Rolf half den Deutschen auf die Sprünge Seit 25 Jahren gibt es fünfstellige Postleitzahlen

Bonn · Der Ärger war groß: Die einen nannten sie Post-Leid-Zahlen, die anderen schimpften über den entstehenden Zahlensalat. Die fünfstellige Postleitzahl wird am Sonntag 25 Jahre alt.

1993 bekamen nicht nur die Städte und Gemeinden in Deutschland neue Nummern, sondern erstmals auch Großkunden und Postfachinhaber. Und die Umstellung stieß bei den Deutschen nicht auf Begeisterung.

Für den Wechsel von vier auf fünf Ziffern gab es zwei Auslöser: Nach der Wiedervereinigung sollten die Postleitzahl-Systeme der Bundesrepublik Deutschland und der DDR vereinheitlicht werden. Es gab rund 800 Doubletten in Ost und West. Beispielsweise 5300 Bonn und 5300 Weimar. Vom 3. Oktober 1990 bis zum 1. Juli 1993 musste, wer einen Brief nach Bonn oder Weimar schreiben wollte, vor die identische Postleitzahl 5300 ein W vor Bonn oder ein O vor Weimar schreiben. Die Zwischenlösung entfiel ab dem 1. Juli 1993. So erhielt W-5210 Troisdorf die Postleitzahl 53840 für Troisdorf-Friedrich-Wilhelms-Hütte.

Außerdem hatte die Deutsche Post ihre Logistik geändert und mit dem Bau von 83 Briefzentren und 34 Frachtzentren begonnen. Die fünf Ziffern ermöglichten eine feinere Abstimmung auf die neu aufgebauten Verfahren. Vor allem die deutschen Unternehmen drängten damals die Post zu mehr Genauigkeit und Schnelligkeit – und waren bereit, dafür hohe Summen auszugeben: Beim Versandhaus Quelle soll die Umstellung der Adressverwaltung rund neun Millionen Mark gekostet haben. Die Post bezifferte die Kosten damals auf mehr als 100 Millionen Mark.

Bekannter als der Bundeskanzler

Damit Briefeschreiber und Paketversender überhaupt von ihren neuen Pflichten erfuhren, gab es Rolf. Die Comicfigur mit fünf Fingern winkte auf Plakaten und in Fernsehspots und verkündete unermüdlich „Fünf ist Trümpf!“. Rolfs Botschaft mit der Stimme des Schauspielers Rolf Zacher haben manche noch heute im Ohr. Rolf war einer Umfrage zufolge bald bekannter als der Bundeskanzler. Er brannte sich in die Erinnerung der Deutschen. Rudi Carrell rührte die Werbetrommel für die neue Postleitzahl mit seiner Show „Die Post geht ab”. Die Post engagierte bekannte deutsche Regisseure wie Loriot, Doris Dörrie oder Helmut Dietl für lustige Fernsehspots. „Nur noch wiehern“ wollte Postminister Wolfgang Bötsch, als 1993 der Volkszorn über die neuen Postleitzahlen hochkochte: „Ich meine, ein intelligentes Volk wird mit fünfstelligen Zahlen zurechtkommen.“

Die Umstellung selbst verlief relativ reibungslos. Am 1. Juli trugen nach Post-Angaben bereits 57 Prozent aller Briefe die neuen Postleitzahlen, nach einer Woche 78 Prozent und nach zwei Wochen lagen bereits wieder weit über 90 Prozent aller Briefe am Tag nach der Einlieferung beim Empfänger.

Zugspitze hat eigene Postleitzahl

40 Millionen Postleitzahlenbücher waren gedruckt und verteilt, die Briefverteilmaschinen der Post umprogrammiert und die Post-Mitarbeiter eingearbeitet. Es galt zuvor, rund 60 Millionen Privatkunden „im schreibfähigen Alter“, rund drei Millionen Geschäftskunden, den Post-Mitarbeitern, den Firmen und Postdiensten im Ausland den Stichtag zu vermitteln.

Heute sind in Deutschland 28 278 verschiedene Postleitzahlen vergeben. Eines der vier Gebäude mit eigener Postleitzahl ist das Schneefernerhaus auf der Zugspitze. Mit der Bräutigamseiche im Dodauer Forst in Eutin ist sogar ein einzelner Baum unter eigener Postleitzahl (23701) erreichbar.

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