Trübes Jahr für die Telekom Viele Unternehmenskennzahlen weisen nach unten

BONN · Es ist seine letzte Bilanzpressekonferenz als Telekom-Chef und trotz schlechter Zahlen versucht René Obermann, Hoffnung auf bessere Zeiten zu verbreiten: Mit Milliardeninvestitionen wolle die Telekom jetzt die Basis schaffen, "um ab 2014 im Konzern insgesamt wieder zu wachsen".

Doch klar wird auch: Dem Bonner Telekommunikationsriesen steht erneut ein schwieriges Jahr bevor, die Investitionen gehen zunächst noch zulasten des Gewinns. Der freie Zahlungsmittelüberschuss, aus dem die Telekom die Dividende bezahlt, werde in diesem Jahr um mehr als eine Milliarde auf fünf Milliarden Euro sinken, erläutert Finanzchef Tim Höttges, der Obermann im kommenden Jahr als Vorstandschef ablösen soll. Bekannt gegeben hatte die Telekom bereits, dass die Dividende für das laufende Geschäftsjahr um 20 auf 50 Cent gekürzt wird.

Dass sich die Telekom derzeit besser entwickele als die Wettbewerber, wie Obermann betont, ist für Telekom-Aktionäre ein schwacher Trost. Unterm Strich erlitten die Anleger 2012 einen Jahresverlust von 3,4 Prozent mit ihrem Papier, die Dividende schon eingerechnet. Zum Vergleich: Der Dax legte in dieser Zeit um mehr als 26 Prozent zu. Den Unternehmenswert schmälert auch die 7,4 Milliarden Euro schwere Firmenwertabschreibung auf das US-Mobilfunkgeschäft. Sie führt dazu, dass die Telekom mit 5,3 Milliarden Euro für 2012 einen der höchsten Verluste ihrer Unternehmensgeschichte ausweisen muss.

Im eigentlichen Geschäft geht es auch nicht richtig voran. Für Obermann sind es schon Erfolgsnachrichten, wenn die Rückgänge geringer ausfallen als im Vorjahr. So schrumpfte der Konzernumsatz noch um knapp ein Prozent auf 58,2 Milliarden Euro, im Deutschlandgeschäft halbierte sich der Umsatzrückgang auf zwei Prozent, und in Europa sanken die Umsätze um vier Prozent und nicht mehr um 5,5 Prozent wie im Vorjahr.

Im Rückwärtsgang befinden sich Beschäftigung und Ausbildung. In Deutschland fielen im vergangenen Jahr rund 2300 Arbeitsplätze weg, nach rund 4000 im Vorjahr. Derzeit sind bei der Telekom im Inland noch knapp 121 000 Frauen und Männer beschäftigt, weltweit sind es 232 000. Die Zahl der Auszubildenden sank im Jahresdurchschnitt 2012 um knapp 500 auf 8400, nachdem im Vorjahr bereits mehr als 300 Plätze weggefallen waren. "Wir bilden immer noch weit über Eigenbedarf aus", sagt Obermann dazu.

Als Hauptschuldigen für die schwache Performance der Telekom und die Misere der Branche macht Obermann seit Langem die Regulierung verantwortlich. Wenn die Preise für die Weiterleitung von Handygesprächen gekappt oder Funkfrequenzen teuer versteigert werden, dann fehle das Geld für Investitionen. "Dieser Blödsinn muss aufhören", wird Obermann bei dem Thema emotional. Wo sonst erbittert um Marktanteile gekämpft wird, hier sieht Obermann die Branche geeint: "Auch die Kollegen sind alle der Auffassung, dass sie mit Handschellen im Boxring stehen."

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