Schutz aus Beuel für Soldaten in aller Welt

Rheinmetall Chempro rüstet militärische Fahrzeuge mit zusätzlichen Panzerungen aus

Schutz aus Beuel für Soldaten in aller Welt
Foto: Volker Lannert

Bonn. Der Eingang zum Firmengelände ist eher unauffällig und das mit Absicht. Werbung ist nicht Sache der Beueler Rheinmetalltochter Chempro. Nur ein kleines Schild an der Straße weist Besuchern den Weg.

Der Hersteller von passiven Schutzsystemen für gepanzerte militärische Fahrzeuge wirkt lieber im Verborgenen, ganz so, wie es ihre Produkte auch tun.

Das kleine Beueler Unternehmen, das 1992 gegründet wurde und seit 2007 zu 51 Prozent zum Düsseldorfer Rüstungskonzern Rheinmetall gehört, ist nach eigenen Angaben eines von weltweit weniger als einem Dutzend Unternehmen, das militärische Fahrzeuge nach höchsten Sicherheitsstandards panzert, um sie so gegen Beschuss und vor Minen und Sprengfallen zu schützen. Rund 120 Beschäftigte stellen überwiegend in Handarbeit hochwertige Schutzsysteme her, die entweder in Fahrzeuge integriert oder zusätzlich angebracht werden.

Der Konzern in Zahlen Nach früheren Angaben erwirtschaftete Rheinmetall Chempro 2007 einen Jahresumsatz von 78 Millionen Euro, deutlich mehr als ein Jahr zuvor. Das laufende Geschäftsjahr 2008 bezeichnet das Management in zurückhaltender Manier als stabil.
Der Mutterkonzern Rheinmetall hatte 2007 bei einem Umsatz von 4,0 (3,6) Milliarden Euro den Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) um 26 Prozent auf 270 Millionen Euro gesteigert. Unterm Strich blieb ein Gewinn von 150 (123) Millionen Euro übrig. Dem wegen der Automobilkrise schwächelnden Unternehmensbereich Automotive verordnete der Konzern ein Sparprogramm.Woraus die Panzerungen bestehen, bleibt Geheimnis des Unternehmens. "Im wesentlichen handelt es sich um Keramikverbundstoffe, Stähle und Faserstoffe", erklärt Geschäftsführer Fritz Klenke, ohne auf Einzelheiten einzugehen. Die Schutzplatten müssen wichtige Kriterien erfüllen. Sie sollen im Vergleich zu Stahl deutlich leichter und trotzdem haltbarer sein. Rheinmetall Chempro ist spezialisiert auf die Nachrüstung von Fahrzeugen.

Die Ausrüstung von Neufahrzeugen macht rund ein Viertel des Geschäfts aus. Das gut gefüllte Auftragsbuch liest sich wie die Liste aller NATO-Staaten nebst befreundeter Armeen. Jede Order aus dem Ausland bedarf einer Genehmigung des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle.

Welche Fahrzeuge die Beueler mit welchen Schutzsystemen nachgerüstet haben - auch das fällt wie so manches andere Detail unter die selbst verordnete Pflicht zur Verschwiegenheit. Nur so viel will Klenke verraten: Um einen Truppentransportpanzer auf den neuesten Stand der Schutztechnik zu bringen, werden rund 75 000 Euro fällig, rund ein Zehntel des Neupreises.

Zwischen Auftragseingang und Auslieferung vergehen nicht selten nur wenige Wochen. "Eine schnelle Lieferung ist unsere Stärke", sagt Geschäftsführer Peter Haalck. Dann wird in den Werkshallen auch mal rund um die Uhr gearbeitet. Die wenigsten Fahrzeuge werden in Beuel für ihren Einsatz vorbereitet. Oft erfolgt die Montage der Schutzsysteme vor Ort, wenn nötig auch im Einsatzgebiet. Fast ständig sind Montageteams unterwegs. So makaber es angesichts der Vielzahl von Kriegsschauplätzen klingt: Die Jobs sind krisensicher.

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