JF. Carthaus Traditionsfirma ist seit 160 Jahren in der Innenstadt ansässig

BONN · Eine Traditionsfirma, die der Innenstadt seit 160 Jahren die Treue hält: Das ist JF. Carthaus. Seit 16 Jahrzehnten im Zentrum ansässig, füllt das Unternehmen heute in der Remigiusstraße ein ganzes, wenn auch schmales Haus mit Schreibwaren und Bürobedarf.

"Wirtschaftlich ist der Flächenzuschnitt schwierig", sagt Geschäftsführer Dirk Olaf Stroessel. "Die gleiche Fläche auf einer Ebene wäre günstiger zu bewirtschaften." Aber das viergeschossige Gebäude ist eben auch Zeugnis der Entwicklung der Firma.

1852 eröffnete Joseph Franz Carthaus seine Buchdruckerei in der Hundsgasse - der heutige Belderberg. Carthaus spezialisierte sich auf den Druck von Dissertationen und übernahm Druckaufträge von Bonner Verlagen. Das Unternehmen profitierte von der wachsenden Bonner Universität und kaufte zusätzliche Maschinen. Mehr Maschinen brauchten auch mehr Platz, so dass Carthaus 1870 ein Haus in der Stiftsgasse erwarb.

Doch bereits ein Jahr später starb der Firmengründer an einer chronischen Nierenentzündung. Seine Ehefrau, Clara Carthaus, führte die Geschäfte des Unternehmens weiter und expandierte. 1875 erschien zum ersten Mal die Zeitung "Bonner Tageblatt. Rheinische Landeszeitung" für dessen Druck, Verlag und Redaktion die Firma Carthaus verantwortlich war. 1891 verkaufte sie die Zeitung dann an Hermann Neusser, den Verleger des General-Anzeigers.

1882 kaufte Clara Carthaus dass Gebäude in der Remigiusstraße 16. Sie hatte den sich abzeichnenden Trend erkannt: Der Handel und das Gewerbe in der Innenstadt befanden sich im Aufschwung. Auf dem Gelände entstanden ein neues Druckereigebäude und ein großes Ladenlokal.

Vier Jahre später ging Carthaus in den Besitz der drei Söhne des Firmengründers über: Joseph, Mathias und Peter Carthaus. Nicht nur um Erbstreitigkeiten zu vermeiden, wurde das Unternehmen in drei Bereiche unterteilt. Joseph Carthaus übernahm die Leitung der Setzerei und die Aufgaben des Korrektors, Mathias Carthaus war für die Druckerei verantwortlich, und Peter Carthaus kümmerte sich ums Kaufmännische. So konnte sich jeder seinen Interessen und Fähigkeiten entsprechend in dem Unternehmen einbringen.

Der jüngste der Drei, Peter Carthaus, eröffnete schließlich 1887 das erste Schreibwarenfachgeschäft unter dem Namen "Papier- und Schreibwarengeschäft". Bis heute ist dieser Unternehmenszweig eines der Hauptstandbeine des Unternehmens - neben Verlag und Druckerei. Das Unternehmen trotzte dem Ersten und Zweiten Weltkrieg, obwohl die Geschäftsräume 1944 bei einem Luftangriff komplett zerstört wurden.

Bereits vier Jahre später übernahm die Druckerei den Druck für die Originalfassung des Grundgesetzes. Seitdem waren die Auftraggeber vor allem das Auswärtige Amt, Bundespräsidialamt, Ministerien und Botschaften. Nach dem Wegzug der Regierung musste sich das Unternehmen erneut umorientieren. Es vergrößerte unter anderem das Fachgeschäft und investierte in neue Druckmaschinen.

2012 hat Carthaus, wie berichtet, seinen 160. Geburtstag gefeiert. Am charakteristischen Haus in der Remigiusstraße 16 ist in den vergangenen Jahren gebaut worden: Sowohl die Fassade als auch die neue Aufteilung der Geschäftsräume waren pünktlich zum Jubiläum fertig.

Carthaus wächst. Hinzu gekommen sind Filialen in Siegen und Oldenburg. "Der Zeitpunkt dafür war jetzt", ist sich Stroessel sicher. "Die Expansion war nötig, da es einen gewissen Stellenwert braucht, um weiterhin zu bestehen. Die größte Herausforderung war, die Gesellschafter und die Mitarbeiter davon zu überzeugen." Das kommende halbe Jahr werde auch über die Strategie des Unternehmens für die nächsten fünf Jahre entscheiden. Vor allem hinsichtlich des Online-Handels müsse sich Carthaus mit der Frage beschäftigen, ob das ein mögliches Geschäftsfeld sei.

Ein Buch zur Geschichte der Firma Carthaus brachte das Unternehmen 2002 zum 150. Geburtstag heraus. Unter dem Titel "J.F. Carthaus in Bonn 1852-2002. 150 Jahre Stadtgeschichte" sind noch Exemplare im Internet erhältlich.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort