Bonn „spießig und verschlafen“? Dieser Plan soll noch mehr Touristen in die Region locken

Bonn · Die Industrie- und Handelskammer hat einen Masterplan Tourismus vorgelegt, der die Vermarktung der Region verbessern soll. Bereits für 2019 verzeichneten Bonn und der Rhein-Sieg-Kreis einen Besucherrekord. 2020 soll weitere Steigerungen bringen.

Beliebter Aussichtspunkt in der Region: Die Ruine auf dem Drachenfels oberhalb von Königswinter.

Beliebter Aussichtspunkt in der Region: Die Ruine auf dem Drachenfels oberhalb von Königswinter.

Foto: Volker Lannert

Die Region Bonn/Rhein-Sieg hangelt sich im Tourismus von einem Rekord zum nächsten. Doch nach Ansicht von Experten bleibt noch einiges zu tun: Fast 80 Prozent der Hotelübernachtungen in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis werden von Geschäftsreisenden gebucht. Von Donnerstag bis Montag bleiben viele Hotelbetten in der Region leer. „Wir müssen uns für private Reisende noch etwas einfallen lassen“, sagt Stephan Wimmers, Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg. Er legte am Dienstag gemeinsam mit IHK-Vizepräsidentin Ruth van den Elzen den Masterplan Tourismus 2020 bis 2024 vor.

„Während in vergangenen Zeiten viele Touristen schon allein deshalb zu uns kamen, weil Bonn Bundeshauptstadt war, ist das heute – rund 30 Jahre nach dem Umzugsbeschluss – nicht mehr selbstverständlich“, sagte Wimmers. Die Region Bonn/Rhein-Sieg habe im Tourismus zwar viel zu bieten. Wer mit Besuchern einmal auf dem Drachenfels oder dem Petersberg gewesen sei, bekomme etwas von der Begeisterung für die Region mit. Heute müsse sie jedoch im Wettbewerb mit vielen anderen Zielen um Touristen werben. Gerade bei jungen Menschen sei das Image nicht gut: „Jüngere Reisende empfinden den Standort als spießig und verschlafen.“

„Bonn/Rhein-Sieg muss es in den nächsten fünf Jahren gelingen, als attraktiver, moderner und vor allem lohnenswerter Tourismusstandort wahrgenommen zu werden“, sagte van den Elzen. Viele Voraussetzungen seien bereits vorhanden. Es gebe jedoch Defizite, die die Region angehen müsse.

Aussichtsturm „Aire“ in der Rheinaue: Ist das der „Kick“?

  „Für Privatreisende fehlt noch ein besonderer Kick“, meinte Wimmers. Die Entscheidung darüber, ob ein solcher „Kick“ im Projekt des Bonner Unternehmers Horst Burbulla bestehen könnte, der am Rande der Rheinaue den gläsernen Aussichtssturm „Aire“ bauen will, will er der IHK-Vollversammlung überlassen. Am 10. März treffen sich die Mitglieder der Vollversammlung und lassen sich von Burbulla seine Pläne erläutern. Mögliche Themen, mit denen die Region sich besser vermarkten könne, seien neben Ludwig van Beethoven der romantische Rhein und der Weg der Demokratie mit Erinnerungen an die Hauptstadtzeiten, so Wimmer. Welches Thema die Leitmarke für die Region werden soll, will die IHK in der nächsten Zeit mit allen Beteiligten diskutieren.

Da Reiseveranstalter ihre Hotelkapazitäten langfristig vergeben, sei es mitunter schwer, beispielsweise Kapazitäten für Besucher großer Konzerte zu vergeben, die kurzfristiger geplant würden, so van den Elzen, die Hoteldirektorin des Collegium Leoninum ist. Auch die Kirschblüte in der Altstadt lasse sich schlecht vermarkten, ihre Zeit sei nicht kalkulierbar.  Auf jeden Fall sei es wichtig, die Infrastruktur in der Region zu verbessern: „Geschäftsreisende beklagen sich, dass sie vom Flughafen gar nicht mehr nach Bonn kommen“, so van den Elzen. Auch der Fernbusbahnhof, der derzeit hinter der Museumsmeile ist, müsse wieder stärker an die Innenstadt heranrücken.

 Die neuen Rekordzahlen für Hotelübernachtungen stoßen bei der Tourismus & Congress GmbH Region Bonn/Rhein-Sieg/Ahrweiler (T&C) auf Zuversicht: „Wir bedienen das Erlebnisbedürfnis der Touristen mit einer herausragenden Kombinationsmöglichkeit aus Städtereise und Naturerlebnis“, meinte Geschäftsführer Udo Schäfer. Bonn und der Rhein-Sieg-Kreis befänden sich in einer komfortablen Lage.

Auch für 2020 ist er optimistisch, was weitere Wachstumsraten betrifft: „Hier gibt es im Beethoven-Jubiläumsjahr 2020 so viele Kombinationsmöglichkeiten, verknüpfende Elemente und Events, dass wir noch mehr Touristen bei uns begrüßen werden, auch über 2020 hinaus.“ Für 2020 hat der Reiseführer „Lonely Planet‘s Best in Travel 2020“  Bonn unter die Top 5 Reiseziele gekürt. Nachhaltig werde das Image Bonns enger mit Beethoven verknüpft bleiben und den gesamten Tourismus weiter ankurbeln.

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