Lehrstellen-Check in Bonn So sieht die Arbeit eines Laborassistenten aus

Bonn · GA-Volontärin Jana Fahl hat einen Tag lang im Labor des Bonner Uniklinikums mitgearbeitet. Dort hat sie den Beruf des Laborassistenten getestet.

Es riecht klinisch. Männer und Frauen in weißen Kitteln hantieren vorsichtig mit Blutproben und betrachten Gewebe unter Mikroskopen. In den Laboren des Bonner Universitätsklinikums arbeiten aber keine Ärzte: Rund um die Uhr sind hier medizinisch-technische Laborassistenten, kurz MTLA, im Einsatz. Sie sind die „Zuarbeiter der Ärzte“, erklärt mir Simone Poster. Sie leitet die MTLA-Schule an der Uniklinik und bildet den Nachwuchs aus. Auch ich bekomme einen der weißen Kittel gereicht. Einen Tag lang arbeite ich im Labor mit und teste den Beruf des Laborassistenten.

Tobias Klöpper wartet um kurz vor acht Uhr morgens bereits auf mich. Ich darf den MTLA-Schüler in die Labore der Mikrobiologie begleiten, wo allerhand infektiöse Krankheiten untersucht werden. Aktuell arbeitet Tobias mit Abwasserproben aus Bosnien-Herzegowina. Mithilfe verschiedener Verfahren möchten wir herausfinden, ob die Proben einen neuen Bakterienstamm und damit unbekannte Krankheitserreger enthalten. Tobias erklärt mir die nächsten Arbeitsschritte. Der ein oder andere Begriff kommt mir zwar aus dem Chemie-Unterricht bekannt vor. Ein gewisses naturwissenschaftliches Interesse scheint man hier vorauszusetzen. „Gerade Bio und Chemie sind hier absolute Schwerpunkte“, bestätigt mir Tobias. „Man wird genau da abgeholt, wo man in der Schule aufgehört hat. Aber gerade die medizinischen Fächer haben eigentlich nicht viel mit der Schule zu tun“, sagt er. Und auf die wird in der Ausbildung an der MTLA-Schule ein besonderes Augenmerk gelegt.

Tobias ist 21 Jahre alt und im dritten Ausbildungsjahr, das in der MTLA-Schule am Bonner Uniklinikum Oberkurs genannt wird. Direkt nach dem Abitur mit naturwissenschaftlichem Schwerpunkt hat er mit der Ausbildung begonnen. „Ich wusste, ich will etwas im medizinischen Bereich machen“, sagt er. Laut Schulleiterin Simone Poster nutzen viele Azubis die Ausbildung als Vorstufe oder Ergänzung zum Medizin-Studium. Auch Studienabbrecher seien unter den Bewerbern, da Leistungen aus dem Studium an der MTLA-Schule angerechnet werden können. Im Labor isolieren Tobias und ich in kleinen Röhrchen die DNA aus den Bakterienproben. „Beschriften ist das A und O“, erklärt Tobias, der in seiner Kitteltasche eine beträchtliche Sammlung verschiedener Stifte mit sich herumträgt.

Ich nummeriere also die gläsernen Röhrchen und muss zwischendurch immer wieder kontrollieren, ob die Zahlen, die ich aufschreibe, auch stimmen. Fehler sind nämlich fatal. „Wenn man in der Hämatologie Blutproben vertauscht, dann stirbt im schlimmsten Fall jemand“, sagt Schulleiterin Simone Poster. In der Forschung, in der Tobias momentan sein fünftes Praktikum absolviert, sind Fehler nicht so drastisch, aber trotzdem: Bei über zehn gleich aussehenden Proben muss man den Überblick behalten.

Direkten Kontakt mit dem Patienten hat man als MTLA aber nicht, erklärt Tobias: „Wer weniger Patientenkontakt haben will, ist im Labor gut aufgehoben“. Ein Laborassistent arbeitet in vier großen Bereichen: In der Hämatologie wird das gesamte Spektrum des Blutes untersucht und etwa ein Eisenmangel diagnostiziert. In der Klinischen Chemie werden anhand des Blutserums beispielsweise Leberparameter bestimmt und Nierenprobleme festgestellt, die Histologie untersucht Gewebeproben unter dem Mikroskop.

In den Laboren des vierten Fachbereichs, der Mikrobiologie, helfe ich Azubi Tobias nun die isolierte und vervielfältigte DNA der Bakterien aus dem Ausland in ein Gerät für die Untersuchung zu setzen. „Damit gucken wir, ob die Vervielfältigung geklappt hat“, erklärt Tobias. „Wenn ja, dann leuchtet die DNA unter UV-Licht auf“.

Vorsichtig nehme ich die Proben mit einer Pipette auf und setze sie auf einem Gel wieder ab. Dabei ist viel Fingerspitzengefühl gefragt. Manuelle Geschicklichkeit sollte man also als Bewerber mitbringen, das bestätigt auch Schulleiterin Simone Poster. Die DNA-Proben werden anschließend in ein entsprechendes Labor geschickt, damit die Laborassistenten feststellen können, ob es sich um einen neuen Bakterienstamm handelt. Anschließend werde das Ergebnis mit Abwasserproben aus Deutschland verglichen, erklärt Tobias: „Dann stellt sich die Frage: Wenn wir da was gefunden haben, finden wir das auch hier in Deutschland?“

Der 21-Jährige ist unter 36 MTLA-Schülern nur einer von zwei männlichen Azubis. Woran dieser hohe weibliche Anteil liegt, kann sich Simone Poster nicht erklären. Seit 16 Jahren arbeitet sie als Laborassistentin, seit fünf Jahren leitet sie die MTLA-Schule am Uniklinikum. „Ich bin guter Hoffnung, dass wir dieses Jahr einen gut gemischten Kurs bekommen“, sagt Poster. 17 Schüler können in jedem Kurs sitzen, aktuell sind in den jeweiligen Kursen aber bis zu fünf Plätze frei. „Es wird immer schwieriger, geeignete Bewerber zu finden“, so Poster.

Ein großer Punkt sei die bis vor kurzem noch fehlende Vergütung gewesen, erzählt die Schulleiterin: „Die Schüler wurden vorher gar nicht bezahlt. Schulgeld gab es zwar auch nicht, aber die Schüler mussten Nebenjobs aufnehmen und das hat man dann auch an den Noten gemerkt.“ Erst ab diesem Jahr erhalten die Azubis eine Vergütung nach dem Tarifvertrag für Auszubildende des öffentlichen Dienstes.

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