Weihnachtsgeschäft in der Spielwarenbranche Roboterhunde liegen im Trend

NÜRNBERG · Eigentlich ist für die heimische Spielwarenbranche alles gerichtet für ein Weihnachtsgeschäft mit ordentlichem Wachstum. Die allgemeine Konsumlaune bleibt hoch, sogar die lang rückläufige Geburtenrate steigt wieder etwas und bis Ende Oktober 2014 sind die Branchenumsätze bei stabilen Preisen um vier Prozent gewachsen.

 Zu Weihnachten liegen meist teure elektronische Geschenke für den Nachwuchs unterm Tannenbaum.

Zu Weihnachten liegen meist teure elektronische Geschenke für den Nachwuchs unterm Tannenbaum.

Foto: dpa

"Wenn es bis Ende des Jahres insgesamt ein Prozent mehr wird, wären wir zufrieden", bleibt Willy Fischel dennoch zurückhaltend. Er ist Chef des Bundesverbands Spielwaren-Einzelhandel (BVS). Die Eigenheiten seiner Branche haben ihn und andere Vertreter der Zunft nach den Erfahrungen des Vorjahrs vorsichtig werden lassen.

Rund 40 Prozent aller Jahresumsätze macht sie traditionell im November und Dezember. Das in den ersten zehn Monaten aufgelaufene Umsatzplus entspreche gerade ein bis drei guten Verkaufstagen in der Vorweihnachtszeit, sagt der BVS-Chef. "Jetzt einmal Schlechtwetter wie Blitzeis und ein Prozent Jahresumsatz ist weg", erklärt er die unwägbaren Abhängigkeiten.

Auch 2013 war die Spielzeugbranche um diese Zeit mit drei Prozent im Plus und hatte entsprechende Zuwächsen im Weihnachtsgeschäft erwartet. Aber dann kam ein böses Erwachen und am Ende standen nur knapp stagnierende Geschäfte mit 2,67 Milliarden Euro Branchenumsatz ohne Computerspiele.

Das zu erklären, damit tun sich Experten heute noch schwer, zumal vier Wachstumsjahre in Folge vorausgegangen waren.

Extrem spät gekauft hätten die Kunden 2013, wagt Konsumforscher Joachim Stempfle einen Versuch. Da sei dann mancher Weihnachtswunsch schlichtweg ausverkauft und nicht mehr nachbestellbar gewesen. Dann doch noch schnell ein Buch gekauft oder was zum Anziehen. Diesmal soll sich das nicht wiederholen, weil das Weihnachtsgeschäft unüblich früh schon Anfang November eingesetzt hat.

Mut macht Stempfle der Branche auch, weil die jährlichen Ausgaben für Spielwaren pro Kind hierzulande zuletzt stark gestiegen sind. Seit 2008 haben sie um ein Drittel auf 269 Euro zugelegt. Sie rangieren damit anders als vor sechs Jahren über dem EU-Schnitt. Zudem macht der Konsumforscher vielversprechende Renner aus.

Zum Beispiel eine überraschende Renaissance bei Plüschtieren und einen anschwellenden Trend bei elektronischem Lernspielzeug für Kinder in Form spezieller Tablet-Computer oder des von Ravensburger erfundenen digitalen Lernsystems Tiptoi. Zudem bleibe Branchenprimus Lego aus Dänemark mit seiner Kombination aus Bausteigenen und Digitaltechnik die Wachstumslokomotive der Branche.

Die größten Zuwachsraten habe bislang aber das Bastelsegment mit knallbunten Armbändern zum Selbstknüpfen. Ein typisches Weihnachtsgeschenk sind die bei Preisen von rund vier Euro je Packung eher nicht. Zu Weihnachten wird im Kinderzimmer tendenziell Teureres verschenkt wie Roboterhunde, die auf Kommandos hören, Puppen, die per Smartphone eine gewisse elektronische Intelligenz entfalten oder Minihubschrauber für ferngesteuerten Einsatz im Wohnzimmer. "Geiz ist out", sagen Branchenvertreter und die digitale Revolution im Kinderzimmer gewinnt offenkundig auch immer mehr an Fahrt.

Im Schnitt fünf Weihnachtsgeschenke bekommen deutsche Kinder. Über jedes zweite davon ist Spielzeug. Dabei wälzt sich der Markt so schnell um wie sonst nur noch Mode. Die Hälfte aller aktuell 680 000 angebotenen Artikel sind Neuheiten mit mehr oder weniger hohem Innovationsgehalt. Verkauft wird das Meiste immer noch über den stationären Handel (37 Prozent). Online-Verkäufe legen weiter zu (28 Prozent), aber mit gebremstem Wachstum.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort