T-Mobile-Chef hält an niedrigeren Handy-Zuschüssen fest

Der Bonner Konzern will künftig umsatzstärkere Kunden intensiver betreuen als Prepaid-Kunden - 500 Millionen Euro sollen in besseren Service und neue Angebote investiert werden

  T-Mobile  will an niedrigeren Handy-Subventionen festhalten.

T-Mobile will an niedrigeren Handy-Subventionen festhalten.

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Bellevue/Bonn. (dpa) Deutschlands führender Mobilfunkanbieter T-Mobile will ungeachtet der zuletzt schwachen Kundenentwicklung an niedrigeren Handy-Subventionen festhalten. „Auch wenn die Wettbewerber ihre Zuschüsse nicht senken, werden wir die Strategie nicht ändern.“

Das sagte der Vorstandschef der Telekom-Tochter, René Obermann, in Bellevue (US-Bundesstaat Washington). T-Mobile hat seine Subventionen für umsatzschwache Prepaid-Kunden im Herbst 2004 reduziert, um seine Profitabilität zu verbessern.

Die neue Strategie schlug sich im gesunkenen Neukundengeschäft nieder. So schlossen in den vergangenen beiden Quartalen die Wettbewerber Vodafone, E-Plus und O2 erheblich mehr Verträge als die Bonner ab. Nach Einschätzung des Marktforschungsinstituts Gartner wird Vodafone im Jahresverlauf T-Mobile als größten Mobilfunkanbieter Deutschlands ablösen. Obermann zeigte sich dagegen kämpferisch: „Wir werden die Position (als Nummer eins) nicht so leicht aufgeben.“

Obermann kündigte für das kommende Jahr eine Service-Offensive an, mit der die Kundenzufriedenheit erhöht werden soll. Als Vorbild sieht er T-Mobile USA. Dem Vernehmen nach will T-Mobile umsatzstärkere Kunden intensiver betreuen als etwa Prepaid-Kunden, die im Monat durchschnittlich erheblich weniger telefonieren als Vertragskunden.

Angedacht ist auch die Eröffnung eigener Geschäfte, um die Präsenz der Marke T-Mobile zu stärken. Die nötigen finanziellen Mittel will sich T-Mobile durch das laufende Milliarden-Sparprogramm beschaffen. Danach sollen 500 Millionen Euro in besseren Service und neue Angebote investiert werden.

In den USA will die Deutsche Telekom die Zahl ihrer Mobilfunkkunden steigern und noch im laufenden Jahr die Marke von 20 Millionen Nutzern überspringen. T-Mobile USA gewann in den beiden vergangenen Quartalen jeweils rund eine Million neue Nutzer und erhöhte damit den Kundenstamm auf 18,3 Millionen. „Ich denke, dass wir die Wachstumsgeschwindigkeit halten können“, sagte Robert Dotson, Chef der US-Mobilfunktochter.

Im laufenden Jahr will die Deutsche Telekom 2,2 Milliarden Euro in die Aufrüstung ihres Mobilfunknetzes in den USA investieren. Dazu gehört der Erwerb weiterer Mobilfunk-Spektren, mit denen die Reichweite von T-Mobile USA verbessert werden soll.

Teil der Aufrüstung des US-Netzes ist der Erwerb von UMTS-Lizenzen, die die US-Regierung laut T-Mobile-Chef René Obermann im zweiten Quartal kommenden Jahres versteigern will. Die Aufsichtsräte von T-Mobile und Telekom müssten allerdings noch formal einer Teilnahme an der Auktion zustimmen. Nach den Worten von Cole Brodman, Produkt-Vorstand von T-Mobile USA, soll der UMTS-Rollout in der zweite Hälfte 2006 beginnen. „Die ersten Dienste sollen 2007 starten.“

T-Mobile ist nach der Fusionswelle der kleinste überregionale Mobilfunker in den USA. Dotson sieht dies allerdings nicht als Nachteil: In den USA könne man anders als in Europa als Nummer vier bestehen, da die absoluten Kundenzahl höher sei, sagte er. Zudem müsse T-Mobile USA im Verbund mit dem T-Mobile-Konzern gesehen werden, dann sei die Kundenzahl deutlich höher als bei den US-Wettbewerbern Verizon, Cingular und Nextel.

Durch die Marktmacht der Telekom könne das Unternehmen günstiger Handys und Infrastruktur bei den Herstellern einkaufen. „Zudem können wir anders als die Konkurrenz Exklusivität bei Handys verlangen.“ Als Beispiel nannte Obermann den Blackberry, der als Verkaufsschlager von T-Mobile gilt.

Im ersten Quartal war T-Mobile USA der größte Wachstumstreiber der Deutschen Telekom, die rund zwei Drittel aller ihrer Mobilfunk-Neukunden in den USA gewann. Mit einer Marktdurchdringung von 60 Prozent Ende 2004 bietet der US-Mobilfunkmarkt noch viel Wachstumspotenzial.

Nach Einschätzung von Dotson wird der Anteil der Mobilfunknutzer an der Gesamtbevölkerung in den kommenden Jahren auf 85 bis 90 Prozent steigen. Ungeachtet sinkender Preise konnte T- Mobile seinen monatlichen Umsatz je Kunden in den USA stabil halten.

Dotson führte dies auf die gestiegene Handy-Nutzung zurück, die sich seit 2000 verdoppelt habe. Mit fast 900 Minuten im Monat telefonieren die US-Kunden von T-Mobile dreizehn Stunden und damit mehr als vier Mal so viel wie die Europäer. „Die Minutenzahl kann sich noch weiter erhöhen, die Festnetzkunden telefonieren 1 200 Minuten im Monat.“

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