Sonnenkönig Frank Asbeck

Chef von Solarworld, Börsenstar, Lebemann und Kumpel - Seiner Großzügigkeit verdankt Bonn viel

Sonnenkönig Frank Asbeck
Foto: ap

Bonn. Er fährt einen schwarzen Maserati Quattroporte, die dicke Sportlimousine mit 18 Litern Verbrauch, 300 PS und gigantischem CO2-Ausstoß. Er residiert in einer burgähnlichen Villa im Bonner Süden, lässt sich gerne bekochen von Sternekoch Hans Stefan Steinheuer und will demnächst Löwen im Park seines neuen Firmendomizils halten.

Luxus pur. Frank Asbeck (49), Chef von Solarworld und schillernde Frontfigur der Solarbranche, dessen Firmenanteile je nach Börsenkurs zwischen 600 Millionen und 1,3 Milliarden Euro wert sind, kann aber auch anders - plaudernd an Bonner Theken, Kölschglas in der Hand, Frikadelle zum Mund, als witziger Gesprächspartner auf Partys, der über seine eigene Leibesfülle von gut 130 Kilo spöttelt.

Er verschanzt sich nicht hinter hohen Mauern. Karneval etwa genießt er in vollen Zügen, immer mitten im Gewühl. Asbeck, studierter Landwirt und bekennender Legastheniker ("ich beherrsche noch die ostwestfälische Keilschrift"), ist ein Mann voller Widersprüche: Seine Maserati-Rakete fährt er nicht schneller als 120 Sachen, als Kind fühlte er sich zum Müllmann und zum Sozialisten berufen, mutierte zum Muster-Kapitalisten, hat bis heute das Grünen-Parteibuch.

Er demonstrierte auf der Hardthöhe gegen NATO-Rüstungspläne und ist heute regelmäßiger Gast von Energie-Gipfeln im Kanzleramt bei Angela Merkel. Der vielfache Millionär verkörpert viele Seiten: Börsenstar, Manager, Exot, aber auch Lebemann und bekennender Rheinländer. Er pflegt einen direkten, kumpelhaften Ton zu seinen Mitmenschen.

Wer ihn als großkotzigen Schwadroneur abtut, mit seinem barocken Auftreten, meist im Trachtenjanker und in verbeulten Jeans, verkennt den "Sonnenkönig". Er ist zwar direkt und dominant, trägt sein Herz auf der Zunge und passt in kein Schema. Aber irgendwie ist er auch volkstümlich geblieben. Seine Handynummer gibt er jedem, der danach fragt.

Und, das wissen viele Bonner zu schätzen: Frank Asbeck ist ein sehr großzügiger Mensch: Er kaufte kurzerhand ein Macke-Bild, damit die Stadt Bonn es nicht verkaufen musste. Er sponsert die Konzerte auf dem Museumsplatz, die es ohne ihn nicht mehr geben würde. Einem engen Ex-Mitarbeiter schenkte er 60 000 Euro, damit dessen Budget zum Hausbau reichte.

Die Löwen, die er anzuschaffen plant, will er zu seinem 50. Geburtstag den Bonnern schenken. Und die Tierfreunde, die dagegen protestieren, schockte er damit, dass er den Tierschutzverein kurzerhand aus seinem Testament strich. An Selbstbewusstsein fehlt es Asbeck nun wirklich nicht.

"Ich erkenne Trends sehr, sehr früh. Meist bin ich anderen zehn Jahre voraus", sagte er erst kürzlich dem "Handelsblatt". Über den Status als lokale Größe ist Asbeck längst hinaus. Der Mann beschäftigt 2 250 Mitarbeiter und ist stolz: "Bei mir hat noch nie jemand gekündigt." Seine Firma kam dieses Jahr in der Liste der "100 besten Arbeitgeber Deutschlands" auf Platz 57.

Asbecks Familie stammt aus Dortmund, Vorfahren gründeten dort die Stahlwerke Südwestfalen; der Vater verlegte sich darauf, Industrieanlagen zu demontieren. Asbeck ist auch der geborene Organisator. Als er nach dem Studium an der Bonner Uni in Afrika lebte, besorgte er dort Motorrad-Ersatzteile. Wieder zurück, vermietete er mit Bruder Marc (40) gepanzerte Autos im Bosnien-Krieg.

Seine Solar-Story begann, als er Anfang der 90er Jahre aufs Dach der von ihm gerade erstandenen Auermühle im Bonner Hafen Solarmodule setzte. Sein Verwalter schraubte die Solarplatten auf Autoreifen, damit die Module nicht verrotteten. Asbeck, ganz Geschäftsmann, meldete ein Patent darauf an.

Und witterte, dass mehr geht. Der Rest ist bekannt, er startete mit 13 Mitarbeitern, brachte Solarworld an die Börse, kaufte Firmen, baute Fabriken, kaufte noch mehr Firmen. Atom böse, Sonne gut - das ist seine Philosophie. Ein Zehn-Stunden-Tag gehört nicht dazu. "Wer das macht, ist falsch organisiert", sagt er.

Für ihn muss es auch in vier oder fünf Stunden gehen, wofür hat man Mitarbeiter? Meist ist er erst ab 10 Uhr erreichbar. "Denn vorher kann ich nicht denken. Da frühstücke ich meistens noch."

Sein Privatleben? Asbeck liebt es, in seiner Freizeit in der Eifel zu jagen, mit seiner zweiten Frau Susanne, einer Anwältin, "auf Tour" zu gehen.

Seine Partys sind Legende, zu seinen Freunden gehören RTL-Moderator Peter Kloeppel ebenso wie Kabarettist Konrad Beikircher, Bonner Anwälte, Gastronomen und Politiker. Marc Asbeck sagt über seinen älteren Bruder: "Frank ist der beste Freund, den man haben kann. Den kannst du nachts um halb drei anrufen und er kommt."

Was Asbeck imponiert, sind imponierende Menschen. Als er vor Jahren bei Papst Johannes Paul II. eine Privataudienz hatte, sagte dieser: "Ich segne dich und deine Idee." Das hat Asbeck gefallen. Und seiner Firma nicht geschadet.

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