Neuer Großauftrag für Telekom-Tochter T-Systems übernimmt IT der Sparda-Banken

Bonn · Die schwächelnde Geschäftskundensäule der Deutschen Telekom übernimmt von den Sparda-Banken 120 Mitarbeiter. Der Umfang des Auftrags liegt im mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Bereich.

 Platz für Datenspeicherung der Sparda-Banken: Mitarbeiter im T-Systems-Rechenzentrum in Magdeburg.

Platz für Datenspeicherung der Sparda-Banken: Mitarbeiter im T-Systems-Rechenzentrum in Magdeburg.

Foto: Deutsche Telekom AG

T-Systems, der Geschäftskundensäule der Deutsche Telekom, übernimmt die IT der Sparda-Banken. Der Vertrag läuft über sieben Jahre, hat ein Volumen im mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Bereich und eine Verlängerungsoption um weitere drei Jahre. Bisher hat die Sparda-Datenverarbeitung eG (SDV-IT) selbst zwei Rechenzentren in Nürnberg betrieben. Mit dem Vertrag ist auch die Übernahme von rund 120 Mitarbeitern verbunden. „Der klassische IT-Outsourcing-Vertrag zählt im Markt zu den größten Deals der vergangenen Monate“, teilte die Deutsche Telekom am Montag mit.

Für Adel Al-Saleh, seit Jahresbeginn neuer Chef bei der in Verlusten steckenden T-Systems, steht das für die Vitalität des etablierten Geschäfts mit ausgelagerten IT-Abteilungen: „Der Auftrag der Sparda-Gruppe zeigt, dass Kunden nach wie vor für den Betrieb ihrer komplexen IT-Infrastruktur auf Partner setzen.“ Das schon oft totgesagte klassische Outsourcing habe in Europa, dem Nahen Osten und Afrika laut Branchenstatistik im letzten Quartal des Jahres 2017 sogar einen deutlichen Aufschwung verzeichnet, so der Telekom-Vorstand.

Nach nur wenigen Tagen im Amt hatte er gegenüber Führungskräften weitgehende Änderungspläne für das T-Systems-Geschäft vorgestellt: So möchte Al-Saleh das herkömmliche konventionelle Outsourcing-Geschäft von aufstrebenden Geschäftszweigen wie etwa der Cybersecurity abtrennen. Nachdem die Ankündigung auf heftige Proteste von Gewerkschaften und Betriebsräten gestoßen war, weil sie in die Umstrukturierung nicht einbezogen waren und tiefgreifenden Stellenabbau befürchten, liegt die Aufspaltung aber zunächst auf Eis. Verabredet ist, dass zunächst eine gemeinsame Strategie- und eine Steuerungsgruppe eingerichtet wird, um nach gemeinsamen Lösungen suchen.

Großkundensparte mit Problemen

Die Großkundensparte ist seit Jahren das Sorgenkind der Deutschen Telekom. Das Kerngeschäft mit IT-Outsourcing brach immer mehr ein. Versuche des Gegensteuerns missglückten. 2017 schrieb T-Systems 1,6 Milliarden Euro ab, weil der Wert von Aufträgen überschätzt worden war. So hat T-Systems mehrere Kunden verloren, zuletzt ThyssenKrupp. Der seit 2014 laufende Sieben-Jahres-Vertrag hatte ein Volumen von insgesamt rund 700 Millionen Euro.

Al-Saleh ist als Nachfolger von Reinhard Clemens geholt worden, um das Rad herumzureißen. Kommenden Montag will der Amerikaner auf der Hannover-Messe Details seiner neuen Strategie vorstellen. Er hat sich bereits festgelegt: 2019 sollen die meisten Teile des Geschäftes Gewinne erzielen.

Um die ambitionierten Verbesserungen zu erreichen, hat Al-Saleh ein Konzept erstellt. Bei T-Systems soll es nicht mehr darum gehen, mit welchem Kunden wie viel Geld verdient werden kann, sondern darum, welche Produkte funktionieren. Die Organisation soll in elf Einheiten unterteilt werden, die sich um die verschiedenen Angebote wie SAP-Dienstleistungen oder Produkte für das Internet der Dinge kümmerten.

Banken sparen

Im klassischen Geschäft könnte T-Systems derzeit zugute kommen, das in Branchen wie Banken gespart werden muss: „Die aktuelle Marktsituation in der Bankenwelt mit Niedrigzinsmargen, steigenden regulatorischen Anforderungen und dem notwendigen Streben nach Digitalisierung erfordert nachhaltige Maßnahmen eines professionellen IT-Dienstleisters“ erläuterte Burkhard Kintscher, Vorstandsvorsitzender der SDV-IT. Die Sparda-Banken sind eine Gruppe von zwölf regionalen Genossenschaftsbanken, die in Deutschland mit rund 6000 Mitarbeitern in über 400 Filialen 3,6 Millionen Mitglieder betreuen.Der IT-Outsourcing-Vertrag mit T-Systems bringe ein Kostensenkungspotenzial in dreistelliger Millionenhöhe. Er verteilte Lob für die Bonner: „Für T-Systems haben wir uns bewusst entschieden, weil wir die partnerschaftliche Zusammenarbeit schätzen und das Unternehmen auch in punkto Regulatorik und IT-Sicherheit einen hervorragenden Ruf im Markt genießt.“

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