Streik an Berliner Flughäfen Videokonferenz statt Flug nach Berlin

Köln/Bonn · Der Streik des Bodenpersonals an den Berliner Flughäfen in Tegel und Schönefeld sorgt für Flugausfälle. Auch Reisende aus Köln/Bonn sind betroffen.

Nach Berlin führt der Weg von Köln/Bonn manchmal über Leipzig. Ryanair etwa flog am Montag diesen Umweg. Wobei es von Leipzig mit dem Bus weiter in die Bundeshauptstadt zum Flugplatz Schönefeld. 12 Flüge seien nach Leipzig umgeleitet worden beziehungsweise seien von dort nach Köln/Bonn gestartet, teilte der Flughafen mit. 36 Flüge nach und von Berlin seien ausgefallen, hieß es weiter. Grund ist ein Streik des Bodenpersonals an den Berliner Flughäfen Tegel und Schönefeld, der auch am Dienstag den Flugplan durcheinander wirbelt. Durch Arbeitsniederlegungen bis Mittwochmorgen um fünf Uhr fallen in Köln/Bonn voraussichtlich weitere 42 Flüge aus. Zusammen mit Streiks im Februar, am Freitag sowie gestern und heute konnten 147 Flüge von Köln nach Berlin beziehungsweise umgekehrt nicht durchgeführt werden. Etwa 17.500 Passagiere seien davon betroffen, so der Flughafen.

Da stellt sich fast schon Routine ein. Von Ausfällen wird kaum ein Passagier überrascht. Die Airlines informieren auf ihren Internetseiten über gestrichene Verbindungen, und sie schicken den Passagieren Mails. Fluggästen wird etwa geraten, zu einem früheren oder späteren Zeitpunkt zu fliegen. Eurowings rät zum Umtausch der Flug- in Bahntickets oder bietet etwa Umbuchungen auf Flüge von Köln nach Leipzig an. 20 Flüge von Köln/Bonn waren gestern betroffen mit rund 1700 Fluggästen, so Eurowings.

Auf Anfrage des General-Anzeigers zur aktuellen Situation teilte ein Sprecher des Bundesministerium des Innern mit: „Dienstreisenden, die den Luftverkehr des Bundes zwischen Bonn beziehungsweise Düsseldorf und Berlin nutzen wollten und deren Flüge aufgrund des Streiks des Bodenpersonals an den Berliner Flughäfen heute beziehungsweise morgen annulliert wurden, wird empfohlen auf andere Beförderungsmittel auszuweichen. In der Mehrzahl wird die Bahn gewählt. Teilweise werden Dienstreisen auch verschoben.“

Beim Bundesfinanzministerium wird dagegen in diesen Tagen auf Videokonferenzen und Ähnliches gesetzt. „Auswirkungen auf die Arbeit werden durch die Nutzung der technischen Möglichkeiten weitgehend kompensiert“, erklärte eine Sprecherin auf Anfrage.

Die Airlines kritisierten die Streiks scharf, mit denen die Gewerkschaft Verdi ein besseres Tarifangebot für die rund 2000 Beschäftigten in den Terminals und auf dem Vorfeld erzwingen will, und forderten die Politik auf zu handeln. Air Berlin rief beide Parteien auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Der Arbeitskampf werde auf dem Rücken der Passagiere ausgetragen und verursache „Tag für Tag Schäden in Millionenhöhe“, schrieben Vorstandschef Thomas Winkelmann und Personalvorstand Martina Niemann.

Ryanair forderte die deutsche Regierung auf, „Maßnahmen zu ergreifen“, um neuerliche Flugausfälle zu verhindern. Der Verband der in Deutschland aktiven Fluggesellschaften verlangte für solche Tarifkonflikte verbindliche Mediations- oder Schlichtungsverfahren. Die Gewerkschaft fordert bei einer Vertragslaufzeit von zwölf Monaten einen Euro mehr pro Stunde. Die Arbeitgeber boten zuletzt die schrittweise Erhöhung der Löhne in allen Entgeltgruppen an – bei einer Laufzeit von drei Jahren. Nach Angaben von Verdi würde ein einfacher Beschäftigter auf dieser Grundlage pro Arbeitsstunde 27 Cent mehr erhalten.

Am Montag wurden 660 Abflüge in Berlin gestrichen. Die Auswirkungen des Streiks dürften heute ähnlich sein. (raz/ga/dpa)

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