SolarWorld will Opel-Übernahme anbieten - General Motors lehnt ab

Mutterkonzern erteilt klare Absage - Bonner Unternehmen will Kompensationszahlung von 40 000 Euro pro deutschem Arbeitsplatz

Bonn. (dpa/jad) In der Diskussion um die Zukunft des Autobauers Opel hat das Solar-Unternehmen SolarWorld mit der Ankündigung eines Übernahmeangebots für die deutschen Opel-Standorte überrascht.

SolarWorld wolle Opel "zum ersten "grünen" europäischen Autokonzern weiterentwickeln", teilte das Unternehmen am Mittwoch in Bonn mit ( der GA berichtete). Die Bedingungen, die SolarWorld dafür ankündigte, machen ein solches Geschäft allerdings wenig wahrscheinlich.

Der Mutterkonzern General Motors (GM) erteilte einer Trennung von seiner Tochter Opel eine klare Absage erteilt. "Opel steht nicht zum Verkauf", sagte ein GM- Sprecher in Detroit. Solche Überlegungen seien "pure Spekulation".

SolarWorld teilte mit, dass die "Kernvoraussetzung" für die Abgabe eines Angebots die Trennung vom US-Mutterkonzern General Motors sowie "eine Kompensationszahlung von 40 000 Euro pro deutschem Arbeitsplatz (insgesamt eine Milliarde Euro)" sei.

Das Unternehmen könne Barmittel in Höhe von 250 Millionen Euro und Banklinien von 750 Millionen Euro - vorbehaltlich einer Bundesbürgschaft - bereitstellen. Es gehe um die Übernahme der vier deutschen Opel-Werke und des Entwicklungszentrums, hieß es. Man wolle neben der Weiterentwicklung erfolgreicher Baureihen eine "neue Fahrzeuggeneration mit energieeffizienten und emissionsarmen Antrieben" produzieren.

Die Bundesregierung lehnte eine Bewertung des möglichen Angebots für Opel ab. Zunächst handele es sich lediglich um eine Offerte an die Opel-Konzernmutter General Motors (GM) in den USA. "Alles ist Spekulation bis zu einem Zeitpunkt, zu dem klar ist, ob sich überhaupt zwischen den beiden Unternehmen ein Gespräch ergibt", sagte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm am Mittwoch in Berlin.

Die SolarWorld-Aktie stürzte nach der überraschenden Ankündigung ab. Zwischenzeitlich verlor sie knapp 17 Prozent auf 13,60 Euro. Am Nachmittag notierte das Papier noch 11,70 Prozent schwächer als am Vortag bei 14,41 Euro. SolarWorld-Chef Frank Asbeck betonte, das Opel-Angebot sei ernst gemeint. "Wir haben eine Milliarde Euro liquide Mittel zur Verfügung", sagte er der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX.

Der Ausbau der Solaraktivitäten werde von einem möglichen Engagement bei Opel nicht tangiert. Zwar sei die Kombination Solar und Auto bisher ungewöhnlich. "Banken oder Risikokapitalgeber verstehen aber auch nicht automatisch etwas von Automobilbau." Insofern könne auch SolarWorld eine Finanzierung übernehmen.

SolarWorld strebe neue Konzepte mit energiesparenden Fahrzeugen an. Außerdem habe das Unternehmen mit der Übernahme der Solarsparte des Shell-Konzerns bereits bewiesen, dass das Unternehmen große Firmen übernehmen könne. "Es geht mir darum, den Verkaufsprozess für Opel in Gang zu setzen", sagte Asbeck der Online-Ausgabe des "Handelsblatts".

Er habe aber noch keine Gespräche mit Opel oder der Konzernmutter geführt. Autoanalyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler bezeichnete Asbecks Plan als "sehr unrealistisch". Der Wert von Opel in Deutschland liege mit derzeit grob geschätzt drei Milliarden Euro deutlich über dem SolarWorld-Angebot, sagte er der "Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung" (NRZ/Donnerstag).

In den vergangenen Tagen hatte es zahlreiche Vorschläge gegeben, Opel aus dem schwer angeschlagenen US-Mutterkonzern herauszulösen. Zuletzt hatte die Opel-Führung betont, dass dies kaum umsetzbar sei. Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer hielt ein SolarWorld-Angebot nicht für komplett abwegig.

"Das wäre eine Herkules-Aufgabe für das Unternehmen, aber nicht völlig unmöglich", sagte er. Es gelte zu analysieren, ob SolarWorld wirklich eine Milliarde Euro zusammenbekommen könnte - und ob der Mutterkonzern General Motors (GM) Opel zu diesem Preis abgeben würde. "Für Opel wäre es jedenfalls nicht schlecht, wenn es einen Neuanfang gäbe", sagte Dudenhöffer.

SolarWorld entwickelt und produziert Solarstromanlagen. Das Unternehmen beschäftigt weltweit 2254 Mitarbeiter und hatte zuletzt einen Jahresumsatz aus fortgeführten Geschäften von 690 Millionen Euro. Für 2008 war ein Umsatzsteigerung um 25 bis 30 Prozent geplant. Für Opel arbeiten in Deutschland knapp 25 700 Menschen.

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