende Vorbereitungen für eine Wiedereröffnung zu beobachten. Geputzt werde auch andernorts, sagte ein Sprecher der Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG). Es gebe zudem Gerüchte, dass erste Lieferanten wie Coca Cola wieder auf eine Belieferung eingestellt würden.

Unklar ist, ob Yi-Ko die 89 Filialen weiterbetreiben darf und Burger King die jüngste Kündigung des Franchisevertrags zurückzieht oder ob neue Franchisenehmer übernehmen. Sowohl Burger King als auch Yi-Ko ließen beide Möglichkeiten offen. NGG, bis vor kurzem einer der heftigsten Yi-Ko-Kritiker, könnte mittlerweile auch mit der Holding leben, nachdem sich dort in den letzten Tagen einiges verändert hat.

Ihr Name setzt sich aus den ersten beiden Buchstaben der einstigen Geschäftspartner Ergün Yildiz und Alexander Kobolov zusammen. Yildiz hat seine Anteil aber vor kurzem an Kolobov verkauft. "Yi-Ko ist jetzt ohne Yi", sagte ein NGG-Sprecher zu diesem aus seiner Sicht entscheidenden Unterschied. Denn Yildiz galt bei der Holding als treibende Kraft hinter den zahlreichen Verstößen gegen Arbeitsrechte und Hygieneregeln, die zur fristlosen Kündigung der Franchiseverträge geführt haben.

Yildiz wollte mit Yi-Ko auch aus dem Bundesverband Systemgastronomie und damit dem Geltungsbereich von Tarifverträgen austreten. Dieser Plan wurde nach seinem Rückzug rückgängig gemacht. Yi-Ko-Beschäftigte müssen damit nicht mehr befürchten, untertariflich bezahlt zu werden.

"Ein Anfang ist gemacht", kommentierte ein NGG-Sprecher die offenkundig beginnende Läuterung bei Yi-Ko. Der Gesamtbetriebsrat der 89 Filialen habe aber weitere Forderungen gestellt, wie eine Aufstockung des Personals und das Begleichen ausstehender Lohnzahlungen. Für Dezember habe Yi-Ko bislang alle Löhne an die 3000 Beschäftigten überwiesen, obwohl die Holding keine Einnahmen mehr hat. Ihre befürchtete Pleite stehe wohl nicht unmittelbar bevor. Kobolov, der als Finanzier von Yi-Ko gilt, werde das voraussichtlich verhindern, solange die Chance auf eine Einigung mit Burger King zur Fortführung der Restaurants unter Yi-Ko-Regie besteht.

Prinzipiell ist aber auch möglich, dass Burger King den eigentlich noch neun Jahre lang laufenden Franchisevertrag mit Yi-Ko zurückkauft und an einen alternativen Geschäftspartner vergibt. Über die Rechtmäßigkeit der Kündigung streiten beide Parteien vor Gericht. Den 3 000 Beschäftigten dürfte egal sein, für wen sie letztlich arbeiten. Hauptsache vor Weihnachten wird klar, ob sie auch im neuen Jahr noch einen Job haben. Die Krise belastet auch die anderen rund 600 Burger-King-Filialen, die von anderen Franchisenehmer betrieben werden.

"Wenn einer saut, leiden alle", sagte ein NGG-Sprecher mit Blick auf Yi-Ko. Genaue Daten hat die Gewerkschaft nicht, aber sie fürchtet, dass die Umsätze bei Burger King in Deutschland um bis zu ein Drittel geschrumpft sind.

Die Franchisekette

Burger King Europe mit Sitz in München betreibt die Restaurants nicht in eigener Regie, sondern hat den Betrieb an Franchisenehmer ausgelagert. Burger King stellt Ware und wirbt zentral. Dafür zahlen die Geschäftspartner, deren hierzulande größter Yi-Ko ist, Gebühren an Burger King. Auf diese Weise will Burger King mehr Gewinn machen als bei einem eigenen Betrieb der Filialen.

Auf seinen Schnitt kommen will auch der Franchisenehmer. Daraus folgt großer Druck auf das Personal, da bei Einkauf, Werbung oder Miete keine Sparmöglichkeiten bestehen. Yi-Ko hat offenbar Löhne vorenthalten, Gewerkschaften behindert und Hygiene vernachlässigt.

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