Familienunternehmen Innovatec Troisdorfer Firma baut Maskenvlies-Produktion aus

Troisdorf · Das Familienunternehmen Innovatec investiert 21 Millionen Euro, um mehr Vliesgewebe für medizinische Masken und Schutzanzüge zu produzieren.

 Sichtkontrolle: Ein Mitarbeiter der Firma Innovatec in Troisdorf kontrolliert statisch aufgeladenes Vlies für Atemschutzmasken.

Sichtkontrolle: Ein Mitarbeiter der Firma Innovatec in Troisdorf kontrolliert statisch aufgeladenes Vlies für Atemschutzmasken.

Foto: Innovatec

Die Anfragen kommen aus aller Welt. „Wir könnten im Moment deutlich mehr Vlies verkaufen als wir produzieren“, sagt Daniel Krumme. Der Geschäftsführer der Troisdorfer Innovatec GmbH hat eine begehrte Ware im Angebot: Das Familienunternehmen produziert unter anderem synthetisches Vliesgewebe für medizinische Schutzmasken und -anzüge. 400 Tonnen dieses Materials verlassen das Werk in Troisdorf jedes Jahr und werden von den Herstellern zu Schutzausrüstung weiterverarbeitet. Innovatec bezeichnet sich als Marktführer in Europa.

Die Troisdorfer sind am Ausbau der deutschen Produktionskapazitäten für medizinische Schutzausrüstung  maßgeblich beteiligt, den die Bundesregierung beschlossen hat. „Wir haben schon im vergangenen Jahr in eine neue Anlage investiert, die im Juni in Betrieb geht“, sagt Innovatec-Inhaber Christian Klöber. „Jetzt sollen zwei weitere Maschinen hinzukommen, die im Oktober und November die Produktion aufnehmen können.“ Insgesamt summierten sich die Investitionen in diesem und dem vergangenen Jahr am Troisdorfer Firmensitz auf knapp 21 Millionen Euro, so Klöber. Das Unternehmen setzt dabei auf die als Anreize angekündigten Investitionskostenzuschüsse und Abnahmegarantien des Bundes für Maskenhersteller. Nach der Coronakrise sollen die Hersteller nicht auf ihren Produkten sitzen bleiben. „Aber noch  gibt es keine festen Verträge, wir tragen das unternehmerische Risiko“, sagt Klöber.

Derzeit existierten in Deutschland allerdings noch keine Betriebe, die aus dem Meltblown-Vlies Masken und Anzüge fertigen können, so der Unternehmer weiter. Bisher müsse das Gewebe erst ins Ausland transportiert und von dort aus als fertige Schutzausrüstung wieder nach Deutschland eingeführt werden. Das soll sich ändern. „Wir stehen bereits in Kontakt mit mehreren deutschen Unternehmen, die unser Vlies verarbeiten wollen“, sagt Geschäftsführer Krumme.

Die rund 100 Innovatec-Beschäftigen in Troisdorf stellen nicht nur Vlies für Schutzmasken her. Das 1995 gegründete Unternehmen produziert auch Filtermaterial für Staubsaugerbeutel und Gewebe für Dachbedeckungen, Blutfilter für die Trennung von roten und weißen Blutkörperchen bei der Dialyse und Material für Heftpflaster. Ebenfalls im Portfolio: Vlies für antibakterielle oder antivirale Wischtücher. „In den USA sind Supermärkte dazu verpflichtet, den Kunden solche Tücher zur Reinigung der Griffe von Einkaufswagen zu Verfügung zu stellen“, sagt Krumme. In Deutschland kämen antivirale Wischtücher hauptsächlich im professionellen Bereich zum Einsatz, etwa in Arztpraxen.

„Vor allem das Gewebe für den medizinischen Gebrauch ist ein Hightech-Material“, sagt Krumme. „Wir erreichen mit dem Vlies in den Masken eine hohe Schutzwirkung bei vergleichsweise niedrigem Atemwiderstand, was den Tragekomfort für Ärzte und Pfeger verbessert.“

Die gesamte Entwicklungsarbeit und Produktion des Unternehmens mit einem Jahresumsatz in zweistelliger Millionenhöhe läuft in Troisdorf. Auch weiterhin soll ein Teil der Vliesstoffe exportiert werden. „Aktuell wollen wir allerdings insbesondere den deutschen und europäischen Bedarf decken“, sagt Geschäftsführer Krumme.

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