Hauptversammlung der Deutschen Telekom Telekom-Hauptversammlung: „Wir sind in einer Position der Stärke“

Köln · Beim jährlichen Aktionärstreffen steht die Zukunft des Mobilfunkgeschäfts in den USA im Zentrum des Interesses.

 Rund 1900 Aktionäre kamen am Mittwoch zur Hauptversammlung der Deutschen Telekom, die zum letzten Mal in der Kölner Lanxess-Arena stattfand. FOTO: DPA

Rund 1900 Aktionäre kamen am Mittwoch zur Hauptversammlung der Deutschen Telekom, die zum letzten Mal in der Kölner Lanxess-Arena stattfand. FOTO: DPA

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Telekom-Chef Timotheus Höttges kauft sich jedes Jahr vor der Hauptversammlung einen neuen Anzug. Das Modell dieses Jahr ist blau mit sehr dünnen magentafarbenen Streifen. Samt Einstecktuch und magentafarbener Krawatte war der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Telekom beim Aktionärstreffen am Mittwoch in Köln auf jeden Fall adrett gekleidet.

Ganz anders jedenfalls als der Chef der Tochtergesellschaft T-Mobile US, John Legere, der sich gerne im bunten T-Shirt öffentlich zeigt. Legere war zwar auf der Bühne der Hauptversammlung gar nicht präsent, aber das Hauptinteresse der Aktionäre drehte sich um seinen Managementerfolg im US-Geschäft.

Derzeit wird wieder verstärkt über eine Bereinigung des Mobilfunkmarktes in den USA durch Übernahmen, Fusionen und Allianzen spekuliert. Als eine Möglichkeit gilt eine Übernahme des Wettbewerbers Sprint, der zur japanischen Softbank gehört, durch T-Mobile US. In den Jahren zuvor war eher erwartet worden, dass T-Mobile US durch einen Wettbewerber übernommen werden könnte.

"Erfolgsstory“

Marc Tüngler, Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, sprach von einer „Erfolgsstory“in den USA und begrüßte, dass die Telekom nun eine aktive Rolle übernehmen wolle. „Verkaufen wir nun die USA oder verkaufen die USA uns?“, fragte Hans-Martin Buhlmann von der Vereinigung institutioneller Privatanleger. Die US-Sparte mache mittlerweile gut 46 Prozent des Konzernumsatzes aus. „Wir halten eine stärkere US-Präsenz für sinnvoll“, meinte Fondsmanager Ingo Speich von der Anlagegesellschaft Union Investment.

Für Höttges befindet sich die Telekom in einer komfortablen Situation, was das US-Geschäft betrifft: „Wir haben unser Schicksal in der eigenen Hand.“ Durch die hohen Investitionen sei T-Mobile US nicht mehr auf Frequenzen anderer Anbieter angewiesen. Gespräche mit anderen Firmen seien „erlaubt und wahrscheinlich“. Die Telekom hält 65 Prozent an T-Mobile US. „Wir sind in einer Position der Stärke. Wir entscheiden jetzt: was, wann und wie“, meinte Höttges. Fragen, ob die Einkünfte von Legere noch angemessen sind, beantwortete er klar: Legere habe für 2016 20 Millionen Dollar (17,8 Millionen Euro) erhalten, größtenteils aber in Aktienoptionen. „Ich halte es für Recht, dass er angemessen am Erfolg beteiligt wird.“ Zum Vergleich: Höttges verdiente im vergangenen Jahr 4,3 Millionen Euro.

Breitbandausbau

In Deutschland will Höttges den Breitbandausbau fortsetzen. In den kommenden zwei Jahren würden 80 Prozent aller Haushalte mit garantiert 50 Megabit pro Sekunde versorgt, die meisten davon sogar mit bis zu 250 Megabit pro Sekunde. Immer mehr Haushalte würden zudem direkt mit Glasfaser versorgt. Höttges kündigte eine Initiative zum Ausbau der schnellen Internets in 3000 Gewerbegebieten an, in den 80 Prozent der deutschen Unternehmen säßen. „Die ersten 100 haben wir bereits in der Planung, die nächsten 200 im Blick“, sagte der der Telekom-Chef.

Deutliche Worte fand Höttges zu T-Systems. Das Segment habe es vergangenes Jahr nicht geschafft, einen positiven Cash-Beitrag zu liefern, wie er gefordert habe. „Und das ärgert mich“, sagte er. Das Team von T-Systems leiste viel.Es habe in den vergangenen drei Jahren sein Geschäftsmodell verändert und die Kosten um 7,5 Prozent gesenkt. Doch das reiche noch nicht aus.

Der Börsenkurs hat sich in jüngster Zeit gesteigert. Die Telekom erreiche eine Marktkapitalisierung von 83,2 Milliarden Euro und sei damit das „wertvollste Unternehmen für Telekommunikation in Deutschland. Künftig müssen Manager und Aktionäre zur Hauptversammlung nicht mehr nach Köln fahren. Im kommenden Jahr findet sie im Bonner World Conference Center statt.

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