Rentrop trotzt Branchenflaute mit Blattsammlungen

Bonner Verlag steigert Umsatz um zehn Prozent - Aktieninformationen weniger gefragt

Bonn. Den "Spruch der Woche" präsentiert eine Tafel Besuchern und Mitarbeitern im Eingangsraum des Bad Godesberger Verlags für die Deutsche Wirtschaft AG: "Optimismus und Begeisterung sind die Beine des Lebens", lautet die aktuelle Botschaft.

Zumindest der Optimismus lässt sich durch Zahlen belegen. Trotz Branchenflaute hat der Fachverlag nach eigenen Angaben 2001 seinen Umsatz um mehr als zehn Prozent auf 77,3 Millionen Euro gesteigert.

Die Umsatzrendite sei im Vergleich zum Vorjahr leicht auf "zwischen 15 und 20 Prozent" gesunken, sagte Vorstandschef Helmut Graf am Freitag.

Verluste hat der Bad Godesberger Verlag (früher: Verlag Norman Rentrop), Herausgeber von insgesamt 67 periodisch erscheinenden Publikationen, vor allem bei seinen Börsenratgebern verzeichnet.

"Nach dem Einbruch der Aktienmärkte ist die Nachfrage der Leser deutlich zurückgegangen", bilanzierte Graf. Zuwächse hat der Verlag dagegen bei seinen Loseblattsammlungen zum Thema Personalführung erzielt. "Viele Unternehmen bauen Stellen ab und wollen dabei beraten werden", so Graf.

Diese Themen behandelten daher auch einige der sechs neuen Periodika, die der Verlag im vergangenen Jahr auf den Markt gebracht habe. Andere Neuerscheinungen befassen sich mit EDV-Themen, wie etwa "Microsoft Office für Sekretärinnen".

"Von den etablierten Blättern erwarten wir derzeit kaum Wachstum", sagte Graf. Positiv wirke sich für den Verlag, alleiniger Besitzer ist Norman Rentrop, die Unabhängigkeit vom Anzeigenmarkt aus.

Im Gegensatz zu anderen Fachzeitschriften finanziert sich der Verlag für die Deutsche Wirtschaft aus Abonnementeinnahmen. Die Loseblattsammlungen kosten laut Graf von 120 bis zu 1 000 Euro im Jahr.

Auch 2002 will der Bonner Verlag bei Umsatz und Mitarbeitern zulegen. Im vergangenen Jahr sei die Zahl der Beschäftigten um knapp 30 auf 166 gestiegen. Sie verfassen laut Graf auch zunehmend Publikationen zu Themen ohne Bezug zur Wirtschaft.

"Lifestyle-Beratung ist stark gefragt", sagte Graf. So erläutert die Loseblattsammlung "Einfacher und glücklicher leben" ihren Lesern die "Simplify-Methode zum Vermeiden hässlicher Gesichtsfalten" und rät, Fachliteratur im Urlaub zu Hause zu lassen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Viel Potenzial bei Ungelernten
Kommentar zur Arbeitslosenquote Viel Potenzial bei Ungelernten
Zum Thema
Aus dem Ressort