Stellenabbau bei der Telekom fällt 2005 geringer aus

Im vergangenen Jahrzehnt hat der Bonner Konzern 100 000 Arbeitsplätze gestrichen

  Sieht sein Unternehmen  auf dem richtigen Kurs: Telekom-Vorstandschef Kai-Uwe Ricke.

Sieht sein Unternehmen auf dem richtigen Kurs: Telekom-Vorstandschef Kai-Uwe Ricke.

Foto: dpa

Bonn. Fast 100 000 Stellen hat die Deutsche Telekom in den vergangenen zehn Jahren abgebaut. "Sozialverträglich", wie Telekom-Vorstandschef Kai-Uwe Ricke am Donnerstag auf der Jahrespressekonferenz des Unternehmens in Bonn sagte, also ohne Kündigungen.

Als Gründe für den geringeren Personalbedarf nannte Ricke einerseits regulatorischen Druck, der den Erfolg des Wettbewerbs vor allem an Marktanteilsverlusten der Telekom messe. Andererseits führe der technische Fortschritt zum Wegfall von Schnittstellen.

In diesem Jahr soll der Arbeitsplatzabbau aber deutlich geringer ausfallen als im Schnitt der vergangenen Jahre: Mit den Arbeitnehmervertretern hat die Telekom im März 2004 ein Beschäftigungsbündnis vereinbart, das vorsieht, in der AG 2005 keine Stellen zu streichen.

"Das betrifft nicht T-Mobile", sagte Ricke. Dort sprächen die Sozialpartner im Rahmen des geplanten Programms "Save for growth" derzeit darüber, wie notwendiger Personalabbau sozialverträglich erreicht werden könne. "Ich bin aber zuversichtlich, dass wir auch für Deutschland eine Einigung erzielen werden", so der Vorstandsvorsitzende.

Derweil demonstrierten am Donnerstag mehrere hundert T-Mobile-Mitarbeiter vor dem Kölner Hotel, in dem die Verhandlungen stattfinden, gegen das Sparprogramm.

In der Festnetzsäule T-Com soll es neben den angekündigten Qualitätsverbesserungen eine Produktivitätssteigerung von zehn Prozent geben. Der neue T-Com-Chef Walter Raizner hat angekündigt, dass er die Zentrale drastisch verschlanken will. T-Com habe 7 000 Mitarbeiter an 175 Standorten in der Zentrale, während Siemens oder IBM mit 2 000 auskämen.

Was das mittelfristig für die Zahl der Mitarbeiter bei T-Com bedeutet, wollte Ricke nicht näher konkretisieren. Zunächst gehe es in dem Programm "Re-Inwent" um den Umbau von Verantwortlichkeiten. Es sei aber durchaus möglich, dass dadurch auch Managementaufgaben wegfielen.

Als "außerordentlich positiv" wertete Ricke die Entwicklung der hauseigenen Beschäftigungsgesellschaft Vivento. Von 31 000 Mitarbeitern hätten 12 900 Vivento bereits wieder verlassen. 10 000 Beschäftigte hätten einen neuen Arbeitsplatz gefunden, 4 600 arbeiteten in Call-Center- und Montagetöchtern. 800 Arbeitnehmer seien in Weiterbildung. Für 2 900 Menschen würde noch eine Beschäftigung gesucht.

Insgesamt zeigte sich Ricke mit der Verdreifachung des Gewinns und dem Umsatzwachstum äußerst zufrieden ( der GA berichtete): "Dieses Unternehmen hat ein tolles Jahr hinter sich." Nach drei Jahren der konsequenten Entschuldung gehe es jetzt darum, in den kommenden drei Jahren den Kurs des profitablen Wachstums voranzutreiben. Ein Programm namens "Excellence" sieht für alle Geschäftsfelder spezielle Ziele vor.

Im Streit um eine angebliche Falschbilanzierung des Immobilienvermögens 1995 lehnt das Unternehmen eine außergerichtliche Einigung ab. "Egal was passieren wird, von der Vermögens- und Ertragslage wird uns das nicht mehr weiter beschäftigen", sagte Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick. Das Frankfurter Landgericht will frühestens im Juni über die Schadenersatzklagen entscheiden.

Offenbar kommt ein Gutachten im Auftrag der Staatsanwaltschaft Bonn zu dem Ergebnis, dass der Konzern sein Immobilienvermögen in den neunziger Jahren zweimal um rund 1,5 Milliarden Euro zu hoch bewertet hat. Doch Eick sieht keinen Anlass zur Sorge: "Unsere Spezialisten sagen uns, dass das Gutachten keinen Rückschluss auf den damaligen Wert zulässt."

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: " Berechtigte Hoffnungen"

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