Sogar Tabak gibt es in Bio-Qualität

GA-Telefonaktion: Öko-Produkte unterliegen strengen Kontrollen - Missbrauch der Bezeichnung ist strafbar - Gentechnik bleibt in der Branche tabu - Aktionstag am 4. September in Bonn

Sogar Tabak gibt es in Bio-Qualität
Foto: dpa

Bonn. Die Bio-Bauern aus Nordrhein-Westfalen wollen vom 2. bis 10. September landesweit mit Aktionstagen zum Ökolandbau auf ihre Produkte und ihre Anliegen aufmerksam machen. Auch in Bonn findet am Montag, 4. September, in einem Zelt auf dem Friedensplatz eine Veranstaltung statt, bei der Bürger probieren und sich informieren können.

Am vergangenen Samstag standen vier Experten für Bio-Produkte, von der Verbraucherzentrale, der Landwirtschaftskammer, ein Bio-Landwirt und ein Meisterkoch, Leserinnen und Lesern des General-Anzeigers bei der Telefonaktion "Alles Bio - alles klar" zu diesem Themenkomplex Rede und Antwort. Die interessantesten Fragen und Antworten:

Steht "Bio" und "Öko" für unterschiedliche Produkte?

Antwort: Nein, die Begriffe Bio und Öko sind identisch im Zusammenhang mit Lebensmitteln. Welche Produkte die Vorsilbe Bio oder Öko tragen dürfen, besagt eine EU-weit gültige Verordnung, in der Herstellung, Verarbeitung und Handel von Bio-Produkten geregelt sind. Erzeuger und Händler, die die Bezeichnung Bio benutzen, deren Produkte aber nicht nach den strengen Bio-Vorschriften erzeugt wurden, machen sich strafbar.

Wie erkenne ich Bio-Lebensmittel?

Antwort: Diese Lebensmittel müssen mit der Kontrollnummer einer Öko-Kontrollstelle gekennzeichnet sein, in Deutschland zum Beispiel DE-000-Öko-Kontrollstelle. Zusätzlich sind sehr viele mit dem staatlichen Bio-Siegel gekennzeichnet. Auf vielen Lebensmitteln findet man auch die Logos von Bio-Anbauverbänden wie Bioland, Demeter oder Naturland.

Ich möchte keine Produkte mit Gentechnik essen, bin ich da bei Bio auf der sicheren Seite?

Antwort: Eindeutig ja. Nicht nur die Richtlinien der ökologischen Anbauverbände sondern auch die europäische Öko-Verordnung verbieten den Einsatz der Gentechnik strikt. In allen Bio-Betrieben sind gentechnisch veränderte Pflanzen und Tiere verboten. Ebenso wenig dürfen Lebensmittel mit gentechnischen Verfahren oder Bestandteilen hergestellt werden. Alles dieses wird durch regelmäßige Inspektionen streng kontrolliert.

Ich habe gehört, dass auch Restaurants und Kantinen Bio-Küche anbieten?

Antwort: Immer mehr Köche und Restaurantleiter erkennen die Vorzüge regionaler Bio-Lebensmittel. Einige der führenden Köche haben sich in der Initiative "Bio-Spitzenköche" zusammengeschlossen. Auf deren Internetseite ( www.bio-spitzenkoeche.de) erhalten Sie Tipps und Rezepte zum Kochen mit Bio-Produkten.

Ist auf die Kennzeichnung von Bio-Produkten Verlass?

Antwort: Ja. Es gibt eine Reihe strenger Kontrollen, bis sich ein Lebensmittel Bio nennen darf. Staatliche und zugelassene private Kontrollstellen sorgen für eine regelmäßige und lückenlose Überwachung der gesamten Produktionskette. Das beginnt beim Saatgut und endet beim fertigen Lebensmittel.

Sind Bio-Produkte in Küche und Keller genau so lange lagerbar wie die aus herkömmlicher Produktion?

Antwort: Das ist unterschiedlich. Während zum Beispiel Kartoffeln und Wurzelgemüse wie Möhren häufig länger haltbar sind, müssen in der Regel wässerige Lebensmittel wie Gurken und Tomaten schneller verbraucht werden. Öko-Köche empfehlen ohnehin: möglichst frisch einkaufen, Lagerung über drei bis vier Tage vermeiden.

Wo kann ich Bio-Lebensmittel kaufen?

Antwort: Inzwischen fast überall und auch nicht nur im Naturkostladen, auf Bio-Wochenmärkten oder beim Bio-Bauern. Auch Supermärkte, Reformhäuser, Drogerien und Fachgeschäfte bieten solche Produkte an. Selbst einige Discounter haben sie inzwischen in ihrem Sortiment.

Unterscheiden sich Bio-Produkte im Einzelhandel oder von Discountern von solchen in Naturkostläden?

Antwort: Nein, überall gilt, wo Bio draufsteht, muss auch Bio drin sein. Allerdings stammen aufgrund anderer logistischer Möglichkeiten die Bio-Produkte beim Discounter nicht immer aus Deutschland oder gar der Region. Sie kommen oft aus anderen Ländern auch außerhalb Europas. Discounter können oft günstigere Preise bieten, weil sie größere Mengen einkaufen.

Weshalb sind Bio-Lebensmittel meistens teurer, obwohl die Produzenten an Chemie und Kunstdünger sparen?

Antwort: Qualität hat eben ihren Preis. Der aufwändigere Anbau, die intensiven Kontrollen und nicht zuletzt der fehlende Massenmarkt lassen kaum Billigpreise zu.

Woran erkenne ich Bio-Eier beim Aufdruck?

Antwort: Der Aufdruck auf dem Ei beginnt mit einer Ziffer, entweder 0, 1, 2 oder 3. 0 steht für Eier aus ökologischer Haltung, 1 bedeutet Eier aus Freilandhaltung, 2 heißt Eier aus Bodenhaltung und 3 bedeutet, dass die Eier aus einer Käfighaltung kommen.

Man liest oft von artgerechter Tierhaltung, was bedeutet das unter ökologischen Gesichtspunkten?

Antwort: Im ökologischen Landbau gibt es weder eine Käfighaltung für Geflügel noch Vollspaltböden ohne Streu bei der Rinder-, Schaf- und Schweinehaltung. Den Tieren werden ausreichende Auslaufflächen im Freien zugestanden. Es gibt weder gentechnisch veränderte Futtermittel noch die Verabreichung von Wachstums- und Leistungsföderern.

Gibt es alle Lebensmittel in Bio-Qualität?

Antwort: Es gibt mittlerweile über 32 000 Lebensmittelprodukte, die das deutsche Bio-Siegel tragen. Nahezu alle Lebensmittel - vom Brot bis zum Gummibärchen, vom Biowein bis zur Tiefkühlpizza - sind aus ökologischen Anbau zu erhalten. Sogar Tabak gibt es in Bio-Qualität.

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