Essener Energieriese RWE kündigt weitere schwierige Jahre an

ESSEN · "Es liegen weiterhin schwierige Jahre vor uns, die uns einiges abverlangen werden." So stimmte Konzernchef Peter Terium gestern bei der Bilanzvorlage in Essen auf weiter sinkende Gewinne des Essener Energieriesen ein. Grund ist einmal mehr die Energiewende.

"Zurzeit wird es von Tag zu Tag schwieriger, ein Gas- oder Steinkohlekraftwerk wirtschaftlich am Leben zu erhalten", sagte Terium. In der konventionellen Stromerzeugen verschlechterten sich die Rahmenbedingungen schneller, als RWE gegensteuern könne, ergänzte Vorstandsmitglied Rolf Martin Schmitz.

Beim gegenwärtigen Großhandelspreisniveau von 32 Euro je Magawattstunde werde die Erzeugungssparte RWE Generation in nicht allzu ferner Zukunft einen betrieblichen Verlust ausweisen. Dabei war die Stromerzeugungssparte einst das Prunkstück des Konzerns. Jetzt verdienten schon 35 bis 45 Prozent der konventionellen Kraftwerke kein Geld mehr. "Bei diesen Kraftwerken legen wir echtes Geld drauf", so Terium.

Großinvestitionen in neue konventionelle Kraftwerke sind da nicht in Sicht. Vielmehr steckt RWE Geld in ihre Erhaltung und kleinere Beiträge in Kraftwerke, die erneuerbare Energien nutzen. So läuft die Planung für das BoA-Plus-Kraftwerk in Bergheim weiter, eine Bauentscheidung will RWE nach früheren Aussagen aber erst treffen, wenn rechtssichere Baugenehmigungen vorliegen und die Wirtschaftlichkeit des Kraftwerks gesichert ist.

RWE bekannte sich zu den konventionellen Kraftwerken, die laut Terium auch 2030 noch einen erheblichen Anteil von etwa 50 Prozent an der Erzeugung haben würden. "Der Letzte macht das Licht aus - nicht mit uns: Wir sorgen dafür, dass das Licht an bleibt", sagte Terium. Schmitz schloss andererseits weitere Kraftwerksstilllegungen nicht aus. RWE betrachte die Kraftwerke immer, wenn bei ihnen Großrevisionen anstünden.

RWE will die Effizienz weiter steigern und kommt dabei besser voran als erwartet. Ende 2014 seien nachhaltige Verbesserungen von 1,4 Milliarden erzielt worden, 250 Millionen mehr als geplant. Bis 2017 sollen die Kosten gegenüber 2012 um zwei Milliarden Euro gesenkt werden. Das sind 500 Millionen mehr als bislang geplant.

Die Zahl der Mitarbeiter sank auch wegen Firmenverkäufen schneller als geplant um 7,9 Prozent auf 59 784 zum Jahresende. Mittelfristig soll ihre Zahl weiter auf 58 200 zurückgehen.

Für das laufende Geschäftsjahr erwartet RWE ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) zwischen 6,1 und 6,4 Milliarden Euro nach 7,1 Milliarden im abgelaufenen Jahr. Das betriebliche Ergebnis werde von vier Milliarden auf 3,6 bis 3,9 Milliarden sinken, das nachhaltige Nettoergebnis, das 2014 1,3 Milliarden Euro betragen hatte, in einem Korridor von 1,1 bis 1,3 Milliarden landen. Für 2014 will RWE eine Dividende von einem Euro pro Aktie ausschütten, was vor allen die klammen kommunalen Aktionäre freuen dürfte.

"Das Tal der Tränen ist noch nicht durchschritten", sagte Terium. Man habe aber wieder Mut gefasst. Das Unternehmen blicke wieder zuversichtlich nach vorne. Außer bei erneuerbaren Energien sieht RWE Wachstumschancen im Vertrieb und bei den Netzen, wo RWE von der Energiewende und neuer dezentraler Erzeugung profitieren könne.

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