Gesetzesänderung der Vermittlungsprovision Vermieter zahlen Maklergebühr meist klaglos

BONN · Die Gesetzesänderung war radikal: Seit 1. Juni dürfen Makler bei Wohnungsvermietungen die Vermittlungsprovision nicht mehr vom Mieter kassieren. Zahlen muss sie vielmehr derjenige, der den Makler beauftragt - und das ist fast immer der Vermieter.

 Begehrte Wohnlage: Die Bonner Südstadt.

Begehrte Wohnlage: Die Bonner Südstadt.

Foto: Horst Müller

Die Maklerbranche war zuvor vergeblich Sturm gegen das Gesetz gelaufen, viele Büros fürchteten ihren Untergang. Gut einen Monat nach Inkrafttreten hat sich der GA bei Maklerbüros in Köln, Bonn und der Region umgehört. Das Ergebnis: Die Vermieter übernehmen meist klaglos die Maklerprovision, Umsatzrückgänge verzeichnen nur wenige Maklerbüros.

"Es ist nicht so dramatisch, wie wir befürchtet hatten", räumte ein Sprecher des Maklerverbands IVD West auf Anfrage ein. "Die Vermieter buchen jetzt die Makler und zahlen die Provision." "Ich habe keinen einzigen Kunden verloren", sagt Franz Lanzendörfer, Inhaber des gleichnamigen Bonner Maklerbüros.

Für ihn sei das auch eine Bestätigung für seine Arbeit: "Meine Kunden sind offenbar zufrieden, und dann zahlen sie auch die Provision."

Gleiches berichtet Katharina Nöthen, Mitinhaberin von Nöthen & Nöthen Immobilien in Bonn: "Wir haben uns auf die Umstellung vorbereitet und frühzeitig mit den Kunden gesprochen." Die Rückgänge seien marginal. "Vielleicht ist es aber noch zu früh für eine Bilanz."

Bernd Viebach von Kraft Immobilien aus Bonn führt nach eigenen Angaben schon länger eine Statistik über die Mietangebote von Maklern aus der Region: "Wir konnten feststellen, dass es am 1. Juni eine Delle gab. Inzwischen erholt sich der Markt aber wieder", berichtet er. Bei Kraft Immobilien selbst habe es praktisch keine Einbußen gegeben.

Wieland Münch, Geschäftsführer von Limbach Immobilien, stellt fest, dass aktuell etwa ein Fünftel weniger Mietwohnungen angeboten werden. Die Vermieter suchten sehr selektiv Mieter aus, hätten höhere Ansprüche und forderten mehr Sicherheiten. "Viele Vermieter tun sich noch schwer mit den zwei Monatsmieten Provision, dennoch haben wir überraschend viele Aufträge bekommen."

Den Druck auf die Höhe der Provision spüren auch andere Maklerbüros. "Großkunden gewähren wir schon einmal Mengenrabatt", sagt Viebach. Im Übrigen sei die Zahlung der Maklerprovision durch den Vermieter nichts Neues: "In Ostdeutschland war das schon immer so." Lanzendörfer stellt auch fest, dass Vermietern die Zahlung dadurch erleichtert werde, dass sie steuerlich absetzbar ist.

Klar negative Folgen aus dem seit Anfang Juni geltenden "Bestellerprinzip" beklagt Michael Bakic, der sein Maklerbüro in der Bonner Rathausgasse betreibt. "Wir konnten detailliert nachvollziehen, wie die Aufträge immer weniger wurden", sagt er. Der Umsatz im Vermietgeschäft sei auf nur noch ein Viertel früherer Werte eingebrochen.

Bakic gehört einer Gruppe von bundesweit zwölf Maklern an, die erwägen, gegen das neue Gesetz Verfassungsbeschwerde in Karlsruhe zu erheben.

Verbraucherschützer warnen unterdessen vor schwarzen Schafen unter Maklern und Vermietern, die versuchten, Mietinteressenten Papiere unterzujubeln, bei denen sie dann einen Maklerauftrag unterzeichnen und Provision zahlen sollen.

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