Winterschlussverkauf in Bonn Rote Schilder, satte Prozente

BONN · Die roten "Sale"-Schilder versprechen Schnäppchenjägern Rabatte von bis zu 70 Prozent. Obwohl es den klassischen Winterschlussverkauf (WSV) schon seit Jahren nicht mehr gibt, wird die Wintermode kräftig reduziert. Und das lockt Kunden: "Wir sind mit der aktuellen Lage zufrieden", sagt Oliver Hoffmann, Vorsitzender des Bonner City-Marketings. Die Umsätze lägen auf Vorjahresniveau. Dabei sah es Mitte Dezember gar nicht so gut aus.

 Reduziert: Wer jetzt noch warme Schuhe für den Rest des Winters sucht, kann beim Bezahlen an der Kasse mit Rabatten bis zu 50 Prozent rechnen.

Reduziert: Wer jetzt noch warme Schuhe für den Rest des Winters sucht, kann beim Bezahlen an der Kasse mit Rabatten bis zu 50 Prozent rechnen.

Foto: Nicolas Ottersbach

Die milde Weihnachtszeit hatte viele Einzelhändler dazu gezwungen, Schals, Winterjacken und warme Schuhe frühzeitig günstiger anzubieten. "Weil es gesetzlich keine geregelten Zeiten mehr für Rabatte gibt, können wir das das ganze Jahr über machen", erklärt Volker Bröker, Filialleiter des Schuhhauses Köchling. Der Winter kam aber wieder zurück, und damit der Run auf die Wintermode.

Aber richtige Schlangen vor den Geschäften wie zu besten WSV-Zeiten sind vorbei. "Man reduziert das ganze Jahr über. Ware, die nicht läuft, kommt in Midseason-Sales", sagt Jürgen Dax, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes des deutschen Textileinzelhandels. Für ihn hat der WSV auch mit Geschäftsphilosophie zu tun. Die meisten verkaufen da ihre Mode zu Billigpreisen, um Lager und Verkaufsfläche zu räumen.

Wie in der Galeria Kaufhof am Münsterplatz. Dort wird so lange reduziert, bis alles weg ist. "Nach Weihnachten beginnen wir damit", sagt Geschäftsführerin Angelika Finkernagel. Das funktioniere aber nur, weil so gezielt eingekauft wird, dass nichts übrigbleibe. Schon jetzt beschäftigen sich die Abteilungsleiter damit, die Mode für den nächsten Winter zu ordern.

Wenn das Restposten-Geschäft gut läuft, greifen manche Einzelhändler in die Trickkiste. "Dann wird sogar Ware nachgeordert, um Umsatz zu machen", erzählt Dax. Deshalb rät er, genau aufs Preisschild zu schauen. Entscheidend seien nicht die Prozentangaben, sondern der tatsächliche Preis.

Große Ketten geben Schuhe und Bekleidung auch in Outlet-Stores, die nur überschüssige Ware an den Mann bringen. Die "Daniels"-Filialen der Region machen das in ihrem Lagerverkauf in Bornheim-Hersel. Zwar ist dort das ganze Jahr geöffnet, alle drei Monate werden die Lager allerdings leer geräumt. "Die Kunden merken, wenn wir ein Jahr später die gleichen Pullover in der Auslage haben", sagt Akbar Mazhari, Filialleiter von "Daniels" an der Fürstenstraße.

Dass beim Winterschlussverkauf alles reduziert sein muss, findet Mazhari falsch. Viele Basics und klassische Anziehsachen können auch noch nächste Saison getragen werden. "Das gilt ebenso für schwarze Pumps oder Herrenschuhe, die gehen immer", bestätigt Volker Bröker.

Durchschnittlich liegen die Rabatte bei 30 Prozent, in Einzelfällen sind auch bis zu 70 Prozent drin. "Viele Schnäppchen sind jetzt schon vergriffen", sagt Abteilungsleiterin Heike Börger von SinnLeffers. Wirklich Gewinn mache man damit nicht mehr. "Die Spannen sind knapp bemessen, das ist dann mehr eine Schadensbegrenzung", erklärt sie.

Börger lässt wie die meisten Einzelhändler in Bonn die Sale-Schildchen bis Karneval vor dem Geschäft stehen. Dann soll auch der letzte Ständer leer gekauft sein.

"Wir merken, dass die Kundschaft allgemein wieder mehr Wert auf Beratung legt. Hierin liegt auch unsere Chance gegenüber dem Internethandel", sagt Frank Katzer, Geschäftsführer bei Herrenmoden Leyendeckers in Bad Godesberg. Sollte am Ende der Saison noch Ware liegen bleiben, werde diese nicht "verramscht", was sich laut Katzer auch kaufmännisch nicht rechnen würde: "Gerade im klassischen Segment ist Herrenmode zudem zeitlos genug, sie auch darüber hinaus anbieten zu können", sagt Katzer. Nicht zuletzt gebe es auch weit ins Frühjahr hinein Nachfrage nach Winterkleidung.

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