Sparkasse KölnBonn: Eine Sparkasse, zwei Meinungen

Das gemeinsame Geldhaus trennt die beiden Städte derzeit mehr, als dass es den Kommunen nützt - Rücktritt des Vorstandschefs Binkowska zieht Graben noch tiefer

Sparkasse KölnBonn: Eine Sparkasse, zwei Meinungen
Foto: Engels

Bonn/Köln. Keine Angabe. Die Pressestelle der Sparkasse KölnBonn bleibt hart. Bei der Mitarbeiterzahl wird nicht mehr zwischen Köln und Bonn unterschieden. Die Sparkasse KölnBonn gibt es nur noch als Einheit. Punkt.

Bei der Deutschen Post zum Beispiel ist das anders: Das weltweit tätige Unternehmen hat keine Schwierigkeiten, seinen Mitarbeiterstamm von über 530 000 auf den Kammerbezirk Bonn/Rhein-Sieg runterzubrechen und steht mit 6 500 in der Liste der 30 größten Arbeitgeber in der Region. "k.A." steht da bei der Sparkasse KölnBonn, einem Unternehmen, das gerne seine regionale Verwurzelung betont.

Zusammengehörigkeit demonstrieren, das ist oberste Maxime in den Chefetagen der Sparkasse. Die Fusion der Stadtsparkasse Köln und der Sparkasse Bonn am 1. Januar 2005 verlangt das. Mitarbeiter und Kunden aus Köln und Bonn sollen zusammenwachsen. "Aus politischen Gründen", so heißt es deshalb, sei keine Unterscheidung mehr innerhalb der Sparkasse und zwischen den beiden Märkten Köln und Bonn möglich. Zwei Städte, eine Sparkasse.

Dabei sind sich die Träger dieser Sparkasse - trotz aller Disziplin im Verschweigen von regionalen Geschäftszahlen - derzeit so fern wie lange nicht mehr. Zuletzt wurde das in den Kommentaren zum überraschenden Rückzug von Vorstandschef Dietmar P. Binkowska deutlich.´

Während Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) die Berufung Binkowskas zur NRW.Bank als "Kompliment" für Binkowska bezeichnete und außerdem meinte, die Personalie sei "im Interesse des Landes NRW", reagierte die Bonner Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann (SPD) mit Unverständnis und Kritik. Binkowska entziehe sich der Aufgabe, die Sparkasse voranzubringen, sagte sie. "Das ist eine große Enttäuschung." Eine Sparkasse, zwei Meinungen.

In der Personalie Binkowska entlud sich vergangene Woche öffentlich, was sich in den letzten Jahren vor allem auf Bonner Seite an Ärger aufgestaut hatte und im März dieses Jahres seinen traurigen Tiefpunkt fand, als die Geschäftszahlen für das Jahr 2007 präsentiert wurden.

Die Sparkasse KölnBonn machte faktisch hohe Verluste - nur ein tiefer Griff in die stillen Reserven, der fast 200 Millionen Euro ausmachte, konnte ein Abrutschen in die tiefroten Zahlen verhindern.

Stille Reserven, zwei Reizworte für die, die die Chronik der Sparkasse Bonn in den letzten Jahrzehnten verfolgt haben. Von der einst wohlhabenden Sparkasse über den regionalen Bedeutungsverlust durch die Fusion bis zu dem Niedergang in die roten Zahlen. Noch traut sich kein Politiker oder Sparkassen-Mitarbeiter, es öffentlich zu sagen - doch hinter vorgehaltener Hand gilt der Satz schon länger als salonfähig: "Die Kölner wollten das Geld der gut situierten Bonner Sparkasse und ihrer Bürger, jetzt haben sie es und geben es aus."

Und die Kölner brauchten das Geld: Anders als die Sparkasse Bonn wurde die Stadtsparkasse Köln über Jahre als "Geld gebender Wirtschaftsförderer" herangezogen. Fernsehstudios in Ossendorf, Rheinhallen in Deutz, Golfplatz Gut Lärchenhof - wann immer wichtige oder auch weniger wichtige Standortprojekte vor der Tür standen, die Sparkasse und ihr damaliger Vorsitzender Gustav Adolf Schröder waren da - "zum Wohle Kölns", wie es ein Sparkassen-Mitarbeiter nennt.

"Im letzten Jahr wurden all die Risiken, die mit Kölner Projekten eingegangen wurden, dann aber mit einem mal schlagend", so der Banker weiter. Dazu kamen Verpflichtungen für die Rettung der WestLB und Abschreibungen bei Wertpapieren. Zuviel - selbst für die größte kommunale Sparkasse Deutschlands.

Während in Köln eine Hiobsbotschaft auf die nächste folgte, wurden die Augen im Bonner Teil der Sparkasse langsam aber sicher immer größer. Zerknirscht, aber letztlich ohne eine Wahl trugen auch die Bonner im Sparkassen- Verwaltungsrat die "Aufräumarbeiten" Binkowskas mit und guckte dabei zu, "wie die Leichen im Kölner Keller" die Reserven der Sparkasse zunichte machten.

Kurz vor seinem Wechsel zur NRW.Bank gelang es Binkowska, die Bonner Seite erneut zu erzürnen. Im Verwaltungsrat präsentierte er Anfang April einen Plan, mit dem er die Kapitalbasis der angeschlagenen Sparkasse verbessern will. Dazu sollen die Kommunen der Sparkasse über eine verzinste Kapitaleinlage rund 300 Millionen Euro zuschießen.

Der Anteil, den die Stadt Bonn und ihre Bürger aufbringen müssten, läge bei rund 90 Millionen Euro. Während die Kölner Politik schnell bereit war, die entsprechende Summe aufzubringen, tun sich die Bonner Ratspolitiker schwer. "Wie soll man den Bonner Bürgern erklären, dass sie jetzt Geld geben sollen, um Kölner Löcher zu stopfen", heißt es.

Der Stadtrat wird das Thema nach den Sommerferien ausgiebig diskutieren. Ergebnis offen. Fest steht: Der Rücktritt Binkowskas hat die Bonner Politik erneut ins Grübeln gebracht. "Durch diese Personalie ist eine Entscheidung in Sachen Kapitaleinlage nicht leichter geworden - im Gegenteil", so ein Verwaltungsratsmitglied. Eine Sparkasse, zwei Träger.

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