Hauptversammlung Telekom will Kundenservice verbessern

Köln · Selbstkritische Worte des Vorstandschefs und viel Lob der Aktionäre für das abgelaufene Geschäftsjahr gab es gestern bei der Hauptversammlung des Bonner Konzerns in Köln.

 Will den Netzausbau vorantreiben und den Service verbessern: Telekom-Chef Timotheus Höttges bei der Hauptversammlung in Köln.

Will den Netzausbau vorantreiben und den Service verbessern: Telekom-Chef Timotheus Höttges bei der Hauptversammlung in Köln.

Foto: dpa

Vom bequemen Polstersofa aus begrüßte Telekom-Chef Timotheus Höttges gestern zunächst die Aktionäre bei der Hauptversammlung in der Kölner Lanxess-Arena. In einer Theaterkulisse wollte der Vorstandsvorsitzende zeigen, wie handfest Digitalisierung schon heute in den eigenen vier Wänden funktioniert. Mittels eines Tabletcomputers steuerte der Manager sämtliche vernetzte Geräte im Haus. „Die Digitalisierung ist das größte Geschenk, weil sie den Wohlstand unserer Kinder ermöglicht“, schwärmte Höttges: „Sie verspricht neue Technologien, die das Leben der Menschen vereinfachen. Sie ist Motor für eine neue industrielle Revolution.“

Die Zukunft ist für die Deutsche Telekom auch in Zahlen fassbar: „Wir wollen Jahr für Jahr weiter wachsen“, sagte Höttges dann am Rednerpult und wurde konkret: „Beim Umsatz von 20014 bis 2018 um durchschnittlich ein bis zwei Prozent, beim Vorsteuerergebnis um durchschnittlich zwei bis vier Prozent und bei den frei verfügbaren Finanzmitteln um durchschnittlich rund zehn Prozent.“ Die gut 2000 anwesenden Aktionäre nahmen die Worte wohlwollend zur Kenntnis. Und auch die Aktionärsschützer, traditionell diejenigen, die gerne einmal scharf das Wort führen, stimmten angesichts eines insgesamt zufriedenstellenden Geschäftsjahres 2015 gestern fast ausschließlich versöhnliche Worte an. „Sie haben uns wieder Selbstbewusstsein gegeben“, lobte Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) die gestiegenen Umsatz- und Ergebniszahlen und die Entwicklung des Aktienkurses: „Vielleicht ist ja im nächsten Jahr sogar eine Dividende von 60 Cent drin“, sagte Tüngler. Kurz zuvor hatte Telekom-Chef Höttges verkündet, dass Vorstand und Aufsichtsrat der Hauptversammlung vorschlagen, die laufende Dividende um zehn Prozent auf 55 Cent je Anteilsschein zu erhöhen.

Auch Stefan ten Doornkaat von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) lobte „die guten Geschäftszahlen, auf die man aufbauen“ könne. Sorgen aber machten ihm die hohen Kosten beim Ausbau des Glasfasernetzes. Der Netzausbau bleibe die Grundlage für alles, was man bei der Telekom tue, entgegnete Höttges. Deutschland brauche schnelle Netze, nicht nur in der Stadt, sondern auch auf dem Land. Darum werde die Telekom hier in diesem Jahr nochmals mehr als die vier Milliarden Euro aus dem Jahr 2015 investieren.

Selbstkritisch versprach Höttges Verbesserungen beim Kundenservice: „Wir erfüllen unsere Ansprüche noch nicht.“ Ab sofort sollen sich persönliche Berater bei einem Anschlusswechsel oder Umzug um die Kunden kümmern. Außerdem soll es künftig möglich sein, Termine mit einem Techniker vermehrt auch samstags zu vereinbaren. Damit entlaste man die Wochentage und schaffe von Montag bis Freitag mehr Auswahl. „Dafür brauchen wir flexiblere Arbeitszeiten. Und wir sind optimistisch, dass unser Sozialpartner hier mitzieht.“

Heftige Kritik übten dann Belegschaftsaktionärin Kornelia Dubbel und Angela Melvin, Mitarbeiterin bei der amerikanischen Telekomtochter T-Mobile US. Wie schon bei der Hauptversammlung im vergangenen Jahr wurde erneut der Umgang mit den Beschäftigten bei der US-Tochter angeprangert. „Bei uns herrscht weiterhin ein Klima der Angst und Repression, und ich wünsche mir, dass uns die Unternehmensführung endlich mit Anstand und Respekt behandelt“, sagte Melvin mit Blick auf die ihrer Meinung nach nicht eingehaltene Arbeitsgesetze und die ablehnende Haltung des Managements gegenüber freien Gewerkschaften. Das Geschäft von T-Mobile US liefert mit fast 29 Milliarden Euro den größten Anteil am Konzernumsatz.

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