Telekom fördert Frauen als Führungskräfte

Chancengleichheit soll beim Bonner Konzern unabhängig von Herkunft, Alter, Geschlecht oder Behinderung sein

Telekom fördert Frauen als Führungskräfte
Foto: telekom

Bonn. Bei der Deutschen Telekom sind 32 Prozent der Beschäftigten in Deutschland Frauen. Doch in Führungspositionen sinkt der Anteil auf zwölf Prozent. "Das ist unbefriedigend", sagt Mechthilde Maier, Leiterin des Diversity-Managements beim Bonner Konzern.

Der Bereich "Diversity" (Vielfalt) kümmert sich um Belange der Mitarbeiter und Kunden, die mit Herkunft, Geschlecht, Religion, Alter, Behinderung oder sexueller Orientierung zu tun haben. Maier bringt das Ziel ihrer Tätigkeit auf die Formel: "Wertschöpfung durch Wertschätzung ." Ein höherer Anteil weiblicher Führungskräfte soll künftig kein Zufall bleiben.

Mit Personalvorstand Thomas Sattelberger hat Maier sich deshalb auf ein neues Instrument bei Stellenausschreibungen geeinigt: Auf der sogenannten Shortlist, die drei bis fünf Bewerber der engeren Wahl umfasst, soll sich jeweils mindestens eine Frau befinden.

Der Vorteil für das Unternehmen liege auf der Hand: Da allein schon aus demografischen Gründen absehbar sei, dass es in einigen Jahren zu einem Fachkräftemangel kommt, gehöre es heute zu den Selbstverständlichkeiten moderner Unternehmensführung, das Potenzial weiblicher Arbeitnehmer auch auszuschöpfen.

Nicht immer lassen sich im Zuständigkeitsbereich von Mechthilde Maier derart klare Regelungen vereinbaren: "Wir müssen die sprichwörtlich dicken Bretter bohren." Denn viel habe mit der Unternehmenskultur zu tun, und deshalb brauche es Zeit für Veränderungen.

Das gelte beispielsweise für Fragen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Für Vorgesetzte, die der Ansicht sind, dass bestimmte Stellen sich nur als Vollzeittätigkeit erfüllen lassen, hat Maier wenig Verständnis: "Es kommt nicht auf die Anwesenheit an, sondern auf das Ergebnis." Bei den Arbeitszeiten für eine stärkere Flexibilisierung zu sorgen, werde eine große Aufgabe der nächsten Jahre sein.

Denn im Leben jedes Beschäftigten gebe es Situationen, die einen stärkeren privaten Einsatz erforderten. Neben Kindern könne das auch die Pflege eines Familienangehörigen sein. In diesen Lebensphasen müsse eine Reduzierung der Arbeitszeit möglich sein. Das mache sie auch im Gespräch mit den jeweiligen Vorgesetzten deutlich.

Die Zahl der männlichen Mitarbeiter der Telekom, die länger als zwei Monate in Elternzeit gehen, nehme bei der Telekom zu. Maier sieht auch eine ihrer Aufgaben darin, "diesen Männern ein Gesicht zu verleihen". Denn sie seien häufig gute Beispiele für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, mit denen man dann auch bei Vorgesetzten werben könne. Sie träfen im Vorfeld klare Absprachen.

Bei einer Reduzierung der Arbeitszeit würden sie deutlich machen, wie sie erreichbar sind. Für Maier sind Männer, die in Familienzeit gehen, ein Trend der Zeit: "Gerade jüngere Männer legen ihr Augenmerk darauf, nicht nur für den Beruf zu leben."

Weiter als andere Unternehmen ist die Telekom in der Frage, Behinderte in den Arbeitsprozess zu integrieren: "6,3 Prozent unserer Beschäftigten in Deutschland sind schwerbehindert." Überproportional hoch sei ihr Anteil in Abteilungen wie Buchhaltung und Abrechnung sowie Call-Centern.

In anderen Staaten, in denen die Telekom tätig ist, würde der Behindertenstatus teilweise gar nicht statistisch erfasst. Die Telekom gehört mit Daimler, der Deutschen Bank und BP zu den Erstunterzeichnern der "Charta der Vielfalt". Hinter der Initiative steckt der Gedanke, die Chancengleichheit in den Unternehmen zu fördern.

Dazu gehört auch, die Chancengleichheit von Bewerbern mit Migrationshintergrund. In Deutschland stammten rund 20 Prozent der Beschäftigten aus Familien mit Migrationshintergrund. Maier betrachtet es als eine ihrer Aufgaben, bei der Zusammensetzung von Führungskräfteteams, die zunehmende Internationalisierung des Konzerns abzubilden.

Denn immerhin werde mehr als die Hälfte der Beschäftigten im Ausland arbeiten, und auch die Hälfte des Umsatzes werde außerhalb von Deutschland erzielt. Deshalb setze sie sich bei den Führungskräften auch für eine internationale Zusammensetzung der Teams ein: "Wenn ich Widerstand merke, weiß ich, dass ich auf dem richtigen Weg bin."

Von der internationalen Zusammensetzung der Arbeitnehmerschaft sollen auch die Kunden profitieren: Längst ist es üblich, dass in den Call-Centern auch Mitarbeiter sitzen, die türkisch oder russisch sprechen: "Wer mit uns Vertragsangelegenheiten klären will, soll sich gut aufgehoben fühlen", meint Maier.

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