Luxusgüter Rimowa wird französisch

Köln · Die französische Luxusgütergruppe LVMH kauft den Kölner Hersteller von Alukoffern. Die 3000 Mitarbeiter erwartet eine "vielversprechende Zukunft".

 Herr der Koffer: Rimowa-Chef Dieter Morszeck garantiert seinen Mitarbeitern auch nach dem Verkauf eine Zukunft.

Herr der Koffer: Rimowa-Chef Dieter Morszeck garantiert seinen Mitarbeitern auch nach dem Verkauf eine Zukunft.

Foto: frei

Die Aluminiumstruktur mit den parallelen Rillen macht Rimowa-Koffer auf den ersten Blick erkennbar. Das Design gepaart mit geringem Gewicht und die Robustheit der Koffer aus Köln haben auch Alexandre Arnault, dessen Vater Bernard hinter dem französischen Luxusgüterhersteller LVMH (Moet Hennessy Louis Vuitton) steht, überzeugt. Er bezeichnet sich seit Jahren als loyalen Kunden, obwohl sich im Konzern mit gut 70 Luxusmarken auch ein Taschen- und Kofferanbieter befindet. Jetzt, so twitterte er gestern, müsse er sich nicht mehr schuldig fühlen, dass er Rimowa-Koffer benutze. Und auf Deutsch folgt ein „Herzliches Willkommen“. Rimowa wird nun Teil von LVMH.

Gestern gaben beide Unternehmen bekannt, dass LVMH Rimowa übernimmt. Dieter Morszeck (63), der Enkel des Rimowa-Gründers, verkauft 80 Prozent seiner Anteile an dem Unternehmen. Rimowa wird dann zum ersten deutschen „Maison“ der LVMH-Gruppe, was Rimowa durchaus als Anerkennung versteht. LVMH lässt allen seinen gut 70 „Maisons“, darunter die Wein- und Spirituosenhersteller mit Champagnermarken wie Moet & Chandon oder Dom Perigon, dem Cognac Hennessy oder dem Whiskey Glenmorangie, Mode- und Lederwarenhersteller wie Louis Vitton, Givanchy oder Kenzo sowie Parfüm- und Kosmetikmarken wie Christian Dior oder Aqua di Parma, die nötige Eigenständigkeit.

So bleibt auch Dieter Morszeck nicht nur an Rimowa beteiligt, er behält auch seine Führungsfunktion, wie beide Unternehmen mitteilten. Alexandre Arnault wird Co-Geschäftsführer in Köln, wo das Unternehmen angesiedelt bleibt.

Alexander Arnault sei vor gut zwei Jahren auf Rimowa zugekommen, sagte ein Sprecher beider Unternehmen. In dieser Zeit, so Dieter Morszeck, habe er eine enge Beziehung zur Arnault-Familie aufgebaut, insbesondere zu Alexandre. „Wir vertrauen unser Familienunternehmen der LVMH-Gruppe an und garantieren damit allen Rimowa-Mitarbeitern eine vielversprechende Zukunft“, so Morszeck. „Wir teilen mit Dieter Morszeck die Leidenschaft für Innovation und den gemeinsamen Wunsch, äußerst hochwertige Produkte aus europäischer Handwerkstradition anzubieten“, sagte Bernard Arnault. Rimowa sei außerdem ein Unternehmen mit einer einzigartigen Geschichte.

Die begann 1898 in der Koffermanufaktur von Paul Morszeck in Köln-Müngersdorf. Hauptsächlich aus Holz wurden die Koffer gefertigt, die freilich auch schon möglichst leicht sein sollten. 1937 bringt dann sein Sohn Richard den ersten Überseekoffer aus Leichtmetall auf den Markt. Von ihm wurde der Firmenname abgeleitet, der für Richard Morszeck Warenzeichen steht. Die ersten Koffer mit den charakteristischen Rillen entstand 1950. 1976 entwarf Richards Sohn Dieter den ersten wasserdichten Leichtmetallkoffer, speziell für Foto- und Filmausrüstung. 1982 rückte Dieter Morszeck an die Spitze des Unternehmens und steigerte seitdem den Umsatz von 3,15 Millionen Euro auf wohl über 400 Millionen Euro im laufenden Jahr.

Dabei steckt immer noch viel Handarbeit in den Koffern. Das Aluminium etwa wird immer noch von Hand gehämmert oder geputzt. Die Aluminiumkoffer entstehen überwiegend in Köln, wo 1150 der gut 3000 Mitarbeiter des Unternehmens arbeiten. Die 2000 eingeführten Koffer aus Polycarbonat werden hauptsächlich in Tschechien gefertigt, so ein Unternehmenssprecher.

Bei der Transaktion, die noch von de Kartellbehörden genehmigt werden muss, wurde Rimowa mit 800 Millionen Euro bewertet. Ein wesentlicher Teil des Verkaufserlöses von 640 Millionen Euro soll in eine Stiftung fließen, die gemeinnützige Projekte in Wissenschaft, Gesundheitswesen, Bildung und humanitärer Hilfe in Deutschland und auch international fördern soll.

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