Bonner Unternehmen Sonnenfinsternis bei Solarworld

BONN · Es waren nur wenige dürre Zeilen, die Solarworld am Donnerstagabend kurz vor Bösenschluss publizierte - wenig konkret im Finanzkauderwelsch gehalten. Doch sie hatten es in sich. "Gravierende Einschnitte" seien bei den Schulden der Gesellschaft notwendig.

Es bestehe eine "überwiegende Wahrscheinlichkeit", dass die "erforderliche finanzwirtschaftliche Restrukturierung" umgesetzt werden könnte und somit eine "positive Fortführungsprognose" für das Unternehmen bestehe. Bei Solarworld selbst ließ sich nach Ausgabe der Mitteilung niemand mehr erreichen, doch so viel war klar: Hier meldet der Branchenprimus schwerste finanzielle Nöte, hier kämpft ein Bonner Konzern ums Überleben.

Eine Insolvenz des Branchenprimus - sie scheint seit gestern nicht mehr völlig ausgeschlossen. Es wäre ein Fanal für die Energiewende in Deutschland. Die vielen Milliarden, die deutsche Stromkunden für die Förderung der Sonnenenergie ausgeben, helfen deutschen Solarfirmen offenbar immer weniger.

In den vergangenen Monaten hatte es zahlreiche Pleiten größerer und kleinerer Firmen gegeben. Solarworld hatte zuletzt im dritten Quartal 2012 einen Verlust von 69 Millionen Euro gemeldet. Aktuelle Zahlen will das Unternehmen am 21. März veröffentlichen.

Als Sündenbock für die Misere hat Solarworld-Chef Frank Asbeck die Chinesen ausgemacht, die mit preiswerten Modulen auf den Markt drängen. "40 Prozent Preisverfall in einem halben Jahr, das steckt kein Unternehmen so schnell weg", hatte Asbeck bei der Vorlage der Halbjahreszahlen gesagt. Über den technischen Fortschritt seien Preisreduktionen von jährlich maximal zehn Prozent möglich. "Die niedrigen Preise am Markt orientierten sich nicht an den Produktionskosten, sondern daran, wer sie sich - mit staatlicher Hilfe - länger leisten kann. Was wir sehen, ist ein Wettstreit der tiefen Taschen", sagte Asbeck mit Blick auf die Chinesen.

An der Börse kamen die Nachrichten von Solarworld gestern nicht gut an, die Aktie verlor im späten Handel kräftig, allerdings war der Computerhandel zum Zeitpunkt der Mitteilung bereits beendet. Noch zu Jahresanfang hatten die Solarworld-Aktien mit einer Börsenrallye die Analysten überrascht. In den ersten fünf Handelstagen stieg der Kurs um fast 70 Prozent auf über 1,80 Euro, sackte aber später wieder ab. Die Hintergründe blieben unklar.

Unternehmensgründer Asbeck hatte sich schon vor längerem mit dem Schicksal des Unternehmens solidarisiert und angekündigt, er wolle so lange auf sein Gehalt, seinen Dividendenanteil und Bonus verzichten, bis Solarworld wieder Gewinne schreibe. Nach der Mitteilung von gestern dürfte dies in weite Ferne gerückt sein.

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