Unternehmer im Gespräch Seit 50 Jahren führt Lutz Irgel Collo in Bornheim

BORNHEIM · An der Fassade nagt der Zahn der Zeit, und das Entrée mit seinem Linoleumboden versprüht den Charme der 50er Jahre - die Firmenzentrale von Collo in Bornheim-Hersel ist nicht das, was man modern nennen würde.

 "Tausendsassa": Lutz Irgel zeigt das neueste Reinigungsmittel aus Bornheim.

"Tausendsassa": Lutz Irgel zeigt das neueste Reinigungsmittel aus Bornheim.

Foto: Stech

Seit 77 Jahren stellt das Unternehmen Reinigungs- und Pflegemittel für Geschirrspüler, Waschmaschinen und andere Elektrogeräte her, erst in Köln, seit Kriegsende am jetzigen Standort. Collo ist aber noch mehr: Collo ist Lutz Irgel und Lutz Irgel ist Collo. Seit 50 Jahren führt der 79-jährige Inhaber die Geschäfte - durch Höhen und Tiefen.

"Wir haben einen neuen Vielzweckreiniger entwickelt, der an Fenstern, Wänden, ja sogar Decken haftet." Die Idee sei ihm beim Frühsport zu Hause gekommen, als er Schmutz am Fenster sah. Aus Irgel sprüht Unternehmergeist, als leite er ein junges Startup, dessen Durchbruch kurz bevorsteht.

"Bei den herkömmlichen Reinigern kommt man ja mit dem Polieren kaum hinterher, weil die so schnell runterlaufen", erkannte Irgel die Chance für ein neues Produkt. "Tausendsassa", wie er es getauft hat, soll Collo wieder nach vorne bringen. Gespräche mit Handelsketten laufen.

Einen Erfolg hat Irgel nötig. "Es ist sehr viel schwieriger geworden", urteilt der Unternehmer über die vergangenen Jahre. Das mittelständische Unternehmen musste sich auf einem Markt behaupten, der von den großen Handelsketten auf der einen Seite und milliardenschweren Konkurrenten wie Henkel, Procter & Gamble oder Unilever auf der anderen dominiert wird.

Die Folge: Irgel muss kämpfen, um sich mit seinen inzwischen 65 Produkten - dazu zählt die Marke Collo sowie die Autopflegemarke Polifac - im Handel Gehör zu verschaffen.

Oben, in Irgels Direktionszimmer mit den schweren Ledersesseln, hängt ein Foto von Ludwig Erhard, vom legendären Wirtschaftsminister und späteren Bundeskanzler signiert. Irgel selbst hat Bücher geschrieben über Kaufmannswissen in der Marktwirtschaft.

Doch für Collo ist die Freiheit mehr und mehr zur Freiheit der anderen geworden. Die Umsätze schrumpften, die Zahl der Mitarbeiter, die zu besten Zeiten bei weit über 100 lag, ist auf nur noch 20 gesunken. Zeitweise schrieb Collo auch rote Zahlen. Weil die Lage immer drückender wurde, hat Irgel Teile der Produktion an Lohnfertiger im Umland vergeben.

Wo das eigene Werk stand, siedeln jetzt eine Aldi-Filiale und die Drogerie Rossmann. Auch die letzte alte Halle mit eigener Produktion will Irgel aufgeben: "Seit sieben Jahren warten wir auf die Genehmigung der Stadt, das Gelände an einen Investor zu verkaufen. Dort soll dann ein Edeka-Markt entstehen."

Ob gute oder schlechte Zeiten - ans Aufhören denkt Irgel nicht. "Kein Gedanke an die Rente", sagt er, da ähnele er Unternehmertypen wie dem kürzlich verstorbenen Haribo-Patriarchen Hans Riegel oder Schraubenkönig Reinhold Würth. Irgel: "Wir haben uns kürzlich getroffen und festgestellt, dass wir am selben Tag Geburtstag haben."

Und wie soll es mit Collo einmal weitergehen? Kleine Firmenanteile hat Irgel auf seine beiden Kinder übertragen. Sie seien zwar in anderen Berufen tätig, "stehen aber bereit, wenn ich einmal nicht mehr da bin."

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